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Vorfahrt-Zoff bei Manor: Pascal Wehrlein schlägt Esteban Ocon

Im teaminternen Duell bei Manor kamen sich die Mercedes-Junioren Pascal Wehrlein und Esteban Ocon in die Quere - Das Team schiebt die Schuld auf die Konkurrenz

(Motorsport-Total.com) - Esteban Ocon mag sich den begehrten Platz bei Force India im kommenden Jahr gesichert haben. Pascal Wehrlein sicherte sich beim Qualifying zum Grand Prix von Brasilien den besseren Startplatz. Er war am Samstag um nur fünf Tausendstelsekunden schneller als Ocon und wird als 19. ins Rennen gehen. Aber hat sich Wehrlein seinen Startplatz mir einer kleinen Rache auf der Strecke zurückerobert? Sein Teamkollege beschwerte sich jedenfalls über ihn.

Titel-Bild zur News: Esteban Ocon, Pascal Wehrlein

Teaminterne Rivalen: Wehrlein und Ocon wollen sich gegenseitig nichts schenken Zoom

"Pascal hat mich massiv aufgehalten", funkte der Franzose als sich die Teamkollegen in Q1 in die Quere kamen. "Das ist nicht cool!" Aber das lässt Wehrlein nicht auf sich sitzen und schießt zurück: "Das war Estebans Fehler. Wie kann er mich in der vorletzten Kurve überholen?" Am Ende ist es Ocon, der der nachträglich von der Rennleitung bestraft wird. Weil er den Renault von Jolyon Palmer behindert hat, verliert er seinen 20. Startplatz und muss von ganz hinten ins Rennen gehen.

Das Team glaubt nicht, dass Ocon sich bei dem vielen Verkehr auf der Strecke falsch verhalten hat. Sie räumen jedoch ein, dass sie ihn besser über die Situation und den herannahenden Palmer hätten aufklären können. Auch für das Aneinanderraten ihrer Fahrer hat Sportdirektor Dave Ryan einen Schuldigen gefunden: Toro Rosso.

"Stau" führte zur teaminternen Fehde

"Sie haben ihre Autos ein wenig früher als alle anderen rausgeschickt und dadurch den Rhythmus kaputt gemacht", beschwert er sich. "Das haben sie schon öfter so gemacht. Die Konsequenz war, dass jeder sich gegenseitig auf die Füße getreten ist - unsere Jungs auch. Sie hätten beide ihre Rundenzeit noch verbessern können."

"Sainz hat das ausgelöst", erklärt er weiter. "Er war auf einer schnellen Runde und wir mussten ihm Platz machen. Dann hat er aber abgebrochen und hinter ihm fing es sich an zu stauen. Pascal hat sich zurückfallen lassen, um eine Lücke zu Kwjat aufzubauen, dann lief Esteban auf ihn auf und Palmer wurde auch noch involviert, weswegen wir die Strafe bekommen haben. Es war ein Chaos. Im Nachhinein hätten wir auch eine halbe Runde früher rausfahren können."

Von einer Spannung zwischen Wehrlein und Ocon will der Renndirektor nichts wissen. "Es sind zwei junge Kerle, die eine großartige Zukunft vor sich haben. Jeder in Pascals Position wäre frustriert. Er hat tolle Arbeit geleistet. Ich würde mir Sorgen machen, wenn keine Frustration herrschen würde. Wir hoffen einfach, dass sie am Sonntag ein gutes Rennen haben können."

Seit Ocon in Belgien bei Manor als Stammpilot eingetauscht wurde, wird das teaminterne Duell mit Spannung beobachtet. Denn Beide Mercedes-Junioren dürfen sich Hoffnung auf eine Zukunft im Topteam machen - wenn sie sich richtig positionieren. Ocon scheint in nur sieben Einsätzen aber schon so viel mehr Eindruck gemacht haben, dass er bei Force India vorgezogen wurde. Wehrlein bleibt nun nur noch ein weiteres Jahr bei Manor.

Dass er bei dem Hinterbänklerteam noch immer volle Unterstützung bekommt, hat die verbesserte Performance im Vergleich zu den Freitags-Sessions gezeigt. Ryan erklärt, man habe an seinem Auto ähnliche Probleme gefunden, unter denen er schon in Japan und Ocon in Mexiko gelitten habe. Über Nacht konnte das Auto jedoch verbessert werden.


Fotos: Manor, Großer Preis von Brasilien


"Wir haben dadurch an Vorbereitungszeit eingebüßt, aber es ist toll, dass wir uns so gut erholen konnten", sagt Wehrlein. Dennoch hadert er mit seiner Qualifying-Performance und der Zeit von 1:13.427: "Meine beste Runde war auf meinem ersten Satz Reifen", erklärt er. "Das ist schade, denn bei meinem zweiten Versuch hatte ich schon einen besseren ersten Sektor um 1,5 Zehntelsekunden, dann aber einen Fehler im zweiten Sektor. Deswegen war ich eigentlich zuversichtlich, im dritten Versuch meine Zeit verbessern zu können. Dann war aber schon in der Vorbereitung auf die schnelle Runde so viel Verkehr."

Die gute Nachricht für das Manor-Lager: Beide Sauber werden deutlich langsamer und starten nun im Sandwich. Das macht Hoffnung, den zehnten Platz unter den Konstrukteuren auch im vorletzten Rennen der Saison noch halten zu können. "Jetzt warten wir erst einmal das Wetter ab", warnt Wehrlein jedoch. "Wenn es ein Chaos-Rennen wird mit Regen-trocken-Regen-trocken, wie es ja auch schon heute ein bisschen war, dann muss man mit der Strategie einfach ein glückliches Händchen haben. Da kann man viel gewinnen aber auch viel verlieren."

Ocon muss schon zu Beginn durchstarten, um seine Plätze wieder gutzumachen. "Ich kann nicht sagen, dass ich mit dem Qualifying zufrieden bin", sagt er. "Wir konnten vor Sauber landen, aber das zählt für mich ja jetzt nicht mehr. Die erste Kurve wird interessant werden. Wir müssen versuchen, uns aus heiklen Situationen herauszuhalten und sie zu unserem Vorteil nutzen."