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  • 24.10.2017 09:08

  • von Roman Wittemeier & Adam Cooper

Ross Brawn: "Neue Motoren müssen Emotionen wecken"

Formel-1-Sportchef Ross Brawn plädiert für neue Formel-1-Antriebe 2021 mit Krach und fettem Sound: "Aktuell zu wenig Drehzahl, zu leise und emotionslos"

(Motorsport-Total.com) - Während die Formel-1-Saison 2017 mit den letzten drei Grands Prix in Mexiko, Brasilien und Abu Dhabi dem Ende entgegen geht, wird im Hintergrund an wichtigen Weichenstellungen für die Zukunft gearbeitet. Bis Jahresende sollen die Details des neuen Antriebsreglements feststehen, das 2021 in Kraft treten wird. "Wir arbeiten daran, aber die Prioritäten dabei unterscheiden sich sehr", erklärt Formel-1-Sportchef Ross Brawn, der zuletzt erneut alle Interessenten an einem Tisch hatte.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn

Hat bei Motorendiskussionen Fans und Privatteams im Blick: Ross Brawn Zoom

"Die Prioritäten lauten Nachhaltigkeit, Fairness im Wettbewerb und Faninteresse - denn das ist eines der Dinge, die trotz der tollen Ingenieursleistungen bei den aktuellen Antrieben nie wirklich angekommen ist. Es hat die Fans nicht begeistert. Sie drehen zu niedrig, sind leise und lösen nicht die Emotionen aus, wie wir es uns wünschen. Die neuen Antriebe sollten da wieder an alte Zeiten anknüpfen", erklärt der Brite. Erreichen will man dies offenbar mit weiterhin 1,6-Liter-V6-Verbrennern, allerdings mit veränderten Hybridsystemen und Turboaufladung.

Die Aggregate ab 2021 sollen allerdings nicht nur Gänsehaut bei Fans erzeugen, sondern für die Teams auch wieder erschwinglicher sein. "Aktuell haben wir ganz tolle technische Meisterwerke, aber die Kosten für die Teams sind unwahrscheinlich hoch", sagt Brawn. "Für Hersteller, die ihre eigene Werksmannschaft betreiben, ist das okay. Es gehört halt zum Gesamtpaket. Aber für die Kundenteams, von denen wir einige im Wettbewerb haben, sind die Kosten viel zu hoch."

"Die Preise für Antriebe sind in etwa doppelt so hoch wie bei den vorherigen Motoren", beschreibt der Ex-Formel-1-Teamchef. "Darüber hatte man überhaupt nicht nachgedacht, bevor diese Regeln eingeführt wurden. Es gab damals einfach nur das Gefühl, dass man Antriebe mit mehr Relevanz bräuchte. Daher haben wir jetzt die Hybridmaschinen. Über Kosten für die Privatteams, also über die kommerzielle Seite, hatte man nicht richtig nachgedacht."


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Dieser Fehler werde sich nicht wiederholen, betont Brawn. In den aktuellen Beratungen zum Reglement 2021 spiele der Kostenfaktor eine gewichtige Rolle. "Auch das ist Teil der Nachhaltigkeit", sagt der Brite. "Wir wollen dafür sorgen, dass höhere Ausgaben kaum mehr Performance bringen können. Es soll durchaus einen Unterschied zwischen den Antrieben von Ferrari, Mercedes oder Renault geben. Aber die Lücke in der Performance muss unter Kontrolle bleiben, damit es sich nicht lohnt, viele Millionen in die weitere Entwicklung zu investieren."