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Zoff nach Startcrash: "Di Grassi ist verrückt geworden"

Sebastien Buemi und Nicolas Prost wettern nach dem Formel-E-Titel gegen Rivale Lucas di Grassi und unterstellen ihm Absicht: Der Brasilianer wehrt sich

(Motorsport-Total.com) - Das Formel-E-Finale (zum Rennbericht) war an Dramatik nicht zu überbieten - auch wenn die Art etwas anders war, als sich die meisten das ausgemalt hatten. Die punktgleichen Titelrivalen Sebastien Buemi und Lucas di Grassi kollidierten bereits in der ersten Kurve des Rennens miteinander und sorgten für eine kuriose Situation. Weil es Punkte für die schnellste Rennrunde gibt, versuchten beide in Qualifying-Manier die beste Zeit zu jagen, ohne am eigentlichen Renngeschehen teilzunehmen.

Titel-Bild zur News: Sebastien Buemi

Sebastien Buemi war vom Verhalten Lucas di Grassis alles andere als angetan Zoom

Beim Start war Abt-Pilot di Grassi auf den Renault e.dams von Buemi aufgefahren und riss beide ins Aus. Hätten es beide nicht an die Box geschafft, dann wäre der Brasilianer Meister geworden. Buemi vermutet daher, dass die Aktion seines Widersachers nicht ganz unfreiwillig war: "Ich weiß nicht, was ich darüber denken soll, was er getan hat", hat er kein Verständnis für die Szene. "Ich wusste, dass er alles versuchen würde."

Lucas di Grassi spielt derweil den Unschuldsengel. Laut ihm habe Buemi einfach zu früh gebremst und so den Unfall ausgelöst: "Die Daten zeigen eindeutig, dass Seb rund 50 Meter zu früh gebremst hat", verteidigt sich der ehemalige Formel-1-Pilot. "Als ich gegen Prost gekämpft und dann realisiert hatte, dass er zu früh bremst, war es für mich zu spät, die Kontrolle über das Auto zu behalten - das hat den Unfall ausgelöst."

Das entspricht laut Buemi aber nicht den Tatsachen. Der Schweizer sei extra lange auf dem Gas geblieben, "weil ich wusste, dass er etwas Verrücktes versuchen würde. Ich habe dann im Spiegel gesehen, dass er erst ordentlich gebremst hat, dann aber den Unfall heraufbeschworen hat." Der neue Meister der Formel E vermutet hinter dem Manöver böse Absicht, was auch Teamkollege Nicolas Prost bejaht: "Ich weiß nicht, was er da getan hat. Er war 100 Kilometer zu schnell und hat Seb zerstört", so der Franzose.

Doch das Duell der beiden Kontrahenten ging noch in eine zweite Runde: Wer die schnellste Rennrunde fahren würde, der würde durch die zwei Zusatzpunkte der neue Meister werden. Di Grassi setzte eine erste Marke und habe danach erneut unfair gespielt, wie Buemi sagt. Denn der Brasilianer habe ihn anschließend absichtlich blockiert, damit er keine schnelle Runde fahren kann. "Er hat die ganze Zeit auf mich gewartet, weil er wusste, dass wir schneller sind", schüttelt der Schweizer den Kopf.

Bei Renault e.dams kann man nicht verstehen, wieso di Grassi zu diesen Mitteln gegriffen hat. "Normalerweise ist er der fairste Fahrer im Feld, aber ich denke, er ist verrückt geworden", meint Nicolas Prost, der das Rennen am Ende gewinnen konnte. Doch am Ende behielt Buemi durch den schnelleren Boliden die Oberhand und krönte sich zum Meister. "Am Ende haben der beste Fahrer und das beste Team gewonnen", unterstreicht er und gibt di Grassi damit eine Spitze mit.

Diese bringt di Grassi aber umgehend zurück: "Dass ich gegen ein deutlich stärkeres Auto nur um zwei Punkte verliere, macht mich stolz auf meine Meisterschaft", sagt er und hadert derweil mit dem Umstand, dass die schnellste Runde am Ende die Meisterschaftsentscheidung brachte. "Es ist nicht fair, dass es Punkte für die schnellste Rennrunde gibt. Wir sind hier, um Rennen zu fahren, aber so sind die Regeln", seufzt er. "Der Unfall war schade, wir hätten ein sauberes Rennen haben sollen."