Zonta: "Sind mit der Leistung auf einem guten Weg"

Toyota-Testpilot Ricardo Zonta im 'F1Total.com'-Interview über den neuen V8-Motor, die Bridgestone-Reifen und seine eigene sportliche Zukunft

(Motorsport-Total.com) - Ricardo Zonta darf 2006 wegen Toyotas viertem Platz in der letztjährigen Konstrukteurs-WM zwar keine Freitagstrainings mehr bestreiten, dennoch ist er natürlich voll in das Testprogramm des japanisch-deutschen Teams integriert. Am Mittwochnachmittag sprach der Brasilianer im Motorhome seines Arbeitgebers mit 'F1Total.com' über die Fortschritte in der Vorbereitung auf die neue Saison.

Titel-Bild zur News: Ricardo Zonta

Ricardo Zonta ist bei Toyota ein integraler Bestandteil des Testprogramms

Frage: "Ricardo, das war dein erster Test mit dem neuen Auto, nicht wahr? Wie sind deine Eindrücke?"
Ricardo Zonta: "Nein, wir sind damit schon letztes Jahr während der letzten Tests hier im Dezember gefahren. Es gibt neue Teile am Auto, vor allem den V8-Motor und die Bridgestone-Reifen. Bisher ist es gut gelaufen. Wir lernen viel dazu. Dies ist ein wichtiger Test mit dem Material, das wir 2006 verwenden werden."#w1#

Toyota bekommt das Setup besser in den Griff

Frage: "Kannst du schon Vergleiche zwischen dem neuen und dem alten Auto und vor allem dem TF105B mit der neuen Vorderachse anstellen?"
Zonta: "Der Motor stellt für uns die größte Veränderung dar. Wir haben die Tests mit dem V8 schon Mitte 2005 aufgenommen. Wir sind mit der Leistung auf einem guten Weg. Natürlich ist der Unterschied zum V10 groß, aber wir erreichen gute Geschwindigkeiten - und wir versuchen, viel zu lernen. Wir haben mit dem Auto inzwischen eine gute Basis gefunden, denn bei den ersten Tests war es noch schwierig, ein passendes Setup zu finden. Das Auto ist doch ganz anders, und da ist es schwierig, die Balance hinzubekommen. Jetzt stimmt aber die Basis. Das passt schon."

Frage: "Man hört von den Fahrern die unterschiedlichsten Aussagen über die V8-Motoren. Der Fahrstil ändert sich ja auch. Was kannst du darüber sagen?"
Zonta: "Ja, man muss den Fahrstil ein bisschen anpassen, aber nach ein paar Runden hat man sich an den unterschiedlichen Speed gewöhnt. Der Fahrstil ist auch anders. Wenn man wieder auf einen V10 umsteigt, ist das nicht schwierig, aber man ist irgendwie beeindruckt, weil man plötzlich wieder dieselbe Geschwindigkeit wie davor hat."

"Nach ein paar Runden hat man sich an den unterschiedlichen Speed gewöhnt." Ricardo Zonta

Frage: "Findest du, dass das Fahren einfacher geworden ist?"
Zonta: "Natürlich ändert sich der Fahrstil, und man muss als Fahrer flexibel genug sein, um dies zu meistern und trotzdem schnell zu sein. Aber natürlich ist es nun einfacher, mit dem V8-Auto am Limit zu fahren. Was den größten Unterschied ausmacht, ist, wie ein Fahrer im Cockpit arbeitet, wie er das Auto weiterentwickelt - alles, was es schneller macht."

Zonta wehrt Fragen über Reifenvergleiche geschickt ab

Frage: "Toyota setzt 2006 auf Bridgestone-Reifen. Kannst du schon Vergleiche zu den Michelins anstellen?"
Zonta: "Noch ist nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu sprechen, denn wir sind noch damit beschäftigt, die Reifen selbst und ihr Verhalten mit dem Auto kennen zu lernen. Es ist noch zu früh. Wir sehen positive Resultate mit diesen Reifen. Natürlich müssen wir weiterentwickeln und versuchen, schneller zu werden."

Frage: "Inwiefern fühlen sich die Bridgestones anders als die Michelins an - und ich meine nicht so sehr in Bezug auf die Gesamtperformance, sondern eher vom Gefühl her, beispielsweise in Kurven?"
Zonta: "Natürlich mussten wir wegen der Bridgestone-Reifen unsere Fahrstile ebenfalls ein wenig anpassen. Das Auto fährt sich jetzt anders. Man kann die beiden Reifen nicht miteinander vergleichen, denn sie sind völlig unterschiedlich. Für uns Fahrer war es eine Herausforderung, sich an die Reifen zu gewöhnen und sie zum Funktionieren zu bekommen. Jetzt läuft es aber gut."

"Man kann die beiden Reifen nicht miteinander vergleichen." Ricardo Zonta

Frage: "Wegen des neuen Reifenreglements werden die Mischungen in Zukunft etwas weicher sein. Spürst du diesbezüglich beim Testen schon einen Unterschied?"
Zonta: "Nicht wirklich. Ich denke, dass das kalte Wetter hinsichtlich der Reifen eher einen Unterschied ausmacht, denn wenn es kalt ist, benötigen wir weiche Reifen. Wir werden aber auch heiße Rennen erleben, in denen man die Reifen ganz schön pushen muss. Da sollte es dann keine Probleme mehr geben..."

2006 keine Freitagstrainings mehr für Zonta

Frage: "Wie sehen deine eigenen Erwartungen für 2006 aus?"
Zonta: "Ich werde für Toyota testen und bin auch Reservefahrer für die Rennwochenenden. An den Freitagen werde ich nicht mehr fahren, weil wir in der Konstrukteurs-WM Vierter geworden sind. Natürlich werde ich weiterhin bei allen Rennen dabei sein, aber eben nur noch als Ersatzmann, falls irgendetwas passieren sollte."

Frage: "War das für deine Motivation ein Rückschlag?"
Zonta: "Es war sehr schön, an den Freitagen zu fahren. Natürlich habe ich das genossen, aber ich muss mich auf diese Saison konzentrieren und versuchen, dem Team so gut es geht zu helfen."

Ricardo Zonta

Ricardo Zonta heute bei den Testfahrten im spanischen Jerez de la Frontera Zoom

Frage: "Natürlich will jeder Rennfahrer Rennen fahren. Fühlst du dich in deiner Rolle bei Toyota wohl?"
Zonta: "Natürlich will jeder Rennfahrer Rennen fahren, aber heutzutage sind die Tests und die dritten Fahrer ungemein wichtig für das Team. Ich bin bei Toyota in einer guten Position, bin glücklich hier. Es ist eine große Familie. Ich habe Spaß daran!"

Frage: "Kannst du dir vorstellen, in eine andere Rennserie zu wechseln, falls es nicht früher oder später wieder mit festen Einsätzen klappen sollte?"
Zonta: "Ich hatte einige Optionen, aber im Moment bin ich happy damit, wo ich bin."

Frage: "Du siehst deine Zukunft also langfristig in der Formel 1?"
Zonta: "Man weiß nie..."