Manor Racing

Großbritannien

Porträt

(Stand: 11. Januar 2017) Es sollte der Aufbruch in eine neue Ära für Manor sein, doch er endete im gleichen Schlamassel wie zuvor: Nach überstandener Insolvenz ging der Hinterbänkler 2016 erstmals mit Mercedes-Antrieben an den Start und setzte darüber hinaus auf eine Technikpartnerschaft mit Williams. Die Teamführung wurde ausgetauscht, doch das größte Problem der Mannschaft blieben die Finanzen: Noch vor Jahresende erklärte sich das Team erneut für zahlungsunfähig. Die Zukunft steht in den Sternen, wenn sich nicht schnell ein neuer Investor findet.

Das ursprünglich Virgin genannte Team entstand im Jahr 2009, als die FIA nach neuen Rennställen für die Formel-1-WM suchte. John Booth, Chef des Formel-3-Teams Manor, trommelte eine Crew zusammen und holte anschließend den Investor Richard Branson von der Virgin-Gruppe an Bord, der dem Team den Namen gab. Der exzentrische Multimilliardär trat mit dem Credo an, eine "coole" Truppe zu formen und verpasste seinen ersten Piloten Timo Glock und Lucas di Grassi schwarze Leder- statt Windjacken.

Die technische Verantwortung trug zunächst der ehemalige Simtek- und Benetton-Designer Nick Wirth, dessen Philosophie es war, seine Autos komplett ohne Windkanal nur mit CFD-Simulationen zu bauen. Der Mitarbeiterstab setzte sich zum Teil aus alten Manor-, zum Teil aus alten Formel-1-Leuten zusammen, die ihre bisherigen Teams verlassen hatten. Wirth wurde im Sommer 2011 abgelöst und das technische Kommando Pat Symonds übergeben, der schon bis dahin technischer Berater des Teams war. Zum gleichen Zeitpunkt wurde auch die Kooperation mit McLaren vereinbart. Symonds verließ das Team später aber in Richtung Williams verlassen.

In der Premierensaison 2010 erging es Virgin wie allen neuen Teams und es gelang kein einziger Punkt. Aufgrund der schlechteren Einzelergebnisse wurde der Rennstall 2010 und 2011 sogar Letzter der Konstrukteurs-WM, 2012 und 2013 Vorletzter. Dennoch erwarb am Jahresende 2011 der russische Automobilhersteller Marussia, bis dahin nur Sponsor, die Mehrheit am Rennstall.

Der Wechsel von Cosworth zu Ferrari als Antriebspartner vor der Saison 2014 brachte die Truppe voran. Häufig schneller als der zweite Hinterbänkler Caterham platze beim Monaco-Grand-Prix der Knoten: Jules Bianchi fuhr in einem Chaosrennen auf Platz neun und feierte die ersten WM-Zähler für seinen Arbeitgeber, was am Jahresende mit dem neunten Rang in der Konstrukteurswertung (noch vor Sauber) belohnt wurde. In Japan jedoch folgte der Schicksalsschlag: Der tödliche Unfall des Franzosen läutete den Niedergang Marussias ein. Nach dem Rennen in Russland stellte das Team den Rennbetrieb ein und reiste zu den abschließenden drei Grands Prix nicht mehr an.

Im Herbst 2014 meldete Marussia nach den größten sportlichen Erfolgen der Teamgeschichte Insolvenz an. Mit dem Geld des nordirischen Selfmademans Stephen Fitzpatrick kam die Mannschaft aus dem mittelenglischen Dinnington (früher Banbury) unter dem Namen Manor im Winter wie Phoenix aus der Asche zurück und nennt sich inzwischen wieder Manor-Marussia. Nach dem gescheiterten Versuch, ein Vorjahresmodell per Sondergenehmigung einzusetzen, zimmerte das Team einen Boliden nach gültigem Reglement zusammen und setzte in der Saison 2015 auf bewährte Partner: Ferrari als Antriebspartner und eine technische Kooperation mit McLaren. Dennoch gab es keine WM-Punkte, was sich 2016 dank dem Deutschen Pascal Wehrlein änderte. Trotzdem verpasste Manor es, den zehnten Rang bei den Konstrukteuren einzufahren und sich rettendes Preisgeld zu sichern.