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  • 26.02.2017 07:41

  • von Heiko Stritzke & Roman Wittemeier

Audi-Sportchef Gass warnt: Formel E muss bezahlbar bleiben

Ein Hersteller nach dem anderen kommt in die Formel E - Audi-Motorsportchef Dieter Gass setzt bei der Eindämmung der Kosten auf die FIA - Doch was kann diese tun?

(Motorsport-Total.com) - Die Formel E wächst und gedeiht. Ein Hersteller nach dem anderen steigt ein, sichert sich Startrecht oder bekundet zumindest Interesse. Bereits in dieser Saison sind mit e.dams (Renault), Abt (Audi), Virgin (Citroen/DS), Mahindra, Andretti (BMW) und Jaguar sechs Autohersteller in der Elektrorennserie involviert. Mercedes hat sich ein Startrecht ab 2018/19 gesichert und auch Nissan bekundet Interesse.

Titel-Bild zur News: Dieter Gass

Dieter Gass sieht einen schwierigen Spagat auf die Formel E zukommen Zoom

Eine solche Herstellerschwemme in so kurzer Zeit hat der Motorsport noch nie gesehen. Wegen der Erfahrungen mit Hersteller-Einstiegen in diverse Motorsportserien in der Vergangenheit besteht nun die berechtigte Sorge, dass die Formel E Opfer ihres eigenen Erfolgs werden könnte. "Ich sehe Gefahren", sagt Audi-Motorsportchef Dieter Gass im Interview mit 'Motorsport-Total.com'. "Aber ich sehe bei der FIA ebenso, dass man sich genau dessen bewusst ist. Wenn wir entsprechend damit umgehen, dann ist das natürlich in unserem Interesse."

Die Formel E fährt eine besondere Strategie und erlaubt nur in geringem Maße Entwicklungen. Zwar dürfen Hersteller ihren eigenen Antriebsstrang liefern, gebunden sind sie allerdings an die Leistung einer Einheitsbatterie. Auch das Chassis bleibt auf absehbare Zeit einheitlich. Die Formel E setzt auf einen Zehn-Jahres-Plan und (noch) wirkungsvolle Kostengrenzen bei der Technologie. Doch damit werden sich die Hersteller auf Dauer nicht abfinden. "Man muss aufpassen, denn es ist eine Gratwanderung", findet Gass. "Man muss das Maß finden, damit sich das Produkt Formel E weiter entwickeln kann und sie für die Hersteller interessant bleibt. Gleichzeitig muss es bezahlbar bleiben."

Doch wie schwierig Kostensenkungsmaßnahmen wirklich sind, zeigen andere Beispiele aus dem Motorsport. In der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) wurde nach einer Kostenexplosion ein Bereich nach dem anderen (Testfahrten, Aeroentwicklungen, Personaleinsatz) immer weiter eingeschränkt. Die Hersteller pumpen das gesparte Budget jedoch einfach in andere Bereiche. Derartiges Verhalten der Hersteller hatte schon zum Konzern-Exodus in der Formel 1 Ende der 2000er-Jahre geführt. Auch dort blieben Maßnahmen wie Einschränkungen im Testbetrieb oder der Windkanalstunden wirkungslos - die Kosten sind bis heute exorbitant.