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Großer Preis von Monaco / Monaco

Großer Preis von Monaco / Monaco

Porträt

Es ist das verrückteste Formel-1-Rennen des Jahres, der Grand Prix von Monaco. Auf der einen Seite liebt der Formel-1-Tross den irren Stadtkurs inmitten der monegassischen Metropole, in der ein siebenstelliger Kontoauszug die Aufenthaltsgenehmigung für die Einwohner ist, auf der anderen Seite verabscheuen die Teams die Strecke wegen der trotz vor einigen Jahren erfolgter Umbaumaßnahmen schwieriger Arbeitsbedingungen und nicht mehr zeitgemäßer Sicherheitsstandards.

Ebenfalls in der Kritik bei Fans und Verantwortlichen steht Monaco, weil es "zu wenig Show" biete. Sprich: Die Rennen sind aufgrund der sehr schwierigen Strecke mit nur wenig Überholgelegenheiten oft eine Prozession bei kaum Positionsverschiebungen. Das stört viele Beobachter, hat dem Besucheransturm von rund 200.000 pro Wochenende aber bisher nicht dramatisch geschadet.

Stars und Sternchen geben sich im malerischen Fürstentum die Klinke in die Hand. Abends tobt in den zahlreichen Bars und Restaurants das Leben, wenn auch weniger wild als früher. Wer es noch edler mag, verzockt seine Reisekasse im berühmten Kasino. Gratis gibt es Cote d'Azur pur, schließlich sind die vielen kleineren Ortschaften um Monaco herum problemlos mit dem Zug oder dem Bus zu erreichen.

3,340 Kilometer lang ist der Kurs mit seinen engen Kurven, Unebenheiten, Kanaldeckeln und Fahrbahnmarkierungen, die keine andere Strecke bietet. Besondere Bedeutung kommt auf dem Stadtkurs dem Qualifying zu, weil Überholmanöver im Rennen aufgrund der geringen Streckenbreite fast ausgeschlossen sind. Es gab in Monaco auch schon Grands Prix ganz ohne Positionswechsel auf der Strecke.

Neben Budapest ist Monaco der Kurs, auf dem man am meisten Abtrieb benötigt. Die Flügel sind so steil wie nur möglich gestellt. Besonders belastet werden die Radaufhängungen, denn es kann gelegentlich zu Leitplankenkontakt kommen. Die meisten Teams bringen daher verstärkte Teile nach Monaco mit.

Vor der Saison 2003 wurde im Meer Land aufgeschüttet, um mehr Platz für die Boxengasse zu gewinnen. Außerdem wurde die Boxengasse von der Seite der Start- und Zielgerade in Richtung Hafen ausgerichtet und die Ausfahrt hinter die neuralgische Stelle Sainte Devote verlegt. Dennoch haben die Mechaniker beim Boxenstopp weniger Platz als auf jeder anderen Strecke.

Auch im Fahrerlager gibt es kaum Platz, wenn man nicht über die Hafenkante ins Mittelmeer fallen will: Red Bull lagert seine Hospitality sogar wegen Platzmangels auf eine schwimmende Plattform aus, die wie ein Schiff im Hafen liegt. Damit die Straßen regelmäßig für den Verkehr geöffnet werden können, war Monaco die einzige Strecke, wo der Auftakt zum Freien Training schon am Donnerstag vor dem Grand-Prix-Wochenende stattfand. Freitag war Ruhetag, zumindest, was die Formel 1 betrifft. Seit 2022 aber fährt die Formel 1 auch in Monaco normal von Freitag bis Sonntag.

Dass der Circuit de Monaco an die Formel-1-Fahrer hohe Ansprüche stellt, zeigt auch ein Blick in die Statistik: Ayrton Senna liegt mit sechs Siegen in Führung, gefolgt von Michael Schumacher und Graham Hill mit jeweils fünf Triumphen. Alain Prost kommt auf vier Siege, vor Stirling Moss und Jackie Stewart mit drei. Dank der meist vielen Ausfälle können aber auch mal ganz unerwartete Fahrer die Ziellinie als Erster überqueren, wie zum Beispiel Olivier Panis im Jahr 1996.

Obwohl die Mauern so nahe an der Strecke sind, gab es in Monaco in der modernen Formel 1 erst ein Todesopfer zu beklagen. Lorenzo Bandini überschlug sich 1967 in der Hafenschikane, sein Auto fing Feuer. Der Italiener erlag drei Tage später im Krankenhaus seinen Verletzungen.

Monaco ist eine tragende Säule im Formel-1-Kalender. Aber 2020 fiel das Traditionsrennen aus: Schuld war die Corona-Pandemie. Deshalb wurden 2021 beim Comeback auch nur 7.500 Zuschauer zum Rennen zugelassen. Seit 2022 ist in Monaco wieder alles beim Alten, abgesehen von der Donnerstags-Tradition.