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  • 15.11.2014 11:08

  • von Christian Nimmervoll & Stefan Ziegler

Nach Crash: Gegner nehmen Verstappen in Schutz

Der Kampf um den Sieg beim Klassiker in Macao ist für Max Verstappen beendet, aber trotz seiner fragwürdigen Aktion im Qualifikationsrennen erntet er keine Häme

(Motorsport-Total.com) - Der designierte Formel-1-Pilot Max Verstappen (steht für 2015 bei Toro Rosso unter Vertrag) wird sein letztes Rennen in den Nachwuchsformeln voraussichtlich nicht gewinnen. Denn mit dem Ausfall im Qualifikationslauf beim Formel-3-Klassiker in Macao hat er kaum noch realistische Chancen, im tatsächlichen Grand Prix auch nur in die Nähe des Podiums zu kommen.

Titel-Bild zur News: Max Verstappen

Max Verstappen erlebte im Qualirennen in Macao nicht gerade eine Sternstunde Zoom

Verstappen, auf den an diesem Wochenende alle Augen gerichtet sind, lag nach einem guten Start an zweiter Stelle, deutlich hinter Lucas Auer, als er abflog. "Ich habe in der engen Rechtskurve beim Bremsen die Hinterräder blockiert. Der Einschlag in die Mauer mit dem Heck war relativ langsam, aber dabei wurde der Reifen von der Felge gezogen. Leider ist die Vorderradaufhängung gebrochen. Das war's", schildert er den Unfallhergang und ergänzt: "Ich habe nicht einmal gepusht, sondern einfach nur die Kurve verschlafen. So schnell geht's hier."

Doch wer bei seinen weniger im Rampenlicht stehenden Kollegen Schadenfreude erwartet hätte, der irrt: "Wenn du hinter einem anderen Auto Abtrieb verlierst, geht schnell einmal das Heck verloren. Das kann jedem passieren", meint zum Beispiel Auer, während Sieger Felix Rosenqvist auf die in Macao so wichtige Erfahrung verweist: "Für ihn ist es doppelt so schwierig wie für alle anderen, die schon drei- oder viermal hier waren. Seine Leistung verdient Respekt."

Denn Verstappen tastete sich von Training zu Training immer besser an die Spitze heran und wäre vom möglichen zweiten Startplatz wahrscheinlich einer der großen Favoriten auf den Gesamtsieg gewesen. So muss er kleinere Brötchen backen: "Ich werde versuchen, ein gutes Rennen zu fahren und in die Top 5 zu kommen. Dafür brauchst du natürlich ein bisschen Glück. Ein massiver Startunfall würde helfen", grinst er - und fügt an, dass er natürlich niemandem eine Verletzung wünsche.

Unabhängig vom Rennergebnis geht's am Sonntagabend ins Casino - eine gute Gelegenheit, sich jene 500 US-Dollar zurückzuholen, die er als Strafe berappen muss, weil er sein demoliertes Auto nach dem Crash nicht einfach stehen ließ, sondern an die Box zurückfuhr und in einer engen Rechtskurve zurückschieben musste. Dadurch war das Nadelöhr so verstopft, dass die nachfolgenden Kollegen keine andere Wahl hatten, als hinter Verstappen anzuhalten.


Unfall von Max Verstappen in Macao

Von Reue für seine fragwürdigen Wendemanöver ist beim Niederländer keine Spur: "Ich wollte nicht dort warten", erklärt er mit einem verschmitzten Grinsen im Gesicht. Immerhin gibt er zu, dass ihn Macao eine wichtige Lektion gelehrt habe: "Halte dich von den Mauern fern!" Das kann er nächstes Jahr in Monaco anwenden. Ins chinesische Spielerparadies wird er als Rennfahrer wohl nicht mehr zurückkehren, daher sagt er: "Ich bin froh, dass ich Macao noch gesehen habe."

Im Hauptrennen will er "einfach mein Ding durchziehen" und dann schauen, was dabei herauskommt. Doch selbst wenn es am Ende kein Spitzenergebnis wird, hat Verstappen in Macao eine weitere Talentprobe abgelegt. "Ich hatte noch nie ein Problem damit, neue Strecken zu lernen", relativiert er. "Bevor ich hierher kam, war das Ziel, es in den Trainings langsam angehen zu lassen, aber trotzdem: Wenn ich in einem Rennen Zehnter werde, kann ich nicht glücklich sein. So bin ich halt."

Favoriten sind nun andere. Der Schwede Rosenqvist etwa, der es allerdings von der Pole-Position aus auf den ersten Metern schwer haben wird, Windschatten-Attacken von hinten abzuwehren. Genau das ist ihm heute nämlich auch passiert: "Das war genau das, was ich nicht wollte, nämlich dass ich genau wie 2012 und 2013 einen guten Start erwische, aber dann wegen des Windschattens keine Chance habe."


Formel-3-Grand-Prix in Macao

"Solange man in diesem Rennen in den Top 3 ist, ist alles gut", sagt der Fahrer des deutschen Mücke-Teams. "Ich bin zufrieden mit unserem Tempo. Die drei schnellsten Fahrer stehen auf dem Podium." Teamkollege Auer, bis zur Safety-Car-Phase der dominante Mann im Feld, blickt dem Rennen optimistisch entgegen: "Ich bin sehr zuversichtlich. Ich habe sehr gute Reifen für morgen. Wir waren unglaublich schnell, aber dann kam das Safety-Car raus. Beim Restart war es enorm schwierig, den ersten Platz zu verteidigen."