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"Unterschiedliche Sichtweisen": Sauber über Kaltenborn-Aus

Longbow Finance wehrt sich "mit aller Vehemenz" gegen Medienberichte, wonach Pascal Wehrlein vom Sauber-Team benachteiligt behandelt worden sein soll

(Motorsport-Total.com) - Das Sauber-Team hat sich in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag erstmals offiziell zur Trennung von Monisha Kaltenborn geäußert. "Longbow Finance SA bedauert bekannt zu geben, dass Monisha Kaltenborn ihre Positionen bei der Sauber-Gruppe mit sofortiger Wirkung beenden wird", heißt es in einer Presseaussendung, die von Pascal Picci, dem von Longbow eingesetzten Vorstandsvorsitzenden der Sauber-Holding, gezeichnet wurde.

Dass Kaltenborn abgesetzt werden würde, kam für Insider nicht überraschend. Die gelernte Juristin aus Österreich übernahm das Team im Jahr 2012. Am Saisonende belegte Sauber mit 126 Punkten den sechsten Platz unter zwölf Teilnehmern. Die Saison 2016 schloss Sauber mit zwei Punkten als WM-Vorletzter ab. Außerdem wurden einige Entscheidungen kritisiert, die unter ihrer Führung getroffen wurden. Zum Beispiel das Festhalten an 2016er-Ferrari-Motoren für die Saison 2017.

Picci lässt, stellvertretend für Longbow, nur ausrichten: "Unterschiedliche Sichtweisen führten zu einer sofortigen Beendigung der Zusammenarbeit in beidseitigem Einvernehmen." Angeblich soll sich Kaltenborn auch daran gerieben haben, dass die beiden Fahrer nicht mit gleichen technischen Voraussetzungen bedient wurden. Die Theorie lautet, dass die schwedischen Eigentümer den schwedischen Fahrer Marcus Ericsson bevorzugt haben.

Kaltenborn soll dieses Thema nach einem Gespräch mit Mercedes-Sportchef Toto Wolff (Wehrlein ist Mercedes-Junior) auf den Tisch gebracht und damit intern seit Sotschi für Spannungen gesorgt haben. Technikchef Jörg Zander, so wird spekuliert, soll sich ebenfalls gegen sie gestellt haben. Plötzlich war Kaltenborn isoliert - und nach dem Grand Prix von Kanada ist die Situation eskaliert. Ob das alles wirklich so wahr ist, sei freilich dahingestellt.

Longbow jedenfalls bestreitet diese Darstellung: Man weise "mit aller Vehemenz Spekulationen und breitgestreute Medienberichte zurück, wonach unsere Fahrer nicht gleichwertig behandelt wurden beziehungsweise werden. Das ist nicht nur offensichtlich unwahr, sondern steht auch ganz im Gegensatz zur seit langer Zeit bestehenden, uneingeschränkten Verpflichtung des Teams zum fairen Wettbewerb", betont Picci.

Trotz der (wohl nicht ganz einvernehmlichen) Trennung dankt Picci zumindest offiziell Kaltenborn "für die vielen Jahre, in denen sie das Sauber-Team mit starker Führung und großartiger Leidenschaft lenkte. Für die Zukunft wünschen wir ihr das Allerbeste. Demnächst wird bekannt gegeben, wer ihre Funktionen übernehmen wird." In Baku werden das, zumindest interimistisch, Teammanager Beat Zehnder und Technikchef Jörg Zander sein.