• 05.02.2013 16:47

  • von Christian Sylt & Caroline Reid

Wolff: "Mercedes brauchte einen Experten als Investor"

Motorsportchef Toto Wolff erzählt, wie der Kontakt zu Mercedes zustande kam, weshalb gerade er angefragt wurde, und welche Probleme dadurch auf ihn zukamen

(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Geschichte von Mercedes reicht zurück bis in das Jahr 1954, aber das jüngste Engagement als Team begann 2009, als man die Weltmeister von Brawn GP übernahm. Seit damals gewann man nur ein Rennen und wurde 2012 Fünfter in der Gesamtwertung. Um dem Glück ein wenig auf die Sprünge zu helfen nahm Teamchef Ross Brawn in diesem Jahr Ex-Weltmeister Lewis Hamilton unter Vertrag. Das Jahresbudget von 125,7 Millionen Pfund (rund 145,4 Millionen Euro) wird durch Sponsoren, Preisgeld und Zuwendungen von Mutterkonzern Daimler, die 2011 ein Einkommen von 106,5 Milliarden Euro generierten, aufgebracht.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn, Toto Wolff

Ross Brawn und Toto Wolff wissen bei Mercedes, wie Motorsport funktioniert Zoom

Wolff kam Mitte Januar von Williams und soll 30 Prozent der Mercedes-Anteile besitzen. Dem dreifachen Weltmeister und Aufsichtsratsvorsitzenden Niki Lauda gehören zehn Prozent, die verbleibenden 60 Prozent sind in der Hand von Mercedes. Wolff ist der ideale Mann, um Mercedes wieder zum Erfolg zu führen, da er Erfahrungen sowohl hinter dem Lenkrad als auch als talentierter Motorsportmanager aufweisen kann.

Wolff begann seine Motorsport-Karriere 1992 in der österreichischen Formel-Ford-Meisterschaft, zwei Jahre später gewann er in seiner Klasse die 24 Stunden auf dem Nürburgring. Er wechselte in den GT-Sport und wurde 2006 Vizemeister in der österreichischen Rallye-Meisterschaft. Wolffs Beziehung zu Mercedes begann im gleichen Jahr, als seine Investmentfirma Marchsixteen 49 Prozent der Anteile an HWA kaufte, einer Firma, die das DTM-Programm des Herstellers durchführt. Wolff sagt, Mercedes habe ihm schon wenige Tage nach den ersten Gesprächen über einen Nachfolger von Norbert Haug seine neue Position angeboten.

Rasche Entwicklung der Gespräche

"Ich kenne Mercedes sehr gut und wir haben über die Situation in der DTM und über den Abgang von Norbert Haug gesprochen. Ich wurde nach meiner Meinung gefragt und ab da entwickelte sich alles so schnell, dass sich schon bald die Möglichkeit auftat, bei der Mercedes gefragt hat: 'Möchtest du gerne die weltweiten Motorsportaktivitäten leiten und als Anteilshaber auftreten, denn wir glauben, dass wir eine Art Manager-Partner für diese Aktivitäten brauchen.'"

"Wir sind eine Gruppe, die 100 Milliarden Euro Umsatz macht, aber wir sind nicht sicher, ob wir den Motorsport wirklich verstanden haben. Wir möchten einen Experten, der nicht nur ein Manager sondern auch ein Anteilshaber ist. Jemanden, der finanziell involviert ist, unternehmerische Risiken trägt und darum jemand ist, mit dem wir zufrieden sein können."

Wolff fügt hinzu, dass es "fast schon unglaublich" war, "dass sich alles so schnell entwickelt hat, dass ich mich der Frage stellen musste, ob ich mit Williams weitermachen wollen würde - einem Team, dass ich sehr mag. Es war Mercedes wichtig, dass es kein rein finanzielles Investment war. Der Unternehmer trifft die Entscheidungen und nicht jemand, der fünf oder zehn Prozent der Anteile übernimmt, aber mitbestimmen will."

Das Williams-Dilemma

Obwohl Wolff in Mercedes investiert hat, behält er 15,4 Prozent an Williams und meint, es gäbe einen guten Grund dafür. "Ich fühle eine moralische Schuld gegenüber der Williams-Familie und gegenüber den Angestellten. Ich habe mit einigen von ihnen viel Zeit verbracht, besonders beim Rennsport, und ich möchte sie nicht fallenlassen, indem ich sage: 'Ich habe eine großartige Möglichkeit, vielleicht eine einmalige im Leben, und ich verkaufe eure Anteile an den Nächstbesten'."

Wolff sagt, dass er über Weihnachten "zwei qualvolle Wochen" verbracht habe, in der er entscheiden musste, ob er Williams verlässt. "Auf einer Seite liebe ich das Team, ich mag die Leute und ich liebe jeden Tag, den ich dort bin. Seine Wärme gab einem ein gutes Gefühl und wir haben dem Ganzen eine gute Wende gegeben. Im aktuellen wirtschaftlichen und finanziellen Umfeld war das eine große Aufgabe und ich denke, das haben wir gut hinbekommen. Dann kam diese Möglichkeit und ich war fast sieben Jahre durch HWA bei Mercedes involviert und kenne die Leute. Und sie kennen mich gut."

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