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Villeneuve: "Sie haben keine Ahnung!"

Jacques Villeneuve kritisiert die Verantwortungslosigkeit vieler jüngerer Fahrer und geht mit Bruno Senna und Romain Grosjean hart ins Gericht

(Motorsport-Total.com) - Jacques Villeneuve war schon während seiner aktiven Zeit in der Formel 1 ein Mann klarer Worte, und daran hat sich bis heute nichts geändert. Schon mehrfach hat sich der Weltmeister von 1997 kritisch über die Entwicklung der Königsklasse geäußert. Auch die Tendenz, Zwischenfälle auf der Strecke regelmäßig zu bestrafen, geht dem Kanadier teilweise zu weit. Manche Entscheidungen der Rennkommissare wertet Villeneuve sogar als krasses Fehlurteil.

Titel-Bild zur News: Jacques Villeneuve

Villeneuve holt zum Rundumschlag gegen die aktuelle Fahrergeneration aus Zoom

So fragte sich der 39-Jährige nach der Kollision von Bruno Senna und Michael Schumacher in Barcelona: "Was war das denn für ein Urteil?" Schumacher war auf das Fahrzeug von Senna aufgefahren. Die Rennkommissare sahen den Deutschen als Schuldigen am Unfall an, beim darauffolgenden Rennen in Monaco wurde er in der Startaufstellung um zehn Plätze zurückversetzt, was ihn die Pole-Position kostete.

"Schumacher wurde zu Unrecht bestraft", sagt Villeneuve im Gespräch mit 'Motorsport aktuell'. Für ihn war der Spurwechsel von Senna der Auslöser der Kollision. "Wenn man das bei diesem Tempo macht, ist das verheerend", sagt der Kanadier, der die Fahrweise des Brasilianers als potenzielles Sicherheitsrisiko ansieht: "Erst zieht er nach links, dann nach rechts, kommt wieder zurück - Senna fährt ja immer so. In Singapur hätte er Massa fast in die Mauer gedrückt", kritisiert Villeneuve den Williams-Piloten. "Ich weiß nicht, auf welchem Planeten er lebt. Aber so kann man nicht fahren."

"Ich weiß nicht, auf welchem Planeten er lebt." Villeneuve über Bruno Senna

"Wie blöd war das denn?"

Auch mit Lotus-Pilot Romain Grosjean rechnet Villeneuve nach dessen zahlreichen Unfällen ab. Die Sperre nach der Startkollision von Spa-Francorchamps sei gerechtfertigt gewesen: "Das war saugefährlich. Lächerlich", findet Villeneuve. Auch beim Startunfall in Suzuka, wo Grosjean Mark Webber abräumte, lässt der 39-Jährige kein gutes Haar am Franzosen.

"Wie blöd war das denn?", fragt sich Villeneuve. "Er sieht Webber vor sich, fährt ihm rein, gibt Gas und drückt ihn aus dem Weg. Er hat nicht mal versucht zu bremsen", analysiert der Kanadier den Zwischenfall. "Fehler zu machen ist eine Sache. Aber doof sein? Das ist inakzeptabel", stellt Villeneuve Grosjean in den Senkel.

Junge Piloten verwöhnte Muttersöhnchen

Nach Ansicht des Kanadiers hätten viele Piloten heutzutage vergessen, wie gefährlich der Motorsport ist. "Auch wenn sie schon 26 Jahre alt sind, leben sie noch bei ihren Eltern. Und die Mami kocht und macht schön die Wäsche. Wenn sie dann Rennen fahren, denken sie, dass sie nur spielen", zieht Villeneuve vom Leder. "Sie haben keine Ahnung und sie übernehmen keine Verantwortung. Sie wissen nicht einmal, was Verantwortung ist", so Villeneuve, der darin ein großes Problem sieht.

"Sie wissen nicht einmal, was Verantwortung ist." Jacques Villeneuve

Um brenzlige Situationen im Zweikampf zu vermeiden, wartet der Ex-Weltmeister mit einer außergewöhnlichen Idee auf: "Ich habe immer gefordert: Montiert die Rückspiegel ab!" Villeneuve führt als Begründung für diese auf den ersten Blick abwegige Idee den Motorradrennsport an, wo es auch keine Rückspiegel gibt. "Dann weißt du: Der vor dir hat dich gar nicht sehen können. Also wirst du dich auch nicht in eine gefährliche Lage bringen." Aktuell würden die Spiegel seiner Meinung nach nur zum Blockieren gebraucht: "Falsch! Und die Fahrer tun es auf blöde Weise."