Williams holt WM-Punkt auf den letzten Metern

Bruno Senna hatte im Monza-Rennen zwei haarige Momente zu überstehen und zeigt sich von Paul di Resta enttäuscht - Pastor Maldonado durch Reifenschaden gebremst

(Motorsport-Total.com) - Für das Williams-Team steht als Bilanz des Grand Prix von Italien ein gewonnener WM-Punkt zu Buche. Bruno Senna kam nach 53 Runden auf Platz zehn ins Ziel und sorgte so für zufriedene Gesichter im Team. Der Grundstein dafür legte Brasilianer schon am Start, als er direkt drei Positionen gutmachen konnte. "Es ist toll, dass wir hier einen Punkt geholt haben und das, obwohl wir hinsichtlich unseres Tempos nicht sonderlich zuversichtlich waren", sagt Senna.

Titel-Bild zur News: Mark Gillan

Williams-Chefingenieur Mark Gillan freut sich über einen glücklichen WM-Punkt

"Wenn wir beim Boxenstopp noch etwas aggressiver zu Werke gegangen wären, dann hätten wir womöglich noch den einen oder anderen Punkt mehr einfahren können", glaubt der Brasilianer. Anders als Teamkollege Pastor Maldonado befand sich Senna auf einer Ein-Stopp-Strategie.

Die Zwei-Stopp-Strategie im Falle des Venezolaners kam jedoch nur durch einen Reifenschaden im ersten Stint zustande. "Pastor musste deshalb früher als geplant zum ersten Stopp hereinkommen. Davon ließ er sich aber nicht beeindrucken und fuhr ein starkes Rennen, auch wenn wir ursprünglich nicht mit zwei Stopps geplant hatten", offenbart Williams-Chefingenieur Mark Gillan.

Eingangs der letzten Runde lag das Williams-Duo dann auf den Plätzen elf und zwölf. In der Parabolica, der letzten Kurve des Kurses, ging dem unmittelbar vor Senna fahrenden Daniel Ricciardo (Toro Rosso) der Sprit aus. So kam der Neffe von Ayrton Senna noch vorbei und stellte den WM-Punkt für Williams sicher.


Fotos: Williams, Großer Preis von Italien


Wie eng es dabei zuging, offenbart der Brasilianer nach dem Rennen: "Daniel wurde auf einmal abrupt langsamer. Wir hatten Glück, dass es da keinen Unfall gab. Er war in der Mitte der Straße unterwegs und ich musste eine blitzschnelle Entscheidung treffen, auf welcher Seite ich ihn passieren sollte. Ich entschied mich für die äußere Spur und das war ganz schön haarig. Ich wäre beinahe noch rausgeflogen. Dadurch kam Pastor noch einmal sehr nahe, aber es war die letzte Runde und daher kein Problem."

Di Resta erntet Unverständnis von Senna

Zuvor wurde es für Senna im Rennen schon einmal haarig. Bei der Anfahrt zur Roggia-Schikane drückte ihn Force-India-Pilot Paul di Resta mit einem rustikalen Manöver von der Strecke. "Das war ziemlich eindeutig. Ich war beim Anbremsen mit meinem Frontflügel schon neben seinem Auto, als er mich einfach von der Strecke drückte", ärgert sich Senna.

"Wir haben uns sogar kurz berührt. Glücklicherweise verhakten wir uns nicht mit den Rädern", so der Williams-Pilot weiter, der den Umgang mit der Situation zumindest in Frage stellt: "Es nicht noch nicht lange her, da wurde ein Fahrer für eine ähnliche Aktion gesperrt. Heute bekam Vettel eine Strafe aufgebrummt, weil er Alonso von der Strecke gedrückt hat. Wir fahren hier Rennen und da kommt es schon mal vor, dass man sich verschätzt. Dann liegt es an den Kommissaren, darüber zu entscheiden. Wir akzeptieren die Entscheidung der Kommissare. Ich finde aber nicht, dass es richtig war, was Paul da gemacht hat."

Bruno Senna

In der Roggia-Schikane musste Bruno Senna einmal unfreiwillig geradeaus... Zoom

Eine Durchfahrtsstrafe für di Resta hätte Senna nicht unbedingt erwartet, wie er gesteht. "Ich hätte einfach erwartet, dass mir Paul Luft zum Überleben lässt. Von den Kommissaren erwarte ich gar nichts, denn das ist allein ihre Entscheidung, nicht meine. Von meinen Konkurrenten auf der Strecke erwarte ich aber sehr wohl, dass mir der nötige Platz gelassen wird", so der Brasilianer, der Glück hatte, dass sein FW34 beim Ausritt keine Beschädigungen davontrug. "Ich musste die Strecke verlassen. Dort traf ich dann mit hoher Geschwindigkeit auf einen Speed-Bump und verlor eine Position. Unterm Strich war der Schaden größer als ich ihn verdient gehabt hätte, da die ganze Aktion ja nicht mein Fehler war", sagt Senna.

Chefingenieur Gillan gibt sich hinsichtlich einer Beurteilung der Situation Senna/di Resta zurückhaltend. "Um ehrlich zu sein, hatte ich noch keine Gelegenheit, mir die beiden Zwischenfälle im Detail anzusehen", spricht er den Zwischenfall seines eigenen Fahrers und den zwischen Vettel und Alonso an. "Der Zwischenfall mit Bruno und di Resta wurde ganz offensichtlich als Rennunfall abgetan. Das war schon eine harte Aktion, aber der Fall liegt inzwischen hinter uns. Glücklicherweise wurde Brunos Auto dabei nicht beschädigt."

"Von den Startplätzen 13 und 22 sind wir mit einem WM-Punkt ganz zufrieden", fasst Gillan unterm Strich zusammen, gibt aber abschließend zu bedenken: "Unser Renntempo war heute nicht so stark wie bei anderen Auftritten in dieser Saison. Uns ist noch nicht ganz klar, warum das so war."