Rennen in Gefahr: Europakrise bedroht auch die Formel E

Die aktuelle politische Lage macht auch vor der Formel E nicht halt: Starke Zweifel an Rennen in Berlin, ungeklärte Sicherheitslage in Paris

(Motorsport-Total.com) - Ob Terrorangst oder Flüchtlingskrise: Die schwierige Situation in Europa belastet auch die Formel E, die in der Saison 2015/2016 wieder an zehn Austragungsorten Station macht und dabei nun ungewollt auf einige Hindernisse trifft, die eine Austragung der Rennen erschweren. Speziell die derzeitige politische Situation lässt über einigen Rennen Fragezeichen, die so nicht vorherzusehen waren.

Titel-Bild zur News: Start in Berlin

Der ePrix von Berlin ist durch die Flüchtlingskrise stark in Gefahr Zoom

Besonders in Berlin gibt es ernsthafte Zweifel, ob das am 21. Mai 2016 geplante Rennen stattfinden wird, denn die Flüchtlingskrise könnte eine Austragung unmöglich machen. Auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof, wo der Event bereits in diesem Jahr gastierte, sind aktuell viele Flüchtlinge untergebracht. Rund 700 Schutzsuchende sollen in den Hallen untergebracht werden, theoretisch wäre die Kapazität für 2.300 vorhanden, heißt es in anderen Zahlen.

Sollte sich die Situation nicht drastisch ändern, ist an eine erneute Austragung auf dem Flugfeld nicht zu denken. Auf Seiten der Formel E beobachtet man die Lage intensiv, kann die derzeitigen Entscheidungen aber nachvollziehen: "Wir werden jegliche Entscheidung der deutschen Regierung während dieser eindeutig humanitären Maßnahme unterstützen", erklärt Serienboss Alejandro Agag gegenüber 'motorsport.com'.

Derzeit stehe man in Kontakt mit den örtlichen Behörden und werde in den kommenden Wochen eine Entscheidung treffen. Sollte ein Rennen auf dem Flugfeld von Tempelhof nicht möglich sein, wäre das aber nicht das endgültige Aus für Deutschland, betont Agag: "Deutschland bleibt ein wichtiger Markt für die Formel E, und wir sind entschlossen, jegliche Optionen zu evaluieren, dort ein Rennen auszutragen."


Fotostrecke: Die Strecken der Formel E 2015/2016

Terror in Paris: Daniel Abt ohne Angst

Ein weiterer Problemfall erwartet die Serie bereits einen Monat zuvor, wenn die Formel E in Paris gastieren soll. Spätestens seit dem Terroranschlag am vergangenen Freitag ist ein gewisses Risiko vorhanden, einen großen Sportevent inmitten der französischen Hauptstadt auszutragen, nachdem Terroristen schon versucht hatten, beim Fußball-Länderspiel zwischen Frankreich und Deutschland ins Stade de France zu gelangen.

Natürlich könnte auch das Rennen der Formel E einen möglichen Angriffspunkt liefern und so Zweifel über eine Austragung nähren, doch bislang gibt es noch keine Anzeichen dafür, dass der ePrix nicht stattfinden würde. Der deutsche Pilot Daniel Abt sieht die Situation gegenüber 'Motorsport-Total.com' pragmatisch: "Das müssen die Veranstalter entscheiden und auch die Sicherheitsbehörden vor Ort einschätzen. Wenn von der Seite abgewägt wird, dass wir safe sind, dann vertraue ich darauf - und dann werden wir dort fahren", sagt der Abt-Pilot.

Er selbst würde angesichts der Umstände aber nicht mit einem mulmigen Gefühl in die Stadt reisen, in der im Zuge der Anschläge mindestens 132 Menschen ums Leben kamen. "Klar ist es schrecklich, was da passiert ist, und jeder hofft, dass es so nicht mehr passiert, aber deswegen kann man nicht nach Paris fahren und jedes Mal an Terror denken", will er sich die Vorfreude nicht nehmen lassen. "Es ist eine wunderschöne Stadt mit tollen Menschen, und wir werden mit Sicherheit mit guter Laune und viel Freude nach Paris kommen."

Ob das am Ende tatsächlich der Fall sein wird, wird die Zeit zeigen. Derzeit steht bis auf Moskau über allen Europa-Rennen ein Fragezeichen, denn noch ist auch in London nicht geklärt, ob das Saisonfinale erneut im Battersea Park stattfinden kann. Auch hier wird eine Entscheidung erst in den kommenden Wochen erwartet.