Nachwuchshoffnung Auer: "Muss mit Resultaten überzeugen"

Die österreichischen Motorsportfans warten schon lange auf einen Nachfolger für Rindt und Lauda: Lucas Auer gilt als größte Nachwuchshoffnung in der Alpenrepublik

(Motorsport-Total.com) - Das Formel-1-Comeback in Österreich war ein voller Erfolg und hat gezeigt, dass in der Alpenrepublik der Motorsport neben dem Wintersport einen hohen Stellenwert genießt. Österreich ist in der Rennszene derzeit auch stark vertreten. Dietrich Mateschitz betreibt zwei Formel-1-Rennställe und hat in den vergangenen vier Jahren alles gewonnen. Bei Sauber ist Monisha Kaltenborn Teamchefin und auch bei Mercedes halten mit Niki Lauda und Toto Wolff zwei Österreicher die Fäden in der Hand. Dazu kommen noch unzählige kleinere Spezialfirmen, die im weltweiten Motorsport aktiv sind.

Titel-Bild zur News: Lucas Auer

Lucas Auer ist die große Nachwuchshoffnung in Österreich Zoom

Die österreichischen Fans warten allerdings schon lange auf den nächsten Formel-1-Weltmeister. Mit Jochen Rindt fing die Motorsporttradition an. Lauda wurde dreimal Weltmeister. Bisher fuhren 13 Österreicher in der Königsklasse. Der letzte davon war Christian Klien. Der letzte Sieg eines Österreichers gelang Gerhard Berger im Jahr 1997 in Hockenheim. Nun begeistert sein Neffe in den Nachwuchsserien. Lucas Auer begann seine Karriere 2001 im Kartsport und stieg 2011 in den Monoposto um.

Allerdings startete Auer zunächst in Asien und wechselte erst 2012 in den Formel-3-Cup nach Deutschland. Warum wagte er den Schritt nach Asien und Neuseeland? "Ich wollte in die Formel-BMW, denn es ist ein sehr gutes Auto. Es ist vom Kart auch kein zu großer Schritt, aber die Aerodynamik, die Motorleistung und das Getriebe sind schon sehr gut. Diese Serie gab es dann in Europa nicht mehr, sie wurde aber noch in Asien gefahren", blickt Auer im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' zurück. "Es sind einige Europäer hinüber gewechselt und ich war einer davon."

"Drei, vier Rennen wurden auch im Rahmen der Formel 1 ausgetragen. Man konnte sich also präsentieren, das war super. Auch für das Lernen der Rennstrecken war es sehr gut, weil man sie dann später in der Karriere schon kennt." Der Ausflug war auch wichtig für die Lebenserfahrung: "Außerdem war es für mich als 16-Jährigen auch gut, eine andere Kultur kennenzulernen", grinst Auer.

Allgemein wird das Niveau in den europäischen Nachwuchsklassen höher eingeschätzt als jenes in asiatischen oder nordamerikanischen Serien. Auer relativiert aber: "Man muss immer unterscheiden: Wenn ein Europäer nach Asien kommt, dann hat er es hart. Wenn ein Asiate nach Europa kommt, dann hat er es noch härter, weil Europa stärker ist. Aber auch wenn ein Europäer nach Asien kommt, dann muss man sich in diesem Revier erst durchsetzen. Natürlich ist Europa vom Rennfahren her stärker."


Fotos: Formel-3-EM in Moskau


Trotzdem meisterte der heute 19-Jährige die Umstellung gut und wurde auf Anhieb Vizemeister im Formel-3-Cup. Der nächste Schritt war die Formel-3-Europameisterschaft, wo der Hoffnungsträger in seiner ersten Saison schon ein Rennen (Brands Hatch) gewinnen konnte. In diesem Jahr gewann Auer in Hockenheim und liegt vor dem Wochenende in Spielberg auf dem dritten Platz der Meisterschaft. "Es war bisher ein hartes Jahr", meint er dennoch.

