Red Bull: Ausstiegsklauseln konnte nur "Mr. Vettel" aushandeln

Red-Bull-Teamchef Christian Horner wehrt sich erneut gegen Wechselgerüchte seiner Piloten: Etwas in der Hand hatte nur Sebastian Vettel als Weltmeister

(Motorsport-Total.com) - Das Auto nicht siegfähig, der Motor bekommt die versprochenen Updates nicht, und bei Mercedes und Ferrari könnten 2018 zwei Cockpits frei werden. Woher die Gerüchte um Unzufriedenheit und einen möglichen Wechsel der Red-Bull-Piloten Max Verstappen und Daniel Ricciardo kommen, ist nicht schwer zu sehen. Doch bei den Bullen betont man in aller Regelmäßigkeit, dass man die Fäden in der eigenen Hand hat.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel, Christian Horner

Sebastian Vettel hatte gegen Red Bull die besseren Karten als die aktuellen Fahrer Zoom

Ausstiegsklauseln gibt es in den Verträgen nicht, hatte Motorsportberater Helmut Marko deutlich gemacht, und laut Teamchef Christian Horner habe so etwas nur ein Pilot bislang gehabt: "Der einzige, der so etwas hatte, war Mr. Vettel", verrät der Brite. Doch Vettel hatte damals ganz andere Argumente auf seiner Seite. "Sebastian hatte nach seinem zweiten WM-Titel die Fähigkeit, wirklich zu verhandeln. Das hat ihm die Macht gegeben, als Fernando (Alonso; Anm. d. Red.) Ferrari verlassen hat."

Vettel nutzte die Gunst der Stunde und ging von Red Bull zu seinem Lieblingsteam, der Scuderia, mit der er jetzt die Formel-1-Weltmeisterschaft anführt. Auch Ricciardo wird häufig mit den Roten in Verbindung gebracht und soll sogar bereits einen Vorvertrag besitzen. Doch er verneint: "Da ist ehrlich gesagt nichts dran." Und selbst wenn er wollen würde, könnte er nicht aussteigen: "Diese Fahrer haben den Mechanismus nicht", so Horner.

Horner: "Kein Zweifel" für 2018

Denn Ricciardo, Verstappen sowie alle weiteren Förderpiloten sind schon frühzeitig durch ihren Juniorvertrag an die Bullen gebunden. Im Team gibt man sich daher relativ gelassen, was die Fahrerpaarung für 2018 angeht: "Die Fahrer sind glücklich. Sie sind in guter Form und besitzen langfristige Verträge. Es gibt kein Zweifel bei mir und im Team, dass sie nächstes Jahr bei uns sein werden. Alles andere ist nur Spekulation", betont Horner.

Der geneigte Fan kennt das aber aus dem Fußball: Wechselwillige Spieler setzen ihre Vereine trotz langfristiger Kontrakte gerne unter Druck und erzwingen einen Wechsel, wenn sie unzufrieden sind. Droht den Bullen das gleiche Schicksal in der Formel 1? Schließlich soll vor allem Verstappen die Geduld verlieren, weil er sich schon als nächster Weltmeister wähnt, derzeit aber kein siegfähiges Material besitzt - und auch für 2018 schon warnt.

Daniel Ricciardo, Max Verstappen

Daniel Ricciardo und Max Verstappen müssen (oder dürfen) bleiben Zoom

Vor zwei Wochen in Kanada ließ ihn der Motor auf Rang zwei liegend im Stich und sorgte so für noch mehr Frustration. Doch der Niederländer lässt sich nicht in die Karten blicken: "Hoffentlich sieht die Zukunft bei Red Bull gut aus. Und dort bin ich derzeit", sagt er. Er winkt auf 2018 angesprochen ab: "Ich denke nicht gerne über die Zukunft nach. Ich lebe einfach für den Moment, so habe ich es immer gemacht. Von daher bin ich nicht so besorgt. Ich muss einfach nur einen guten Job machen, dann wird es Möglichkeiten geben."

Verstappen möchte Siegerauto

Sind Möglichkeiten etwa ein Teamwechsel zu Silber oder Rot, wo möglicherweise Cockpits frei sind? "Man möchte immer im Siegerauto sitzen. Das ist auch mein Ziel. Ich möchte ein Auto, mit dem ich gewinnen und die Meisterschaft holen kann - und das schon in naher Zukunft", sagt Verstappen bestimmt. Das findet er bei Red Bull jedoch derzeit nicht vor. Trotzdem stellt er sich erst einmal vor sein Team.

"Das Team arbeitet wirklich hart, und die Verbesserungen sind wirklich gut", betont er. "Der Schritt in Kanada war sehr positiv. Ich war Zweiter, und Bottas konnte mich nicht unter Druck setzen. In Sachen Rennpace sind wir nicht weit weg, aber im Qualifying benötigt man Power, die uns fehlt. Das Auto kann noch viel besser werden, aber wir haben schon einen riesigen Schritt gemacht."

Viel hängt daher vor allem an Renault, ob die Fahrer zufriedengestellt werden können. Mit dem ausbleibenden großen Sprung, der für Kanada angekündigt war, klappt das aber nicht. "Wir müssen einfach mit der Situation klarkommen", sagt Verstappen und will sich auf seine eigene Leistung konzentrieren. "Dann wird es auch Möglichkeiten geben, und dann sehen wir weiter."

Sollte Red Bull doch irgendwann auf Verstappen oder Ricciardo verzichten müssen, dann steht übrigens schon fest, woher der neue Fahrer kommen wird. Einen Stareinkauf à la Alonso schließt Horner kategorisch aus: "Das passt nicht zu unserer Philosophie, in die Jugend zu investieren und Youngster zu entwickeln. Außerdem würde das komplett gegen das gehen, was wir mit Toro Rosso machen."

Doch glaubt man der Vertragssituation, muss man sich ohnehin erst einmal keine Sorgen machen ...