• 16.04.2012 07:29

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

Red Bull: Entwicklungsrichtung noch unsicher

Obwohl man in China mit zwei RB8-Varianten fuhr, steht die Entwicklungsrichtung immer noch nicht fest: Red Bull auch in Bahrain mit zwei Versionen?

(Motorsport-Total.com) - Für Red Bull brachte das Formel-1-Wochenende nicht nur wichtige Punkte, sondern vor allem neue Erkenntnisse - allerdings von beidem nicht genug. Die Weltmeistermannschaft fuhr mit Mark Webber und Sebastian Vettel auf den Plätzen vier und fünf insgesamt 22 Zähler ein. Die beiden Piloten kamen direkt hintereinander über die Ziellinie in Schanghai. Genau dies macht es den Technikern aber nicht allzu leicht, denn eine Entscheidung über die Entwicklungsrichtung steht noch aus.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Red Bull fuhr in China mit zwei verschiedenen Versionen des neuen RB8

"Wir hatten am Samstag einige Probleme und die erste Rennrunde war sogar noch schlimmer", blickt Teamchef Christian Horner zurück. Vettel und Webber verloren im Gewühl der ersten Runde einige Positionen und erschwerten sich die Aufholjagd zusätzlich. Der amtierende Champion arbeitete sich mit zwei Boxenstopps nach vorne, der Australier kam früh zum ersten Reifenwechsel und war auf drei Stopps gepolt.

"Drei Stopps waren die schnellere Variante", ist Horner im Nachhinein sicher, "allerdings hast du dabei das Problem, dass du immer wieder im Verkehr landest und dann möglicherweise hinter Leuten festhängst, die nur zweimal anhalten. Heutzutage kommst du an den Autos von Sauber oder Williams nicht mehr so einfach vorbei wie in den Vorjahren."

Webber im Tiefflug

Mark Webber bot am Sonntag nicht nur viel Action aufgrund seiner aggressiven Strategie, sondern er ließ so manchem Zuschauer den Atem stocken. Bei einem kurzen Ausritt fuhr der Australier über einen Randstein und segelte regelrecht zurück auf die Bahn. "Er hob ab. So etwas ist immer gefährlich. Aber er kennt das ja schon", lacht Horner über Webber, der 2010 in Valencia einen furchtbaren Flug hingelegt hatte. "Zum Glück stellte sich der Wagen nicht noch weiter auf und landete wieder auf der Bahn."

"Mit Sebastian sind wir einen ganz anderen Weg gegangen", sagt Horner über den Renntag. "Wir haben ihn früh hereingeholt und ihn dann einen langen Mittelstint fahren lassen. Er lief gemeinsam mit Grosjean auf Kimi auf, der eine ganze Reihe von Autos hinter sich halten konnte. Am Ende wurde Sebastian kurzfristig auf Platz zwei gespült, aber leider war in den letzten vier oder fünf Runden von seinem Reifen vorne links fast nichts mehr übrig."

"Wenn man kurz vor dem Rennende auf den Plätzen zwei und vier liegt, aber dann noch auf die Ränge vier und fünf zurückfällt, dann ist das erst einmal enttäuschend", sagt der Red-Bull-Teamchef. "Aber man muss sehen, wo wir in der Startaufstellung standen und wo wir generell zurzeit liegen. Es war also kein Desaster, sondern ein solides Punkteergebnis." Trotz aller Probleme belegt das Weltmeisterteam in der Gesamtwertung derzeit den zweiten Rang.


Fotos: Red Bull, Großer Preis von China


"Auch wenn wir samstags vielleicht noch schwächeln, so stehen wir sonntags oft gut da. Wir müssen nun also am Qualifying arbeiten. Wenn uns dort ein Fortschritt gelingt, dann können wir deutlich vorankommen", so die Devise des Teamchefs. Allerdings werde man nicht in Aktionismus verfallen. "Die Teile, die neu ans Auto kommen, müssen nachweislich etwas bringen. Sonst hat es keinen Sinn", meint Horner.

Auspuff: Erst einmal Daten analysieren

Der Brite blickt auf das Beispiel Sauber. Die Schweizer präsentierten sich in China im Qualifying stark, büßten aber an Rennspeed ein. "Man will immer in beiden Situationen möglichst gut dastehen. Alle dachten vor dem Rennen, dass Rosbergs Reifenverschleiß sehr hoch sein und er Probleme bekommen würde. Man rechnete bei ihm mit drei Stopps. Letztlich war er aber wohl derjenige, der die geringsten Probleme mit zwei Boxenstopps hatte."

"Die Reifen sind sehr sensibel. Wenn du sie ins optimale Betriebsfenster bringst, dass ist der Gewinn bei der Rundenzeit enorm", schildert Horner. "Nächstes Wochenende werden die Streckentemperaturen wohl um 20 Grad höher liegen. Das ist die nächste Herausforderung." Beim kommenden Rennwochenende in Bahrain wird Red Bull möglicherweise noch einmal mit zwei unterschiedlichen Varianten des RB8 fahren. In China fuhr Vettel mit dem alten Auspuff, Webber mit der neuen Version.

"Die neuere Variante hat gewisse Eigenschaften, die Sebastian nicht so mag. Man muss mit dem Wagen sehr viel Speed mit in die Kurven nehmen", erklärt der Red-Bull-Teamchef. "Die Entscheidung war aber nicht seine, sondern eine von Adrian Newey und seinem Technikerstab. Der wollte einen direkten Vergleich, damit wir in die richtige Richtung gehen können. Diesbezüglich war das Wochenende sehr nützlich. Wir haben viele Informationen sammeln können, um nun in eine Richtung weiterarbeiten zu können."

Allerdings nennt Horner die Richtung nicht, die man einschlagen wird. Warum nicht? Weil das Team sich derzeit noch gar nicht festgelegt hat. "Wir werden das in den kommenden Tagen entscheiden. Wir müssen uns erst einmal die Daten anschauen", sagt er. Möglich, dass auch in Bahrain beide Versionen zum Einsatz kommen werden. In Manama fährt man erstmals seit 2010 wieder. "Das macht kaum einen Unterschied. Wir haben viele alte Daten, die Fahrer kennen die Strecke und es gab dort früher auch Testfahrten", winkt Horner ab.