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"Unangenehme Gespräche" mit Honda: McLaren sieht sich um

McLarens Betriebsdirektor gibt zu, dass es "unangenehme Gespräche" mit Honda über die Situation gibt, doch einfach zu lösen ist die Angelegenheit nicht ...

(Motorsport-Total.com) - Die Diskussionen über die Verbindung zwischen McLaren und Honda ziehen sich bereits durch die gesamte Saison. Als McLarens Rennleiter Eric Boullier und Hondas Motorenchef Yusuke Hasegawa in der vergangenen Woche von FIA-Präsident Jean Todt zu Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff in die Pressekonferenz gesteckt wurden, erwarteten nicht wenige die Verkündung der Trennung - passiert ist jedoch nichts.

Titel-Bild zur News: Jonathan Neale

Jonathan Neale kann keinen konkreten Zukunftsplan verraten Zoom

Die Frage ist, was in der Zukunft überhaupt passieren wird. Dass beide Parteien mit ihrer sportlichen Situation nicht zufrieden ist, muss wohl niemandem mehr erklärt werden. "In der Formel 1 messen sich die Besten, der Wettbewerb ist hart und unerbittlich", sagt McLarens Betriebsdirektor Jonathan Neal. "Weder McLaren noch Honda können das aussitzen, von daher gibt es die Gespräche", bestätigt er. "Es sind unangenehme Gespräche, wie man sich vorstellen kann. Diese sollten auch am besten hinter geschlossenen Türen durchgeführt werden."

Gespräche werden jedoch nicht nur mit Honda geführt. Denn sollte die Trennung mit dem Motorenpartner kommen, braucht man einen Ersatz. Gerüchteweise soll Mercedes der logische Nachfolgekandidat sein - schließlich fuhr McLaren jahrelang mit der Benz-Power und würde sicherlich auch die stärkste Power-Unit im Heck wissen wollen. Dass es Gespräche mit anderen Kandidaten gibt, verheimlich Neale auch gar nicht erst. "Ich weiß: Wenn jemand sagt, dass er mit niemandem spricht, dann spricht jeder mit jedem", sagt er. "So ist die Formel 1, die ich seit 17 Jahren kenne."

Warum eine Trennung nicht so einfach ist

Allerdings gibt es für McLaren viele Probleme bei der Suche nach einem neuen Motorenpartner. Das erste heißt Vertrag. "Wir können Verträge nicht einfach zerreißen", weiß der Betriebsdirektor, dass ohne die Einwilligung von Honda gar nichts geht. Die Japaner wollen aber sicherlich nicht so schamvoll wieder aus der Formel 1 verschwinden und würden 2018 ohne Team dastehen, sollte der Sauber-Deal platzen, wie in diesen Tagen gemunkelt wird.

Das zweite Problem heißt Sportliches Reglement. Dort ist festgelegt, dass jeder der vier Motorenhersteller aktuell maximal drei Teams ausrüsten darf. Mit dem Werksteam, Force India und Williams ist Mercedes aber schon besetzt - genau wie Renault. "Wenn ein Hersteller mehr als drei Teams ausrüsten möchte, dann benötigt es die Zustimmung der FIA", sagt Neale, weiß aber: "Es gibt Präzedenzfälle."


Fotostrecke: Honda-Meilensteine in der Formel 1

Im Vorjahr rüstete Mercedes noch das Hinterbänklerteam Manor aus, doch dabei machte die FIA eine Ausnahme, um das chronisch klamme Team im Feld zu behalten - außerdem war der Rennstall für die Konkurrenz keine wirkliche Gefahr. Bei McLaren sieht das anders aus: Man ist ein gefestigtes Team mit gutem Budget und würde mit einem guten Motor eventuell um Siege mitfahren - so hieß es zumindest seitens des Teams in dieser Saison öfters. Eine Ausnahme erscheint daher unwahrscheinlich.

Keine Deadline für Honda

McLarens einzige Variante wäre, den Vertrag mit Honda aufzulösen. Dann stünde man jedoch ohne einen Motorenpartner da. Dann könnte die FIA dem Team einen Motorenlieferanten zuweisen, was im Normalfall immer der Ausrüster mit den wenigsten Teams ist: derzeit Honda! Und sollte Sauber mit geplatztem Deal zurück zu Ferrari gehen, wären ohnehin alle anderen Hersteller besetzt. Die vertrackte Situation zu lösen, dürfte sich nicht ganz einfach gestalten.

Von daher muss sich McLaren mit Honda durch die derzeit schwierige Zeit kämpfen. Gerüchte über eine gewisse Deadline, bis wann Honda zeigen muss, dass sie einen konkurrenzfähigen Motor bauen können, verweist Neale ins Reich der Fabeln: "Es gibt keine Performance-Garantien", weiß der McLaren-Mann. "Natürlich haben wir unsere Pläne für Chassis, Fahrer oder Motoren aufgestellt, aber nichts ist garantiert. Ein Zeitplan ist unrealistisch."

Yusuke Hasegawa

Yusuke Hasegawa und Honda: Wohin geht die Reise des Herstellers 2018? Zoom

Doch er sagt auch: "Wir kommen an einen Wendepunkt mit Honda, an dem wir uns selbst fragen, wo wir hingehen und was wir anders machen müssen, um die Konkurrenzfähigkeit zurück zu erlangen. Wir wollen sicherstellen, dass unsere Aktionen professionell und gut für den Sport sind", betont er weiter und will Honda auch nicht aus der Königsklasse vertreiben: "Es ist gut, Honda in der Formel 1 zu haben, und es gibt niemanden, der nicht einen erfolgreichen Honda in der Formel 1 sehen möchte."