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Vettels erste Runde: Und es hat "Boom" gemacht

Schon wenige Meter nach dem Start in Interlagos wäre Sebastian Vettels Rennen beinahe zu Ende gewesen: Der Weltmeister schildert, wie es dazu kam

(Motorsport-Total.com) - Der Große Preis von Brasilien war erst wenige Sekunden alt, als vielen Formel-1-Fans in Deutschland der Atem stockte. In der vierten Kurve wurde Sebastian Vettel von Bruno Senna umgedreht und anschließen von mehreren Konkurrenten getroffen. Für einen kurzen Moment sah es so aus, als sei sein Rennen schon in der ersten Runde beendet. Doch wie kam es überhaupt dazu, dass Vettel in die Scharmützel des Mittelfelds verwickelt wurde?

Titel-Bild zur News: Bruno Senna, Sergio Perez, Sebastian Vettel

Nach dem Unfall in Kurve vier wäre Vettels WM-Traum fast geplatzt Zoom

"Der Start war recht gut, damit war ich ganz zufrieden", blickt Vettel auf den Moment nach dem Erlöschen der roten Startampeln zurück. Anschließend beging der Red-Bull-Pilot jedoch einen kleinen taktischen Fehler. "Ich denke, ich habe dann das KERS ein wenig zu früh aktiviert", sagt Vettel. Da bei niedrigen Geschwindigkeiten ohnehin Motorleistung im Überfluss zur Verfügung steht, verpuffte die Wirkung des Energierückgewinnungssystems.

"Bis zur ersten Kurve hatte es dann nicht gereicht, aber dennoch war ich neben Mark (Webber, Anm. d. Red.)", so Vettel. Der Zweikampf mit seinem Teamkollegen, der einen Platz vor Vettel gestartet war, aber wieder einmal schlecht von der Linie wegkam, sorgte dann für Diskussionen. "Er hat mich dann nach innen gedrängt, wodurch der Anfahrwinkel für die erste Kurve immer schlechter wurde", sagt Vettel.

Hartes Duell mit Teamkollege Webber

Am Kommandostand von Red Bull sorgte der enge Zweikampf der beiden Teamkollegen für erste Sorgenfalten: "Mark war rechts von ihm - das ist eine schwierige Situation", sagt Teamchef Christian Horner. "Der Teamkollege klemmt ihn nach dem Start ein bisschen ein. Das war nicht sehr nett", meint auch Experte Marc Surer bei 'Sky'. Nach Einschätzung von Surer blieb Webber jedoch keine andere Wahl: "Auf der Außenseite waren aber andere Autos, deswegen musste Mark das tun."

Auf der Innenbahn in Richtung Kurve eins musste Vettel vorsichtig zu Werke gehen: "Wenn du dann hartnäckig bleibst und bis zum Scheitelpunkt kämpfst, während alle anderen auch einlenken, bist du letztlich derjenige, der innen eingeparkt wird und seinen Frontflügel verliert", sagt der Heppenheimer. "Daher musste ich vom Gas gehen und stark abbremsen, bis in den ersten Gang. Die Fahrer auf der Außenbahn haben ihren Schwung genutzt, wodurch ich viele Positionen verloren habe."

Kein Risiko auf der Innenbahn

Somit fand sich der 25-Jährige plötzlich im Mittelfeld wieder, wähnte sich aber zunächst in Sicherheit: "Auf dem Weg zu Kurve vier habe ich dann vom Windschatten profitiert und war relativ sicher vor Paul (di Resta, Anm. d. Red.), der, soweit ich mich erinnern kann, hinter mir fuhr", so Vettel. "Dann wurde ich plötzlich getroffen."

Der Red-Bull-Pilot vermutet, dass Senna bei einsetzendem Regen die Grip-Verhältnisse in Kurve vier falsch eingeschätzt hat: "Seit dem Beginn der Einführungsrunde hat es leicht geregnet, und in Kurve vier war es sehr rutschig. Das wissen wir, aber vielleicht hat er das vergessen", mutmaßt der Weltmeister.

Außerdem vergleicht Vettel die Situation mit seiner Anfahrt zu Kurve eins: "Ich musste abbremsen, weil der Winkel immer enger wurde. Ich nehme an, er fuhr auf der Innenbahn, dann hat es 'Boom' gemacht, und ich war das Auto, welches er als Bremsklotz genommen hat. Das hat uns nicht geholfen", so der Deutsche, der trotz der Beschädigung seines Autos das Rennen fortsetzen konnte.


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Brasilien


Massa der bessere Teamplayer?

Im weiteren Rennverlauf war dann auch Teamkollege Webber deutlich zurückhaltender als während der Startphase: "Später im Rennen war er sehr kooperativ und hat Sebastian durchgelassen, als wir das von ihm verlangt haben. Der Start ist einfach verdammt knifflig", meint Horner. "So etwas ist immer situationsbedingt", sagt auch Surer. Dennoch ist der Schweizer der Meinung, dass Ferrari-Pilot Felipe Massa die Rolle des "Edelhelfers" für Fernando Alonso wesentlich besser ausgefüllt habe als Webber für Vettel.

"Der Massa hat bewiesen, als er jemanden wegdrückte, um für Alonso Platz zu schaffen, dass er Teamwork feinster Art beherrscht", blickt Surer auf die Situation am Ende der ersten Runde zurück, als Massa Webber nach auf der Außenbahn blockierte und Alonso so beide überholen konnte. "Besser geht es nicht", lobt Surer. Und auch Vettel meint: "Ferrari hat dann zunächst mal das Beste getan, Felipe ein bisschen als Bremsklotz einzusetzen."