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  • 02.05.2012 16:28

  • von Dominik Sharaf

Wie Mercedes trickst: Schaukelsperre und schlaue Dämpfer

Der W03 verfügt über ein eher konventionelles Auspuffsystem - Tieferer Schwerpunkt und längerer Radstand für optimale Gewichtsverteilung

(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Welt staunte nicht schlecht, als Nico Rosberg beim Großen Preis von China der Konkurrenz in seinem Silberpfeil davonflog. Doch was macht den Mercedes - zumindest auf einigen Strecken - so schnell? 'Auto Bild motorsport' (jetzt abonnieren!) hat den Boliden W03 ganz genau unter die Lupe genommen und ein im Vergleich zu den Lösungen von McLaren, Red Bull, Ferrari und Sauber ein eher konventionelles Auspuffdesign entdeckt. "Im Gegensatz zu anderen Teams versuchen wir nicht, die Gase in den Diffusor oder auf andere Karosserieteile wie die Bremsbelüftungen zu leiten", erklärt Mercedes-Teamchef Ross Brawn dem Blatt.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn (Teamchef)

Ein Technikfuchs, wie er im Buche steht: Das "Superhirn" Ross Brawn

"Die Auspuff-Endrohre sind so positioniert, dass sie das untere Heckflügel-Element anströmen", so Brawn, der auf die Effizienz dieser Variante verweist. Denn zeigt der Auspuff direkt auf die Karosserie wie noch beim angeblasenenen Diffusor aus dem Jahre 2011, droht diese ohne spezielle Schutzhüllen zu verschmoren. Im Vorjahr sei der positive Effekt aber so groß gewesen, dass Mercedes die Nachteile akzeptiert habe, sagt Brawn und macht klar: "Bei den aktuellen Systemen ist das nicht mehr der Fall."

Eine weitere technische Finesse am neuen Mercedes ist das vernetzte Fahrwerk. Der W03 denkt beim Bremsen und Gasgeben mit, indem die hydraulisch verbunden Dämpfer aller vier Radaufhängungen einen Ausgleich betreiben, um ein Aufschaukeln des Fahrzeugs zu verhindern. "Dieses System haben wir schon seit dem vergangenen Jahr. Aber 2012 wurde eine neue Stufe gezündet", erklärt Brawn. "Während wir es 2011 nachträglich eingebaut haben, ist es nun voll in das neue Auto integriert."

Schließlich ist Mercedes zum konventionellen, längeren Radstand zurückgekehrt, um mehr Platz im Heckbereich des Fahrzeugs zu generieren. Tank und Getriebe sind niedriger positioniert. "Das hat dann zur Folge, dass der Schwerpunkt des Autos tiefer liegt und wir grundsätzlich eine bessere Gewichtsverteilung haben", beschreibt Brawn. Eine aufgeräumte und schnörkellose Optik ist ein angenehmer Nebeneffekt. Beim Test in Mugello will Mercedes den Arbeitsbereich der Reifen vergrößern. Pilot Nico Rosberg ist optimistisch: "Die Daten aus dem Windkanal versprechen, dass da noch mal ganz schön was voran geht."