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Favoriten, Debütanten, Dramen: Die Formel E beginnt neu!

Am Sonntag startet die Formel E in ihre neue Saison: Wir blicken auf die Favoriten, zeigen die neuen Gesichter und geben einen Einblick in die Meisterschaft

(Motorsport-Total.com) - Die Formel E ist zurück! Nach dem knallharten Titelduell in London vor wenigen Monaten hat die Elektroserie ihre Sommerpause überstanden und geht nun in ihre dritte Saison. In Hongkong kommen die 20 Piloten der neuen Formel-E-Saison zusammen und begehen am morgigen Sonntag den Auftakt in der chinesischen Sonderverwaltungszone, wo man seit dieser Saison statt Peking fährt.

Titel-Bild zur News: Lucas di Grassi

Lucas di Grassi zählt wieder zu den Favoriten in der neuen Saison Zoom

Alle sind nach den sechs gemeinsamen Testtagen (und zahlreichen Privattests) gespannt, wie sich die Meisterschaft entwickeln wird und wer Nachfolger von Sebastien Buemi (Renault e.dams) werden wird, der sich im Battersea Park zum zweiten Champion der Formel-E-Geschichte krönte. Beste Chancen werden dem Schweizer selbst eingeräumt, denn Renault machte vor der Saison den besten Eindruck.

"Es ist immer schön zu wissen, dass man die Meisterschaft gewonnen hat", geht Buemi mit frischem Selbstvertrauen in die neue Saison. "Ich weiß, dass jeder Punkt aus der schnellsten Runde oder der Pole-Position zählt, von daher wollen wir in der dritten Saison wieder kämpfen. Wir wissen, dass es schwierig werden wird, und dass der Wettbewerb sehr stark ist, aber ich möchte einfach so viele Rennen wie möglich gewinnen."

Neues Duell zwischen Abt und Renault?

Größter Konkurrent könnte wie in den vergangenen beiden Jahren das deutsche Team Abt sein, das ab sofort verstärkte Unterstützung von Audi erhält. Die Kemptener wollen den ersten Titel ihrer Formel-E-Geschichte und haben bei den Testfahrten ebenfalls einen guten Eindruck hinterlassen. Daniel Abt hofft daher an diesem Wochenende auf den Sprung auf das Podium und sieht den Rennstall gut aufgestellt.

Das dürfte auch vor allem dank Lucas di Grassi kommen, der mit dem Team in die dritte Saison geht und nun endlich die Krone haben möchte. Das enttäuschende Ende der zweiten Saison, als er den Titel um zwei Punkte verlor, ist abgehakt: "Natürlich möchte jeder gerne gewinnen. Das Resultat war nicht das, das ich erwartet hatte. Aber so ist das Leben. Man fokussiert sich auf das nächste Rennen und die nächste Meisterschaft und wird alles geben", kündigt der Brasilianer an.


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Womöglich gibt es also erneut einen Kampf zwischen Buemi und di Grassi, der in London unschön endete. Der Abt-Pilot nahm den punktgleichen Schweizer in der ersten Kurve des Finales aus dem Rennen, was dieser ihm mächtig übelgenommen hatte. "Ich hatte einmal Achtung vor Lucas, aber jetzt habe ich überhaupt keine mehr vor ihm", polterte Buemi nach dem Meisterschaftsende in London, das er schließlich durch die schnellste Rennrunde gewinnen konnte.

Keine Aussprache nach Finalzoff

Zwar begegnen sich die beiden wieder respektvoll, doch so ganz scheint die Sache für Buemi noch nicht aus der Welt: "Wir haben nicht miteinander gesprochen. Es gibt nicht viel darüber zu sagen", weicht der Renault-Pilot Fragen über das zuletzt gestörte Verhältnis aus. "Wir haben eine neue Saison und fokussieren uns darauf, gute Leistungen zu zeigen. Die Leute haben eine Meinung über die Geschehnisse, mehr gibt es nicht zu sagen."

Auch di Grassi betont eher die starke Leistung, die Meisterschaft in einem unterlegenen Auto so lange offen gehalten zu haben, als dass er auf die Vorkommnisse von London eingeht. "Wir hatten nicht das schnellste Auto und konnten nicht kämpfen. Es war einfach nicht unser bestes Rennen", sagt er. Doch der Punktestand wurde vor dem ePrix von Hongkong wieder auf Null gesetzt, sodass der Kampf nun von vorne beginnen kann.

