Erstmals seit Comeback: "Schumi" gewinnt Qualifying

Völlig überraschend fuhr Michael Schumacher in Monaco die schnellste Q3-Zeit, trotzdem steht er nicht auf Pole - Mark Webber und Nico Rosberg in Reihe eins

(Motorsport-Total.com) - Bravo, Michael Schumacher - er kann's also doch noch! Der siebenmalige Weltmeister gewann heute in Monte Carlo im Alter von 43 Jahren das vielleicht wichtigste und schwierigste Qualifying der Saison, hätte somit eigentlich Pole-Position Nummer 69 (die erste seit Magny-Cours am 15. Juli 2006) auf seinem Konto verbuchen dürfen - und wird den klassischen Grand Prix von Monaco morgen trotzdem nicht vom ersten Startplatz aus in Angriff nehmen.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg, Michael Schumacher und Mark Webber

Die Top 3: Nico Rosberg, Polesetter Michael Schumacher und Mark Webber

Denn wegen der Kollision mit Williams-Pilot Bruno Senna in Barcelona ging Schumacher mit einem Plus-Fünf-Handicap in die Session. Trotzdem ist die Freude über die Leistung groß, wie er mit einem Fingerzeig gen Himmel in der Auslaufrunde ausdrückte: "Ist ein schönes Gefühl, seit langem wieder mal auf Pole-Position zu sein. Ist länger her, als ich mir das gewünscht habe, im zweiten Teil meiner Karriere", strahlt der Mercedes-Pilot, der in Monaco schon fünfmal (zuletzt 2001) gewonnen hat.

Bestzeit kam wie aus dem Nichts

Nach zwei fünften Plätzen in Q1 und Q2 rechnete kaum jemand mit Schumacher, doch in der aufregenden Schlussphase traf er seine Runde perfekt. "Ich bin mehr als begeistert über die Pole hier in Monaco. Monaco ist die Strecke des Jahres. Hier auf Pole zu fahren, nach allem, was in den vergangenen zweieinhalb Jahren passiert ist, ist einfach fantastisch", jubelt der 43-Jährige und kündigt für das Rennen an: "Ich hoffe, dass da morgen noch ein bisschen was folgen kann."

Einer seiner Hauptgegner ist der Sieger von 2010, Mark Webber (Red Bull), der durch Schumachers Strafversetzung auf die Pole-Position aufrückt. "Es war ein schöner Kampf. Michael hat eine gute Runde hingelegt, aber ich gewinne einen Platz", sagt Webber, der sich gute Chancen ausrechnet, den Klassiker an der Cote d'Azur morgen zum zweiten Mal zu gewinnen: "Unser Auto ist sonntags normalerweise sehr gut - und hier steht man gern vorne."

Michael Schumacher

Diese Ansicht möchte Michael Schumacher morgen den Gegnern zeigen Zoom

Webber fuhr im ersten Sektor um zwei Zehntelsekunden langsamer als Schumacher, war dafür aber im Schlussabschnitt klar am schnellsten. Unterm Strich fehlten acht Hundertstelsekunden. Trotz der Schumacher-Strafversetzung wird er morgen einen Silberpfeil neben sich haben: Nico Rosberg landete mit 0,147 Sekunden Rückstand auf dem dritten Platz, 0,135 Sekunden vor Monaco-Spezialist Lewis Hamilton im McLaren.

Rosberg ebenfalls optimistisch

"Ein gutes Wochenende bis jetzt. Es war ein gutes Qualifying, alles lief genau nach Plan", bilanziert Rosberg. "Ich habe das Auto am Ende nicht ganz optimiert, aber die erste Reihe ist super fürs Rennen." Genau wie Schumacher glaubt auch der zweite Mercedes-Pilot an eine realistische Chance, den Grand Prix zu gewinnen: "Ich bin guter Dinge, dass wir einen guten Rennspeed und eine gute Chance haben, vorne reinzufahren."

Geheimfavorit wäre eigentlich Romain Grosjean (0,338) gewesen, aber Experte Marc Surer hatte dem Lotus-Piloten schon vor Beginn des Qualifyings prophezeit: "Unter Druck schnell zu sein, ist eine andere Geschichte, als im Freien Training schnell zu sein." Und tatsächlich konnte es Grosjean im Finish nicht umsetzen, als er mit 19,1 Sekunden Bestzeit im ersten Sektor fuhr, im Mittelsektor aber eine halbe Sekunde auf Schumacher einbüßte.


