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  • 14.08.2008 09:26

  • von Michael Noir Trawniczek

Nikolic: "GP3 ist ein guter Weg"

Fahrermanager Edi Nikolic kennt als Manager von Norbert Siedler die künftige GP3-Serie - im Interview plädiert er für einen kostengünstigeren Motorsport

(Motorsport-Total.com) - Mit seiner Firma 'ENIK Motorsport Management & Sport Consulting' ist Edi Nikolic im Motorsport als Manager tätig. Einer seiner bekannten Schützlinge ist der Österreicher Norbert Siedler, der bereits im Jahr 2003 einen Formel-1-Test bei Minardi absolvieren durfte, dann jedoch als Formel-3000-Proseries-Champion des Jahres 2005 gezwungen war, in die amerikanische ChampCar-Atlantic-Serie zu wechseln.

Titel-Bild zur News: Norbert Siedler

Nikolic-Schützling Norbert Siedler feierte in der IFM schon einige Triumphe

2007 kehrte er nach Europa zurück, bestritt die Le-Mans-Series, das 24 Stundenrennen von Le Mans und zwei Events der International Formel Master (IFM), wo er auf Anhieb zwei Läufe gewinnen konnte. Heute fährt Siedler zugleich in der IFM und im Porsche Supercup. Dort konnte er zuletzt dreimal in Folge Punkte an Land ziehen, in der IFM wurde er vor kurzem in Brands Hatch in Führung liegend von einem Konkurrenten abgeschossen.#w1#

Nikolic empfindet Bewunderung für seinen Schützling: "Es ist schon sehr beachtlich, wie er den Spagat zwischen diesen so unterschiedlichen Rennserien hinbekommt. Der Porsche ist ein schweres Auto, das du rund fahren musst - der Formel Master-Bolide ist leicht und exakt. Du musst völlig unterschiedlich an die Sache herangehen." Siedler gehört damit zu den wenigen Piloten, die solcherart flexibel sind - die früheren Formel-1-Piloten waren es gewöhnt, nebenbei auch Tourenwagen oder sogar Formel-2-Rennen zu bestreiten.

GP3 hat höheren Status als die F3

Apropos Formel 2: FIA-Präsident Max Mosley soll laut einem Bericht von 'Motorsport-Aktuell.com' ausgerechnet jene Formel Master als Basis für sein Formel-2-Projekt erkoren haben, welche laut dem Bericht vor kurzem einen Deal mit Bernie Ecclestone abgeschlossen hat: Die Formel Master wird ab 2009 unter der Bezeichnung GP3 auch im Rahmenprogramm der Formel 1 agieren und als direkte Aufsteigerserie der GP2 fungieren.

Nikolic betrachtet diesen Schritt als eine positive Maßnahme: "Damit wird der Formel Master immens geholfen - denn sie stand ja schon seit jeher in direkter Konkurrenz zur Formel-3-Euroserie. Als GP3, im Rahmen der Formel 1, hat sie natürlich sofort einen höheren Status." Für Nikolic wäre es eine Ideallösung, wenn die neue GP3 zum Teil neben der Formel 1 und zugleich aber auch weiterhin im Rahmenprogramm der WTCC auftreten würde.

Motorsport muss kostengünstiger werden

"Wir alle wollen ja die besten, und nicht die reichsten Piloten in der Königsklasse sehen." Edi Nikolic

Die Formel Master scheint der aufstrebende Komet der Formelrennserien zu sein - was mit der Ernennung zur GP3 nun auch quasi offiziell bestätigt wurde. Nikolic nickt: "Die Formel Master hat nicht nur ein sehr gutes Medienkonzept, sie ist auch sehr darauf erpicht, die Kosten für die jungen Piloten zu senken. Das ist gerade heute willkommen, wo die Schere zwischen Arm und Reich immer größer wird."

"Der Motorsport ist ja auch ein Spiegel unserer Gesellschaft und es ist für einen Piloten ohne finanziellen Background heute nur noch schwer möglich, sein Talent in die Auslage zu stellen. Wenn sich diese Entwicklung fortsetzen würde, wäre das letztlich auch für die Formel 1 schädlich - denn wir alle wollen ja die besten, und nicht die reichsten Piloten in der Königsklasse sehen."

Derzeit kostet eine Formel-Master-Saison rund 450.000 Euro, was Nikolic bestätigt, wobei er hinzufügt: "Auch diese Summe muss man erst einmal aufstellen. Der Motorsport ist heute sehr kostspielig - die GP2 kostet 1,5 bis 2 Millionen Euro pro Saison. Da kann man es nur begrüßen, wenn der GP2 mit der GP3 eine Rennserie vorgelegt wird, die speziell auf Kosteneinschränkung bedacht ist. Und dieser Spargedanke geht auch nicht auf Kosten der Qualität - das Formel-Master-Auto ist nach anfänglichen Kinderkrankheiten heute ein sehr gutes Rennauto, das sehr konkurrenzfähig ist."

Mehr Möglichkeiten im Formel-1-Rahmen

Dass mit der Ernennung zur GP3-Serie der Aufwand steigen könnte, glaubt auch Nikolic: "Man wird wohl damit rechnen müssen, dass die Kosten für eine Saison um etwa 20 bis 30 Prozent ansteigen werden. Andererseits hast du im Rahmenprogramm der Formel 1 durchaus mehr Möglichkeiten, was die Sponsorenarbeit anbelangt."

Die allgemeine Skepsis vieler in den verschiedenen Rennserien tätiger Profis hinsichtlich der von der FIA respektive von Max Mosley angedachten Formel 2 teilt auch Nikolic. Die von Mosley angepeilten 200.000 Euro, welche laut Mosley pro Saison an Kosten anfallen sollen, würden auch ihm etwas zu optimistisch klingen, sagt Nikolic. "Allein ein gutes Rennauto kostet heute runde 100.000 Euro - und da sind noch keinerlei weiteren Kosten abgedeckt", fügt Nikolic hinzu. In wie fern es sich bei den Ereignissen rund um die Ernennung der Formel Master zur GP3-Serie um einen Machtkampf zwischen FIA/Mosley und CVC/Ecclestone handeln würde, wollte der Tiroler nicht beurteilen.

Talente müssen sich durchsetzen

Alles in allem jedoch spricht sich Nikolic für eine neue Denkweise im Motorsport aus: "Der Sport muss unbedingt wieder kostengünstiger werden, die Talente müssen sich durchsetzen. Wenn du dir die heutige Formel 1 ansiehst: Früher waren die Autos nur sehr schwer zu fahren - dass ein Rookie wie Lewis Hamilton gleich vom ersten Rennen an vorne mitfährt, hat es früher nicht gegeben."

Nikolic liefert auch ein Rezept, wie man künftig vorgehen könnte: "Ich bin natürlich kein Techniker, aber: Die Autos waren früher alle übermotorisiert, sie waren instabil und nur schwer zu beherrschen. Heute sind sie eher untermotorisiert und du kannst damit wie mit einer Eisenbahn durch die Kurven fahren. Wenn man die Aerodynamik weiter reduzieren und man zugleich die Motoren stärker auslegen würde, wäre es wieder schwieriger, ein solches Auto zu pilotieren. Der starke Motor wäre kein Sicherheitsrisiko - dann müsste man eben früher auf die Bremse steigen. Am Ende würde das Fahren auch wieder mehr Freude bereiten - und das wiederum würde zu mehr Spektakel führen und damit die Fans erfreuen."