• 28.09.2010 13:38

  • von Roman Wittemeier

Red Bull: Wie im Titelkampf alle mit anpacken

Der Entwicklungswettkampf auf der Zielgeraden der Formel-1-Saison schreibt manchmal besondere Geschichten: Eine Rezeptionistin als Teilekurier

(Motorsport-Total.com) - Normalerweise ist Thelma Spragg im Red-Bull-Werk für einen freundlichen Empfang der Besucher zuständig. Die Britin gehört seit Jahren zum Inventar in Milton Keynes. Am vergangenen Wochenende wurde die freundliche Dame vom Empfang in eine andere Welt befördert. Verantwortlich dafür war der unbändige Entwicklungswettlauf auf der Zielgeraden der aktuellen Formel-1-Saison.

Titel-Bild zur News: Adrian Newey (Technischer Direktor)

Logistik ist gefragt, damit Adrian Newey die Neutele rechtzeitig in Asien bekommt

"Am Mittwochmittag stellte man mir die Frage, was ich am Wochenende geplant hätte. Ich habe nur gefragt: 'Worum geht's?' und man sagte mir, dass ich nach Singapur soll", sagt Thelma Spragg lachend. Das Team erteilte ihr den Auftrag, Last-Minute-Entwicklungen in Red-Bull-Koffern nach Singapur zu transportieren. "Ich hatte dann 24 Stunden Zeit, bin nach Hause gefahren, habe Koffer gepackt und Reisepass geschnappt und dann ging es los."#w1#

"Ich wurde dann mit drei großen Gepäckstücken zum Flughafen geschickt. Auf halben Weg nach Heathrow klingelte mein Telefon und man sagte mir, dass ich am Eingang warten soll, weil ein Motorradkurier noch zwei weitere Teile bringt", beschreibt das Red-Bull-Urgestein. "Ich habe dann gewartet und musste die neuen Teile dann ins Handgepäck stopfen, weil die Koffer schon durch die Gepäckabfertigung waren. Das sah bestimmt lustig aus."

"Nach zwölf Stunden Flug kam ich dann in Singapur an und wollte die Teile an der Strecke abliefern. Aber man ließ mich nicht auf das Gelände", erklärt Spragg ihren Trip nach Asien. Das Team hatte vergessen, sie vorab mit den nötigen Zugangsberichtigungen für den Paddock auszustatten - eine kleine Panne im großen Entwicklungsspiel. "Erst am zweiten Tag wurde ich dann bis zur Red-Bull-Box vorgelassen."

"Ich kann gar nicht beschreiben, wie aufregend das alles für mich war", schwärmt die Britin. "Ich bin seit dem Start von Red Bull in der Formel 1 dabei, aber war noch nie bei einem Rennen. Ich war hingerissen, es war noch besser als ich es mir jemals vorgestellt hätte. Ich habe sonst Leute wie Ross Brawn immer nur im Fernsehen gesehen, oder Jenson Button. Diese Männer sind mir im Fahrerlager leibhaftig über den Weg gelaufen - es war aufregend. Die gesamte Stimmung war unbeschreiblich, Singapur ist super."

¿pbvin|512|3148||0|1pb¿"Normalerweise gebe ich an Rennwochenenden an Freitagen immer die Trainingsergebnisse der besten Fünf per Lautsprecher in der Firma durch", berichtet Spragg aus ihrem Arbeitsleben bei Red Bull. "Früher musste ich immer die Namen Schumacher, Alonso oder Räikkönen durchsagen. Aber heutzutage, wenn Mark Webber oder Sebastian Vettel oft vorne sind, schallt immer ein riesiges 'Hurra' durch die ganze Fabrik."

"Ich mache das immer nur freitags, weil am Samstag und Sonntag habe ich Wochenende. Zuhause schaue ich aber natürlich alle Sessions im Fernsehen", sagt die Rezeptionistin, die sich noch nie ein Rennen im TV hat entgehen lassen. Thelma Spragg fasst nach ihrem Trip nach Singapur zusammen: Das Liveerlebnis ist mit nichts vergleichbar. "Ich würde es sofort noch einmal machen. Ich würde am liebsten ab sofort alle Koffer für Red Bull transportieren!"