Überraschend in Q3: Wer bei Toro Roso die "Schnauze voll" hat

Carlos Sainz hat in Singapur selbst nicht damit gerechnet, von Platz zehn zu starten - Daniil Kwjat bereut, dass er seinem Unmut Luft gemacht hat

(Motorsport-Total.com) - "Ich habe die Schnauze voll von der Scheiße", schallte es am Ende des zweiten Qualifying-Abschnitts durch den Toro-Rosso-Funk. Es war Daniil Kwjat, der sich nur als 13. qualifizieren konnte. Es ist der Frust eines Mittelfeld-Fahrers, dessen Auto ihm nicht das gibt, was er sich von ihm versprochen hat. Auch Teamkollege Carlos Sainz ist grundlegend enttäuscht von der Pace des STR12. Im gelang in der Qualifikation zum Singapur-Grand-Prix zwar der Sprung in Q3. Unter den besten Zehn war er dann allerdings chancenlos.

Titel-Bild zur News: Carlos Sainz

Toro Rosso konnte sich am Sonntag in Singapur verbessern Zoom

"Die Lücke ist sehr groß", sagt der Spanier. "Aber gestern war sie sogar noch größer, genau wie im dritten Training. In Q3 zu kommen war nach dem dritten Training noch ein sehr optimistisches Ziel. Ich weiß nicht, wie - aber wir haben es geschafft."

Kwjat trauert Balance nach

Sainz fehlt über eine halbe Sekunde auf den McLaren von Stoffel Vandoorne. In der Startaufstellung wird er am Sonntag neben Kwjat auch Sergio Perez und Esteban Ocon im Rücken haben. Um sich zu dagegen zu verteidigen, muss er sich auf sein Auto verlasen.

"Es ist nicht so, als wäre ich mit dem Auto unzufrieden", erklärt er. "Ich bin sogar recht zufrieden mit der Balance. Nur an der Rundenzeit sieht man, dass es nicht schnell genug ist. Ich konnte erst im zweiten Training ins Auto steigen und musste erst einmal einen Rhythmus finden. Als ich in Q3 einzog war ich dann schließlich zufrieden mit meiner Leistung und der des Autos. Aber die Lücke zur Konkurrenz ist groß. Wir wussten, dass wir es hier nicht einfach haben werden und die anderen mehr Abtrieb haben als wir."

Kwjat trauert Balance nach

Kwjat Samstagsärger ist hingegen fast nachzuvollziehen. "Ich hatte einen Versuch, bei dem das Auto besonders gut war", erklärt er. "Aber danach kam das Auto einfach nicht mehr ins Fenster. Ich war mir noch sicher, dass das Auto endlich gut war, aber dann ging alles nach hinten los. Die Strecke hat sich in Q2 sehr verändert und wir konnten uns nicht daran anpassen. Wir hatten keinen Grip mehr und ich habe das Gefühl fürs Autos nicht mehr wiederbekommen. Ich konnte mich nicht mehr so auf die Front stützen, wie ich es gerne mache."

Eine kuriose Szene spielte sich bei dem Russen auch noch in der Boxengasse ab, als an seinem Motor plötzlich starker Rauch aufstieg. Dabei soll sich lediglich etwas Öl im Auspuff gesammelt haben. Er konnte danach weitermachen. "Eigentlich sollte es kein Grund zur Sorge sein, aber es kann schnell noch etwas gefunden werden. Ich hoffe, dass alles okay ist."

Daniil Kwjat

Viel Rauch um nichts: Daniil Kwjat konnte weiterfahren Zoom

Im Nachhinein bereut er sogar seinen Wutausbruch am Funk: "Es ist immer das Gleiche: Wir haben einen guten Versuch im Qualifying und dann bekomme ich das Auto nicht mehr zurück. Das ist sehr enttäuschend. Rückblickend war es nicht notwendig. Eigentlich ist alles in Ordnung. Ich werde nach der Quali lieber nichts mehr am Funk sagen."

Sainz bestätigt Münzwurf

Genug Unruhe scheint es bei Toro Rosso ja auch noch im Hintergrund zu geben. Noch immer steht der Münzwurf um das Cockpit für Nachwuchsfahrer Sean Gelael zwischen den Stammpiloten. Der soll eigentlich zugunsten Sainz ausgegangen sein, der dann aber doch das erste Training aussetzen musste. Das wird mit seinem Wechsel zu Renault in Verbindung gebracht.

Sainz will sich dazu ebenso wenig äußern wie Kwjat. Seine Umschreibung ist aber beinahe eindeutig: "Ja es gab ihn, aber ich kann dazu nichts sagen, denn dann würden die Verschwörungstheorien anfangen. Ich überlasse das den Spekulationen. Alles was ich sage, ist, dass ich normalerweise immer Glück beim Münzwurf habe."


Fotos: Toro Rosso, Großer Preis von Singapur, Samstag


Am Sonntag entscheidet nur Leistung über das Schicksal des Toro-Rosso-Duos - und vielleicht ein wenig Glück. Denn über das Erreichen von Punkten beim Nachtrennen sagt Sainz: "Mit der Balance von gestern hatten wir einen problemreichen Longrun. Aber wir haben seit gestern viel geändert. Daher sollte die Renn-Pace morgen etwas besser sein. Allerdings wird es mit einem Force India und einem Renault im Rücken schwierig. Sie hatten schon gestern viel mehr Pace als wir."