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  • 30.12.2007 11:35

Toyota gibt sich zwei weitere Jahre

Seit dem Formel-1-Einstieg hinkt Toyota den angestrebten Erfolgen hinterher, doch mit neuer Struktur will man nun endlich die Wende schaffen

(Motorsport-Total.com) - Für Toyota beginnt 2008 zwar keine neue Ära in der Formel 1, aber unter dem neuen Teamchef Tadashi Yamashina, der seit Sommer im Amt ist, wurden zumindest einige Neuerungen implementiert, von denen man sich nun endlich Fortschritte verspricht. Neben Fahrer Timo Glock zählt dazu vor allem auch eine veränderte Struktur.

Titel-Bild zur News: Tadashi Yamashina

Tadashi Yamashina hat zwei Jahre Zeit, um Toyota nach vorne zu bringen

Markantestes Merkmal eben dieser ist, dass Toyota auf einen klassischen Technischen Direktor, wie es ihn bei praktisch allen anderen Teams gibt, verzichtet. Stattdessen teilen sich die Verantwortung Pascal Vasselon (Chassis) und Luca Marmorini (Motor), während sich Noritoshi Arai als Technischer Koordinator um die Bündelung der Ressourcen zwischen der Fabrik in Köln und dem Higashi-Fuji-Zentrum in Japan kümmert.#w1#

Für die Toyota-Gruppe ist dieses Vorgehen übrigens kein völliges Neuland: "Wir hatten in der Entwicklung der Serienfahrzeuge in der Toyota Motor Corporation eine ähnliche Situation, denn auch da setzten wir ursprünglich auf einen leitenden Chefingenieur für die Produktion. Aber weil die Autos technologisch gesehen immer komplexer wurden, empfanden wir diese Struktur als einschränkend", erklärt Yamashina.

Es habe sechs Monate gedauert, bis die neue Struktur auch in der Formel 1 akzeptiert wurde, "aber als die 2007er-Saison begann, war sie etabliert." Vasselon und Marmorini stehen demnach "im Zentrum der technischen Entwicklung", wie Yamashina formuliert, während sich Chefingenieur Dieter Gass und Teammanager Richard Cregan um die praktisch-operativen Aufgaben innerhalb des Rennteams kümmern.

"Bei den Rennen", so Yamashina, "müssen wir schnelle Entscheidungen treffen, da ist keine Zeit für einen kollektiven Entscheidungsprozess. Also ist Vasselon dafür verantwortlich. Wir verlassen uns aber nicht nur auf ihn, sondern er präsentiert vor jedem Qualifying die geplanten Strategien und wir diskutieren diesen Vorschlag dann. Dieses Jahr gab es nur einmal eine Meinungsverschiedenheit zwischen uns, aber am Ende schätzte ich seine Meinung."

"Jedenfalls habe ich mich nie direkt in die Strategie eingemischt, nicht einmal bei unserem wichtigsten Event, dem Japan-Grand-Prix in Fuji. Selbst bei diesem Heimrennen wurde die Strategie nie von den Meinungen der Toyota Motor Corporation beeinflusst. TMG (also Köln; Anm. d. Red.) ist verantwortlich für den Formel-1-Rennsport, also treffen die TMG-Mitarbeiter auch die Entscheidungen. Ich bin jene Person, die letztendlich die Verantwortung dafür trägt."

2007 wurde natürlich wie bei allen anderen Rennställen permanent weiterentwickelt, vor Fuji wurde aber ein neues Paket eingeführt, von dem man sich eine Steigerung um eine halbe Sekunde versprach: "Wir waren da nahe an einem Podium dran, aber unterm Strich war der Rückstand wegen verschiedener Umstände doch größer. Am Saisonende betrug er dann wieder fast eine Sekunde", analysiert der Japaner.

"Vielleicht war unser Auto wegen des großen Downforceunterschieds beim Bremsen zu instabil oder wir haben uns zu sehr auf die Aerodynamik konzentriert, dass wir die Radaufhängungen vernachlässigt haben - und so weiter", so Yamashina. Man habe allerdings viel durch den Reifenwechsel von Michelin auf Bridgestone gelernt und über den Winter werde man die Daten "genau analysieren, damit wir die gleichen Fehler nicht noch einmal machen."

An den Fahrern habe die Fortsetzung der Krise jedenfalls nicht gelegen: "Während der ersten Saisonhälfte konnten wir das Auto nicht nach Ralfs (Schumacher; Anm. d. Red.) Geschmack abstimmen und ab Saisonmitte konnten wir die Bremsen nicht gut für Jarno (Trulli; Anm. d. Red.) vorbereiten. Es stimmt, dass die Fahrer einige Fehler gemacht haben, aber bevor wir sie kritisieren konnten, mussten wir erst einmal unsere eigenen Hausaufgaben machen", sagt Yamashina.

Er hat es sich nun aber selbst zur Hauptaufgabe gemacht, die implementierte und nicht ganz unumstrittene Struktur zum Funktionieren zu bringen - und dafür hat er nicht mehr endlos Zeit: "Mir wurden zwei weitere Jahre gegeben. Wir werden also arbeiten und kämpfen, um sicherzustellen, dass wir uns schon 2008 beweisen können", kündigte Yamashina schon für nächstes Jahr eine erste Leistungssteigerung an.