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  • 10.06.2001 23:40

  • von Fabian Hust

Schumacher: Benzinverbrauch hat den Sieg gekostet

Was viele Experten vorhergesagt hatten, trat ein: Michael Schumacher verlor das Rennen gegen die Konkurrenz an der Box

(Motorsport-Total.com) - BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger grinste schon in den ersten Runden des Rennens über beide Backen: "Als ich sah, dass Michael Ralf nicht davonfahren konnte, wusste ich, dass wir gewinnen können. Uns war klar, dass wir länger auf der Strecke bleiben könnten als Schumacher." Als Michael Schumacher in Runde 46 als Erster an die Box kam, war endgültig klar, dass Ralf Schumacher das Rennen gewinnen würde, wenn nicht noch etwas schief gehen sollte.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Ferrari hat derzeit in Sachen taktischer Spielraum die größte Schwäche

Ralf Schumacher steuerte die Box erst in Runde 51 an und war damit taktisch im Vorteil, wie es das McLaren-Mercedes gegenüber Ferrari ebenfalls schon des öfteren in dieser Saison demonstriert hatte. Wer länger auf der Strecke bleibt, fährt mit einem leichteren Auto, während der Gegner mit volleren Tanks unterwegs ist. Und wer später tankt muss logischer Weise auch weniger Sprit auftanken, was dank der kürzeren Standzeit ebenfalls ein Zeitvorteil ist.

Infolge der perfekten Taktik und der fehlerfreien Fahrt von "Schumi II" konnte man sich diesen Vorteil auch zu Nutze machen, wie Gerhard Berger bemerkt: "Der harte Reifen im Rennen war die
ideale Wahl und war für uns heute rennentscheidend. Wir haben jetzt einen Fahrer, der in der Lage ist, auch Michael Schumacher zu schlagen. Wir haben immer an Ralf geglaubt und wussten, dass wir ihm nur das richtige Material zur Verfügung stellen müssen. Das haben wir heute gemacht."

Ross Brawn, der Technische Direktor von Ferrari, musste nach dem Rennen eingestehen, dass man den F2001 verbessern muss, will man solche Rennen wie Montreal gegen die weniger durstigen oder mit mehr Tankkapazität ausgestatteten BMW-Williams und McLaren-Mercedes gewinnen: "Wir sind ein bisschen enttäuscht, denn wir gewinnen natürlich lieber. Aber heute ging es gegen Ralf nicht, dessen Auto sehr gut lief. Wir hatten mit den Reifen Probleme und mussten deshalb ein wenig kämpfen. Die Reifen hatten viele Blasen auf der Oberfläche, deshalb haben sie nicht richtig gegriffen. Wir müssen auch noch an unserem Benzin-Verbrauch arbeiten. Angesichts der anderen Ergebnisse sind wir aber sehr zufrieden."

Michael Schumacher verriet nach dem Rennen, dass Ferrari in den nächsten Wochen hart an diesem Problem arbeiten wird. Neben einem sparsameren Motor wird Ferrari möglicherweise einen größeren Tank im Auto unterbringen. Dies wird sehr aufwendig sein - neben der Konstruktion eines neuen Chassis müssten die Italiener nicht nur neue Crashtests absolvieren sondern vielleicht gar Einbussen in den Rundenzeiten hinnehmen.

Doch nicht nur Ferrari hatte laut Michael Schumacher seine Hausaufgaben für Kanada nicht perfekt erledigt, auch Bridgestone hatte gegenüber Streckenneuling Michelin scheinbar einen Nachteil, wie ja zuvor auch schon Ross Brawn erklärt hatte: "Wir waren heute das beste Bridgestone-Team, aber die Michelin-Reifen waren ein wenig besser." Auf seine Reifen angesprochen, meinte Ralf Schumacher nach dem Rennen zu seinem Bruder: "Sie sind wie neu..."

Wie schon in Imola, einer ähnlich schnellen Strecke wie Montreal, war die gesamte Konkurrenz gegen das Gespann aus BMW, Williams, Michelin und Ralf Schumacher machtlos. Auch mit einem größeren Tank und geringerem Spritverbrauch wäre ein Sieg für Michael Schumacher nur sehr schwierig möglich gewesen. Nur wenn beide Fahrer gleichzeitig an die Box gekommen wären, hätte er in diesem Fall eine Chance gehabt, denn Ralf Schumacher war eindeutig schneller als Michael Schumacher.