Klassiker im modernen Stil: Long Beach begrüßt die Formel E

(Motorsport-Total.com) - Nichts gegen Peking, Buenos Aires oder Miami, doch jedes Motorsportherz frohlockt beim Klang des nächsten Austragungsortes der Formel E: Die Elektrorennserie macht sich nämlich auf den Weg nach Kalifornien - oder besser gesagt auf die Straßen des berühmten Formelsport-Klassikers von Long Beach. Bereits 1975 wurde das Rennen - damals als Bestandteil der Formel 5000 - ausgetragen und hat seitdem Geschichte geschrieben.

Egal ob Formel 1, ChampCar oder IndyCar: Long Beach gehört zu den klangvollsten Namen eines jeden Kalenders, und auch die Formel E darf sich nun am morgigen Samstag auf dem Kurs präsentieren. "Ich kann mir keine bessere Location für ein Formel-E-Rennen vorstellen", sagt auch Ex-Formel-1-Pilot John Watson, der den letzten Auftritt der Königsklasse 1983 im McLaren gewinnen konnte. "Die Nähe zu LA, Hollywood und allen Studios - alle Stars unter der Sonne werden da sein."

Vielleicht erlebt die Serie ja sogar endlich das große Debüt von Hollywood-Star Leonardo diCaprio, der die Schlagzeilen mit seinem Einstieg beim Venturi-Team auf sich zog, bisher aber noch bei keinem Rennen vor Ort war. Doch auch ohne den Schauspieler dürfte es ein interessantes Wochenende werden, dafür sorgt allein schon der Austragungsort. "Long Beach ist der berühmteste Straßenkurs in Nordamerika. Und es sagt viel über die Formel E aus, dass sie an einem solchen Ort fährt", sagt US-Rennlegende Gil de Ferran.

Kurzvariante soll für Spannung sorgen

Im Gegensatz zu ihren berühmten Serienkollegen begnügt sich die Formel E allerdings mit einer Kurzvariante des Kurses, die aus gerade einmal sieben Kurven besteht. Gestartet wird auf der Original-Zielgerade in Uhrzeigerrichtung, wo schon die erste Schikane beim Rainbow Lagoon wartet. Danach biegen die Piloten rechts auf die South Pine Avenue ein und kommen bereits wieder auf die Originalstrecke, die schließlich mit zwei weiteren Rechtskurven am Convention Centre vorbeiführt, bevor sich einem langen Linksbogen die letzte Haarnadel anschließt.

"Das ganze Layout sieht sehr rennfreundlich aus", urteilt de Ferran. "Mit der Ausnahme von einer Kurve am Südende ist Long Beach sehr breit, darum erlebt man hier auch traditionell gutes Racing - weil die Fahrer Seite an Seite fahren können", rechnet der Brasilianer auf dem 2,1 Kilometer langen Rundkurs mit Spannung.

Gleiches verspricht aber auch die sportliche Ausgangsposition der Serie. Mit Nicolas Prost gibt es seit dem Lauf in Miami einen neuen Gesamtführenden, der gleichzeitig auch der fünfte Laufsieger im fünften ePrix der Saison war. Der Franzose liegt aber gerade einmal sieben Zähler vor Lucas di Grassi (Abt) und dürfte in Long Beach wieder zu den großen Favoriten zählen - eventuell wird er ja der erste Pilot sein, der zwei Siege in der Formel E landen kann. Zumindest ist sein Team e.dams nach dem Triumph von Sebastien Buemi in Punta del Este der erste Rennstall mit zwei Siegen auf dem Konto.

Endet Nick Heidfelds Horrorserie?

Nach den Plätzen zwei, drei und vier gehört aber auch Nelson Piquet jun. wieder zu den Favoriten. Der China-Pilot ist der einzige Fahrer unter den Top 6, der noch keinen ePrix gewinnen konnte und somit der logische Anwärter auf Sieger Nummer sechs der Serie. Oder vielleicht kann Scott Speed nach seinem Sensationsdebüt in Miami, wo er auf Anhieb Zweiter werden konnte, erneut den Favoriten in die Suppe spucken.

Der US-Amerikaner erhält nämlich bei seinem zweiten Heimspiel in Kalifornien erneut die Chance, für Andretti in das Lenkrad zu greifen und sein Ergebnis aus Miami vielleicht noch einmal zu verbessern. Ebenfalls wieder mit dabei sein werden auch Vitantonio Liuzzi beim Team Trulli sowie Loic Duval bei Dragon - damit herrscht zum ersten Mal in der Geschichte der Serie Kontinuität bei den Fahrern.

Aus deutscher Sicht gilt das Augenmerk wieder Daniel Abt (Abt) und Nick Heidfeld (Venturi). Abt ist nach seiner ersten Podestplatzierung aktuell auf einem Hoch und möchte das gute Ergebnis von Miami wiederholen, während Heidfeld weiterhin auf das Ende seiner Pechsträhne wartet, die ihn beim vergangenen Lauf von ganz hinten starten ließ. Vielleicht kommt ja unter den Augen von Teammitbesitzer Leonardo diCaprio die Wende - der Sport hat schon ganz andere Geschichten geschrieben.

Wer das Spektakel auf dem berühmten Stadtkurs miterleben möchte, braucht allerdings einen langen Atem. Aufgrund der Zeitverschiebung von neun Stunden geht die Ampel hierzulande erst um 1:00 Uhr in der Nacht zum Sonntag auf grün. Der Bezahlsender Sky überträgt das Rennen wie gewohnt live.