• 03.07.2012 08:53

  • von Dominik Sharaf

Über die Saison 2012 staunt selbst ein Routnier

Als Jungspund ging er durch Wände, heute will er den Dingen nicht hinterher trauern: Mark Webber über die Schwierigkeit, nach 15 Jahren motiviert zu bleiben

(Motorsport-Total.com) - Die ausgeglichene Konkurrenzsituation und die Fülle an möglichen Siegern in der Formel-1-Saison 2012 bereitet selbst einem 35-jährigen Routinier noch große Augen. "Das Jahr war bisher unglaublich. Es ist so unterschiedlich zu allen anderen, dass es Zeit braucht, sich daran zu gewöhnen", staunt Mark Webber im Gespräch mit dem 'Telegraph'. "In den Achtzigern und Neunzigern konnte man mit Rundenrückstand noch immer Punkte holen, so groß war die Streuung. Obwohl es nur bis Rang sechs Zähler gab", weiß der Australier.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Webber glaubt, 2012 noch mehrfach Podestplätze holen zu können

Er betont die Einzigartigkeit des Jahres 2012, aber auch die Gefahr, die es für die arrivierten Spitzenpiloten bedeutet: "Wenn an einem Wochenende nicht alles passt, ist man fast draußen - ganz speziell, wenn das Qualifying nicht gut ist. Es standen schon viele große Namen weit hinten." Nicht zuletzt auch Webber selbst. In Barcelona und in Valencia musste der Red-Bull-Pilot - jeweils mit technischen Problemen - nach Q1 die Segel streichen.

Doch es gab auch Glücksmomente. Und nachdem sich nur Fernando Alonso gleich zwei Strecken für einen Sieg aussuchen durfte, glaubt Webber, mit seinem Triumph ein ganz besonderes Los gezogen zu haben. "Monaco ist ein unglaublicher Ort, um dort zu gewinnen. Die Geschichte macht ihn so speziell." Es soll nicht der letzte Pokal gewesen sein, den er sich 2012 in die Vitrine stellt. "Wir haben mit Sicherheit noch das eine oder andere Podium im Tank", blickt Webber voraus.

Dass es in seiner Laufbahn nicht immer rund lief, will der Mann aus Queanbeyan nicht überbewerten. "Es wäre doch eine merkwürdige 15-jährige Karriere in der Formel 1, die keine Hürden hat. Die Motivation hat Höhen und Tiefen, aber die Ziele bleiben", erklärt Webber. "Wenn du 21 Jahre alt bist, gehst du durch Wände, aber 15 Jahre später gibt es andere Aspekte an dem Beruf, die deine Tage bestimmen. Du musst aber aufpassen, dass sie dir nicht im Weg stehen."

Die größte Herausforderung im Sport erkennt Webber darin, sich aus den kleinen Krisen des Alltags herauszuziehen. "Wenn man gewinnt, ist es einfach. Aber alles aus sich herauszuholen, wenn man nicht in Topform ist, ist noch schwieriger und komplexer", so der 35-Jährige. Er hat gelernt, dass es effektiver ist, nach vorne zu blicken als zurück. "Ich versuche, den Dingen so wenig wie möglich hinterher zu trauern."