Lucas Auer

Lucas Auer fährt im renommierten Formel-3-Team von Peter Mücke Zoom

"Es ist meine zweite Saison und mein Ziel ist nach wie vor der Gewinn der Meisterschaft. Ich habe mich mit jedem Rennen weiterentwickelt, vor allem bei der technischen Abstimmung. Auch fahrerisch lernt man natürlich dazu. Wir arbeiten hart und sind zuversichtlich, dass wir noch weiter nach vor kommen." Die Formel 3 fährt an jedem Wochenende drei Rennen und bietet für die Stars der Zukunft die optimale Plattform. "Perfekt", findet auch Auer. "Lange Rennen braucht man noch nicht. Die Starts und die ersten Runden sind sehr wichtig. Umso mehr, umso besser. Die Formel 3 fährt mehr Rennen als jede andere Rennserie."

Unterstützung von Berger wertvoll

Unterstützung erhält Auer von Berger, der auch der FIA-Beauftragte für den Formelsport ist. Auer weiß die Unterstützung zu schätzen: "Der Gerhard ist mein Onkel. Er hat so viel Erfahrung und kennt jede Seite, als Fahrer und als Teamchef. Er war überall. Ich muss ihn wie einen Schwamm aussaugen. Ich bin sehr froh, dass ich ihn an meiner Seite habe." Gibt es auch gute Tipps? "Es ist nicht so viel, wie manch einer denkt", stellt Auer klar. "Wenn er ab und zu an der Strecke ist, dann ist es Goldwert."

Mit der Zeit wurden die Ratschläge weniger, denn mittlerweile zählt der 19-Jährige zu den besten Formel-3-Piloten Europas. "In den kleineren Klassen war es so, aber mittlerweile weiß ich, was ich zu tun habe. Ab und zu hört man so etwas schon. Das ist ja kein Druck, sondern eine Hilfe. Das ist auch so, wenn Jos Verstappen seinem Sohn etwas sagt. Das hat es alles schon gegeben." Dennoch will Auer seine eigene Karriere auf die Beine stellen. "Man muss seinen eigenen Weg gehen. So hat es auch er gemacht."

Gerhard Berger

Gerhard Berger war der letzte große Formel-1-Star aus Österreich Zoom

Neben Auer stechen in dieser Saison vor allem Esteban Ocon und Max Verstappen in der Formel 3 heraus. Ocon ist Junior des Formel-1-Teams Lotus. Bei Verstappen ist noch offen, ob er in Zukunft von Mercedes oder Red Bull gefördert wird. Auer wird derzeit von keinem Formel-1-Rennstall oder Hersteller unterstützt. "Es ist aber kein Geheimnis, dass ich die Augen offenhalte. Mein nächstes Ziel ist es, in einem Juniorteam zu sein. Man muss aber bis Jahresende warten, wenn abgerechnet wird. Es zählen die Resultate."

Auer will in ein Juniorteam kommen

Der Weg in die Formel 1 führt heute nur noch über die Unterstützung eines Teams oder Herstellers, oder man kauft sich mit finanziellen Mitteln ein. Auer will sich seine Formel-1-Chance über ein Juniorteam erarbeiten. "Es geht um sehr viel Geld und deshalb kann ich nachvollziehen, dass es hart ist. Aber man hat eine realistische Chance", meint der Österreicher. "Wenn man seinen Job macht, bekommt man einen Formel-1-Test und ein Cockpit."

Deswegen ist auch die Planung für die kommende Saison noch offen. "Es ist schwer zu sagen. Ich versuche, in ein Juniorteam zu kommen. Die GP3 auf keinen Fall, weil ich sie mit der Formel 3 auf einer Ebene sehe. Die Formel 3 ist aber stärker. Wenn, dann die Renault-World-Series oder die GP2", denkt Auer über die nächsten Betätigungsfelder nach. Bis es soweit ist, steht an diesem Wochenende das wichtige Heimrennen auf dem Red-Bull-Ring auf dem Programm.

Lucas Auer

In Hockenheim feierte Lucas Auer seinen ersten Saisonsieg Zoom

Im Rahmenprogramm der DTM kann sich Auer den österreichischen Motorsportfans präsentieren. Er ist auch sehr zuversichtlich: "Wir haben im Vorfeld einen Test auf dem Lausitzring absolviert. Ich werde mich sicher sehr stark präsentieren. Im ersten Rennen muss ich eine Strafe von fünf Startplätzen absitzen, aber ich will mein Bestes geben." Denn er weiß, dass nur ein Weg in die Formel 1 führt: "Ich muss mit Resultaten überzeugen."

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