• 21.09.2011 14:44

  • von Roman Wittemeier

Der neue Trend: Formelserien loben Testfahrten aus

Die Nachwuchsserien im Formelsport wollen sich mit besonderen Aktionen in Szene setzen: Formel-3-Euroserie schickt die Besten in DTM- und Renault-Worldseries-Tests

(Motorsport-Total.com) - Kartsport, Formel BMW, Formel 3, GP2/Renault-Worldseries und schließlich Formel 1 - so war bis vor wenigen Jahren der logische Weg von talentierten Nachwuchstalenten in Richtung Traumstation. Doch der Unterbau der Königsklasse hat sich verändert. Mit Formel 2, AutoGP und GP3 kamen neue Serien hinzu, die Formel-3-Euroserie hatte zuletzt eine deutliche Verkleinerung des Startfeldes zu verzeichnen, auch die traditionell starke Britische Formel 3 litt beispielsweise darunter.

Titel-Bild zur News: Max Chilton

Die Formelserien buhlen um das Talent und Geld der Youngster

Die Serienbetreiber suchten neue Lockstoffe für ihr jeweiliges Angebot. In der Formel-3-Szene versuchte man es gemeinsam mit der FIA über die Schaffung der internationalen Formel-3-Trophy - ein Gebilde, das bis heute fast niemand versteht. Ein anderer Ansatz ist das Ausloben von Tests in höherklassigen Serien. Diesen Weg geht neben der Formel 2 (Sieger bekommt Formel-1-Testtag mit Williams) auch die Formel-3-Euroserie.

Die beiden bestplatzierten Piloten der Saison dürfen am Ende des Jahres einen Test in einem Auto der Renault-Worldseries absolvieren. Solch eine Probefahrt würde normalerweise mit Kosten zwischen 20.000 und 30.000 Euro zu Buche schlagen - ein nettes Geschenk für einen Youngster also. Die jeweils besten zwei Piloten mit Mercedes- oder VW-Power im Heck dürfen sogar einen DTM-Test absolvieren. Somit werden Daniel Juncadella und Roberto Merhi wohl bald im Mercedes sitzen, Marco Wittmann und Laurens Vanthoor mit großer Wahrscheinlichkeit im Audi A4 DTM.

Auch der neue Formel BMW Talent Cup und der deutsche Formel-3-Cup sind auf diesen Zug nun aufgesprungen. Stefan Wackerbauer, der sich am Wochenende in Oschersleben als bester Nachwuchsmann des neuen BMW Programmes durchsetzen konnte, wird auf Kosten der Münchener nicht nur einen Test, sondern gleich eine gesamte Saison im Formel-3-Cup absolvieren dürfen.

"Der Junge ist offensichtlich sehr leistungsorientiert und zielstrebig, talentiert sowieso. Dies alles muss man mitbringen, um in der Formel 3 bestehen zu können", sagt Serienboss Bertram Schäfer. "2012 wird Stefan lernen, mit viel mehr Motorleistung und viel mehr Fahrzeugdaten umzugehen. Zudem kommt das Feature 'Push-to-Pass' hinzu. Die gute Schule des BMW Talent Cup findet im Formel-3-Cup sicher ihre Fortsetzung."

In der Verknüpfung von Formel BMW Talent Cup und Formel 3 lässt sich ein Aufstieg für Youngster erkennen, in anderen Serien ist das Ausloben von Testtagen allerdings etwas mit Vorsicht zu genießen: eine Chance, ja - aber nicht mehr. Vom Formel-2-Champion Andy Soucek (2009) spricht heute kaum noch jemand, obwohl er nach seinem Formel-1-Test mit Williams einen Testfahrervertrag beim damals neuen Team Virgin in Aussicht hatte.


Fotos: Formel BMW Talent Cup in Oschersleben


Das Konzept macht eine Teilnahme an Nachwuchsserien möglicherweise schmackhaft, stellt aber noch lange nicht die Aufstiegsgarantie im Erfolgsfall dar. Ebenso wird es wohl auch beim Versprechen von Lotus-Teamchef Tony Fernandes sein. Der Malaysier unterstützt die asiatische JK-Racing-Championship, indem er für den besten Teilnehmer einen Test in seinem GP2-Team AirAsia auslobt. "Wir wollen Träume wahr werden lassen", sagt Fernandes. Die Erfüllung dieses Traumes kostet den Geschäftsmann gar nichts. Den glücklichen GP2-Tester spart es immerhin 25.000 bis 30.000 Euro - so viel kostet ein GP2-Test.