Sebastien Buemi, Lucas di Grassi

Lucas di Grassi und Sebastien Buemi haben sich nicht ausgesprochen Zoom

Der Kampf dürfte allerdings deutlich angezogen werden, denn die sogenannten Kleinen sind mittlerweile aus dem Feld verschwunden. Setzten Aguri und Andretti im Vorjahr noch auf veraltete Technologie, so sind nun mittlerweile alle Teams mit einem neuen Antrieb unterwegs - und vor allem mit viel Unterstützung. Mit Jaguar, DS, Audi, Renault oder BMW engagieren sich immer mehr Hersteller in der Serie und sorgen so für verstärkte Konkurrenzfähigkeit.

"Keine kleinen Teams mehr"

"Es gibt im Feld nur noch starke Teams und sehr starke Teams", sagt Abt-Teamchef Hans-Jürgen Abt. "Die Zeiten, in denen man in der Formel E von einem oder zwei Hauptkonkurrenten sprechen konnte, sind endgültig vorbei." Das hat sich auch bei den Testfahrten gezeigt, als etwa Neuling Techeetah mit gekauftem Renault-Antrieb sofort an der Spitze mitgemischt hat. Ohnehin rechnen sich viele Teams gute Chancen auf vordere Plätze aus.

Zum einen wäre da DS Virgin, die mit Sam Bird und dem dreimaligen WTCC-Champion Jose-Maria Lopez große Pläne haben. "Jeder arbeitet an Siegen, weil ich glaube, dass der DSV-02 in dieser Saison ein Titelkandidat sein wird", spuckt Bird, der im Vorjahr einmal gewinnen konnte, große Töne. Und auch die anderen Rennsieger von 2015/2016, Dragon, sehen sich mit dem neuen Partner Faraday Future und der bekannten Fahrerpaarung Jerome d'Ambrosio/Loic Duval im Aufwind.


Fotostrecke: Fahrer & Teams der Formel E 2016/2017

Nick Heidfelds Team Mahindra hat bereits ebenfalls von regelmäßigen Podestplätzen gesprochen und mit Felix Rosenqvist nun einen jungen Piloten im Team, der als Formel-3-Europameister und DTM-Pilot in jüngster Zeit von sich Reden gemacht hat. Gleiche Ziele dürfte Andretti verfolgen, die ab sofort große Unterstützung von BMW und Werksfahrer Antonio Felix da Costa bekommen. Und über Techeetah muss man seit den Testfahrten ohnehin kein Wort mehr verlieren.

Jaguar schielt (noch) nicht auf Siege

Drei Unbekannte müssen ihren Wert hingegen erst noch beweisen. Venturi hat mit dem Deutschen Maro Engel bei den Testfahrten nicht gerade für positives Aufsehen sorgen können, ist aber immer für eine starke Platzierung gut. NextEV will nach einem schwachen Jahr wieder an die Erfolge der Debütsaison anknüpfen und dürfte mit Ex-Champion Nelson Piquet, der an Bord bleibt, wieder weiter nach oben drängen.

Zu guter Letzt wäre da noch Jaguar, die allerdings zunächst kleinere Brötchen backen. Mit Adam Carroll und Mitch Evans tritt man mit zwei Rookies an, die zunächst lernen sollen. "Wenn wir auf Anhieb gewinnen, dann wäre etwas falsch", hält man die Erwartungen zunächst bewusst gering. Doch ein großer Hersteller wie Jaguar dürfte kein Interesse daran haben, lange nur mit dem Strom zu schwimmen.


Fotos: Formel E in Hongkong


Einen ersten Ausblick auf die neue Ära der Formel E gibt es morgen in Hongkong. Der Saisonauftakt findet ausnahmsweise an einem Sonntag statt, sonst dürfen sich die Fans aber auf den gewohnten Samstagsrhythmus einstellen: 12 Uhr Ortszeit Qualifying, 16 Uhr Ortszeit Rennen - das sind nach deutscher Zeit morgen 6 Uhr und 10 Uhr. Wie im Vorjahr werden die Rennen bei Eurosport gezeigt.