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Von 20 auf 4: So hat Sebastian Vettel seine Aufholjagd erlebt

Ferrari-Pilot Sebastian Vettel stürmte bei der Formel 1 2017 in Malaysia von Startplatz 20 auf Rang vier nach vorne und verpasste nur knapp das Podium

(Motorsport-Total.com) - Für die Fans der Formel 1 2017 war Ferrari-Pilot Sebastian Vettel der "Fahrer des Tages" beim Grand Prix von Malaysia auf dem Sepang International Circuit. Und das hat auch einen guten Grund: Der Deutsche fuhr ein beherztes Rennen, das er aufgrund eines Motorendefekts im Qualifying vom letzten Startplatz aus aufgenommen hatte. Am Ende überquerte Vettel die Ziellinie als Vierter und verpasste damit nur knapp einen Podestplatz. Weil er sich nicht hatte unterkriegen lassen.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel zeigte in Malaysia eine sehenswerte Aufholjagd und wurde 4. Zoom

"Du musst trotz allem das Beste daraus machen", sagt Vettel, angesprochen auf seine Motivation nach dem herben Rückschlag im Qualifying am Samstag. "Ich denke, wir haben heute das Maximum erreicht. Im Optimalfall wäre ein Podium herausgesprungen. Das ist vielleicht der kleine Schönheitsfehler an unserem Rennen. Aber wir haben es versucht. Und es war ohnehin Schadensbegrenzung."

Doch diese Schadensbegrenzung wurde für Vettel zu einem Husarenritt: Schon direkt nach dem Start machte der viermalige Formel-1-Weltmeister einige Positionen gut und kam auf Platz 13 aus der ersten Rennrunde zurück. Nach zehn Runden hatte Vettel die Punkteränge erreicht, bald darauf jagte er das Spitzentrio um den späteren Sieger Max Verstappen (Red Bull), Lewis Hamilton (Mercedes) und Daniel Ricciardo (Red Bull) vor sich her - und schloss mit einer Reihe schnellster Runden auch auf.

Vettel mit neuem Rundenrekord

Der Ferrari SF70H von Vettel flog regelrecht über den Kurs in Sepang. Vettel spricht daher auch von einem "sehr guten Rennen" und meint: "Wenn wir vorne losgefahren wären, hätten wir gewonnen. Der Speed war da." Doch Zwischenfälle, die Vettel und Ferrari strategisch in die Karten hätten spielen können, blieben aus. Die Siegchance, die unter anderem Red-Bull-Berater Helmut Marko Vettel attestiert hatte, war nie da. "Dafür", sagt Vettel, "hat uns meiner Meinung nach eine Safety-Car-Phase gefehlt."

Denn Vettel hatte gleich zu Rennbeginn viel Zeit auf die Führenden verloren. "Vorne wurde ja nicht viel gekämpft, sondern ein sauberes, langweiliges Rennen gefahren", erklärt der Deutsche. "Da ist es schwierig, von hinten aufzuholen." Zudem hing Vettel seinerseits hinter langsameren Konkurrenten fest, die er teilweise nicht sofort überholen konnte. Fernando Alonso (McLaren) etwa erwies sich als Prellbock für Vettels Vorwärtsdrang.

Als Vettel endlich vorbei war, zündete er den Ferrari-Turbo. "Wir hatten dann über weite Strecken im Rennen das schnellste Auto", meint er. Mit 1:34.080 Minuten stellte Vettel beim letzten Malaysia-Grand-Prix einen neuen Rundenrekord auf und erzielte mit 332,9 km/h auch den höchsten Topspeed. Und für eine Weile schien es, als könnte Vettel mit diesem überragenden Speed die ganz große Sensation schaffen.

Am Ende fehlt die (Reifen-) Kraft

Dann aber verlor er erst hinter Valtteri Bottas (Mercedes) wichtige Zeit und biss sich anschließend auch an Ricciardo die Zähne aus. "Ich habe natürlich wie verrückt Druck gemacht und alles probiert", berichtet Vettel. Kurz darauf bezahlte er den Preis für seinen Vorwärtsdrang: Seine Supersoft-Reifen, die den Soft-Pneus der Konkurrenz zunächst haushoch überlegen gewesen waren, gaben unter der Belastung nach und "nichts mehr her", wie es Vettel formuliert. "Da ging uns schlicht die Luft aus. Aber: Wir haben es versucht."

Schlussendlich ließ Vettel sogar komplett abreißen und gab damit den Kampf um den letzten Podestplatz auf. "Die Bremse wurde heiß. Weil ich auch mit den Reifen Schwierigkeiten hatte, der Anschluss plötzlich weg war und wir beim Überrunden zurückfielen, nahm ich Abstand und brachte das Auto nach Hause. Meine Reifen gaben keine weitere Attacke mehr her", erklärt der Ferrari-Pilot und räumt ein: "Wenn man so nahe am Podium dran ist, hat man natürlich schon die Hoffnung, dass es noch reicht. Du willst immer mehr, das ist klar. Und ich wäre heute gern auf das Podium gefahren."


Fotostrecke: GP Malaysia, Highlights 2017

Am Ende fehlten ihm 14,8 Sekunden auf Ricciardo und 37,3 Sekunden auf Rennsieger Verstappen. Auf seinen großen WM-Rivalen Hamilton, der damit den Vorsprung in der Formel-1-Fahrerwertung 2017 ausbaute, büßte Vettel rund 25 Sekunden ein. Deshalb und aufgrund der Qualifying-Panne zieht Vettel ein gemischtes Fazit: "Es war alles in allem ein schwieriges Rennen für uns. Daher bin ich nicht ganz zufrieden, auch wenn der Speed gut war."

Lob von Pirelli für Vettel

Er habe ein "gutes Gefühl" im Auto gehabt und den Eindruck, er könne es nach Belieben "ausquetschen", so Vettel weiter. "Wir sind aber halt von hinten losgefahren und ich lag unterm Strich zu weit zurück. Dennoch: Der Speed ist vielversprechend."

Das ist auch Formel-1-Reifenlieferant Pirelli aufgefallen: Mario Isola als Sportchef der Marke zollte Vettel höchstpersönlich seinen Respekt, indem er den Deutschen für dessen 28-Runden-Stint auf Supersoft-Reifen adelte. Doch Vettel knabbert nach eigenen Angaben auch an der Technikmisere, die Ferrari in Malaysia erlebt hat. "Insgesamt war es ein schwieriges Wochenende, auch im Hinblick auf Kimi, der gar nicht starten konnte", sagt Vettel.

Der viermalige Formel-1-Weltmeister rätselt über die Ursache der Motorendefekte, die ihn und Räikkönen im Qualifying und vor dem Rennstart heimgesucht haben: "Es war das erste Mal, dass diese Probleme aufgetreten sind. Sonst sind wir da normal auf der sicheren Seite. Aber so ist es eben manchmal", meint Vettel, der weiterhin WM-Rang zwei bekleidet. Sein Rückstand auf Hamilton ist nun allerdings auf 34 Punkte angewachsen.