powered by Motorsport.com
  • 08.07.2011 12:39

  • von Mirko Bortolotti

Bortolotti-Kolumne: Wiener Blut in der Formel 2

Der Austro-Italiener Mirko Bortolotti stellt sich nach seinem Formel-2-Doppelsieg auf dem Nürburgring der Leserschaft von 'Motorsport-Total.com' vor

Liebe Leserinnen und Leser von 'Motorsport-Total.com',

Titel-Bild zur News: Mirko Bortolotti

Der Nürburgring war ein Wochenende wie aus dem Bilderbuch

ich habe gerade ein sehr erfolgreiches Rennwochenende am Nürburgring hinter mir, wo einige Fans doch ein wenig überrascht darüber waren, dass sie mich auch auf Deutsch ansprechen können. Daher weiß ich ehrlich gestanden auch nicht, wo ich mit meiner ersten Kolumne anfangen soll. Ich bin Trentiner, habe aber bis heute sehr viel Zeit in Wien verbracht, wo meine Eltern einen kleinen Eissalon betreiben. Ich hab' mich dort auch immer zu Hause gefühlt, deshalb schlägt mein Herz nicht nur für Italien, sondern auch für Österreich.

Den Rennsportfans bin ich wahrscheinlich eher durch meinen Titel in der Italienischen Formel 3 und den darauffolgenden ersten Formel-1-Test bei Ferrari bekannt, der meiner Karriere im Herbst 2008 eine Wende gegeben hat. Es wurden einige Leute auf mich aufmerksam, sodass ich zunächst einen Platz im Red-Bull-Juniorteam fand und ein Jahr später in die Ferrari-Driver-Academy aufgenommen wurde.

Schon Ferrari und Toro Rosso getestet

In diesen zwei Jahren habe ich die Young-Driver-Tests mit der Scuderia Toro Rosso und 2010 noch fünf weitere Tests für die Scuderia Ferrari absolviert. Dafür bin ich sehr dankbar, weil diese Erfahrungen enorm wichtig für meine Entwicklung als Rennfahrer waren. Schließlich bekommt nicht jeder die Chance, mit einigen der weltbesten Renningenieure auf diesem Niveau zusammenarbeiten zu dürfen.

Nach einem für mich etwas enttäuschenden Jahr in der GP3, in dem ich zumindest mehr Punkte sammeln konnte als meine beiden Teamkollegen zusammen, bin ich wieder zurück in der Formel 2. Mein großes Ziel ist der Titel und ich werde natürlich alles geben, um dies auch schlussendlich erreichen zu können. Wie den Motorsportexperten bekannt sein dürfte, bekommt der Champion einen vollen Formel-1-Testtag mit Williams, der für die Serie zweifellos ein großer Zusatzbonus ist. Wir wissen alle, welche Faktoren im Motorsport mitspielen, aber was die rein sportliche Seite angeht, habe ich nie aufgehört, an mich zu glauben, und blicke daher auch zuversichtlich in die Zukunft.

¿pbvin|16|3805||0|1pb¿Nun aber zurück in die Gegenwart: Wir hatten am Nürburgring Halbzeit und ich bin dort nach Silverstone und Spa gleich in beiden Läufen ganz oben am Podium gestanden, obwohl die Strecke für mich neu war. Das Flair am Nürburgring ist schon etwas ganz Spezielles und ich bin auf dem fünf Kilometer langen Grand-Prix-Kurs von Anfang an sehr gut zurechtgekommen. Des Weiteren habe ich es mir auch nicht verkneifen können, am Freitag nach unseren beiden Trainingssessions eine Runde auf der Nordschleife zu drehen, was ich jedem Motorsportfan nur dringendst empfehlen kann!

Deutschland scheint überhaupt ein guter Boden für mich zu sein, wenn man bedenkt, dass ich auch bei meinem bislang einzigen Einsatz in der Formel-3-Euroserie in Hockenheim auf Platz drei gelandet bin und im Vorjahr beide GP3-Rennen mit zwei Top-6-Platzierungen beenden konnte.

500 PS im Williams-Chassis

Unser von Williams gebauter Formel-2-Bolide leistet inzwischen knapp 500 PS und meine Trainingsbestzeit am Sonntagmorgen war um mehr als fünf Sekunden schneller als das, was in der Britischen Formel 3 am Vortag zur Pole-Position gereicht hat. Das Auto wurde also seit 2009 in allen Bereichen stark weiterentwickelt, vor allem auch in punkto Zuverlässigkeit, was somit allen Teilnehmern einen ausgeglichenen Kampf garantiert.

Mirko Bortolotti

Mirko Bortolotti hatte bereits die Ehre, einen Formel-1-Ferrari zu testen Zoom

Um mehr Überholmanöver zu ermöglichen, haben wir auch eine "Over-Boost-Funktion" an Bord, über die wir noch achtmal pro Rennen zusätzliche 75 Pferdestärken auf der Hinterachse bekommen. Somit spielt auch die Taktik eine wichtige Rolle. Ich fühle mich jedenfalls sehr wohl in dieser Rennserie und freue mich schon auf meinen nächsten Einsatz in Brands Hatch in zwei Wochen.

Übrigens: Alle deutschsprachigen Fans, die die Formel 2 am Nürburgring verpasst haben und unbedingt einmal live erleben möchten, haben dazu am letzten Augustwochenende (26. bis 28.), am Red-Bull-Ring in Spielberg die Gelegenheit. Unsere Autos sind die schnellsten, die man dort vorerst erleben kann, daher hoffe ich natürlich auch auf eine möglichst starke rot-weiß-rote Unterstützung.

Bis dahin,

Mirko Bortolotti