Fotos: Großer Preis von Monaco, Samstag


Grosjean über Platz fünf enttäuscht

Der Franzose gibt offen zu, dass er sich mehr erwartet hatte: "Ich hatte gedacht, wir könnten etwas besser abschneiden. Leider war unser letzter Versuch in Q2 nicht so gut, wie ich es eigentlich vorgehabt hatte. Sektor zwei scheint ein bisschen unser Problem zu sein. Und es hört sich jetzt etwas seltsam an, wenn ich sage, dass ich von Startplatz fünf enttäuscht bin, wo ich doch das erste Mal in Monaco fahre, aber ich hatte geglaubt, dass wir um die Pole-Position kämpfen würden."

Sechster wurde Fernando Alonso (+0,647), diesmal allerdings nur 0,101 Sekunden vor seinem Ferrari-Teamkollegen Felipe Massa. Damit stehen die beiden roten Boliden morgen in der dritten Startreihe. Massa hatte sich nach den jüngsten Äußerungen von Präsident Luca di Montezemolo schon das ganze Wochenende verbessert präsentiert, fuhr in Q2 sogar Bestzeit - und war damit de facto schneller als Alonso, nur eben nicht im entscheidenden Moment.

Romain Grosjean

Zeigte im entscheidenden Moment Nerven: Geheimfavorit Romain Grosjean Zoom

Kimi Räikkönen (Lotus/+0,898) hatte große Mühe, sich überhaupt für das Top-10-Finale zu qualifizieren, und wackelte schon in Q1, als er erst in der Schlussphase noch seinen Landsmann Heikki Kovalainen (Caterham) aus den Top 17 verdrängte. Am Ende wurde Räikkönen Achter. Ähnlich enttäuscht dürfte Vorjahressieger Sebastian Vettel (Red Bull) sein, der ebenfalls schon in Q1 zittern musste, in Q2 zwei Supersoft-Sätze brauchte und in Q3 keine Zeit mehr fuhr.

Vettel ohne Chance auf Pole

"Es hat uns unterm Strich einfach das Stück auf die Spitze gefehlt", analysiert der Deutsche und glaubt den Grund zu kennen: "Ich denke, wir haben vom Morgen auf den Nachmittag einen Schritt zurück gemacht." Doch selbst vom neunten Startplatz aus lässt er den Kopf nicht von vornherein hängen, denn: "Hoffnung gibt's immer, so ist es nicht. Aber natürlich stinkt mir das jetzt, denn wir hatten eigentlich gedacht, dass es passt."

Platz neun übrigens deshalb, weil Pastor Maldonado (Williams/+0,944) um zehn Positionen strafversetzt wird. Der Barcelona-Sieger war im dritten Freien Training in der zweiten Portier-Kurve mit Sergio Perez (Sauber) kollidiert - eine Berührung mit Folgen. Denn Perez krachte auf seiner ersten gezeiteten Runde ausgangs der schnellen Tabak-Kurve mit der linken Seite in die Leitplanken und steht somit auf dem letzten Startplatz.

Felipe Massa

Felipe Massa liefert in Monaco das bisher beste Wochenende seiner Saison ab Zoom

Dabei handelte es sich wohl nicht um einen Fahrfehler, sondern um einen Folgeschaden der Kollision mit Maldonado, der ihm über das linke Vorderrad gerast war. "Man sieht, wie das Auto nicht mehr auf die Lenkung reagiert hat", analysiert Experte Surer. "Das linke Vorderrad macht nicht mit. Da kann er nichts dafür." Und Perez meldete unmittelbar nach dem Crash am Boxenfunk: "Linkes Vorderrad gebrochen."

Starke Leistung von Hülkenberg

Vor dem zweiten Sauber-Piloten, Kamui Kobayashi, wurde Nico Hülkenberg (Force India) heute Elfter. Der Deutsche verpasste den Top-10-Cut um 99 Tausendstelsekunden, gibt aber zu, dass wohl nicht mehr drin gewesen wäre: "Es war beide Male eine sehr gute Runde. Mit meinem Auto ging nicht mehr." Wie auch der Vergleich mit dem Teamkollegen Paul di Resta beweist, denn der war um drei Zehntelsekunden langsamer und wurde 15.

Am hinteren Ende des Feldes landeten die "üblichen Verdächtigen" - mit Timo Glock auf Rang 20., eine halbe Sekunde vor Charles Pic (22.) im zweiten Marussia. "Leider hatten wir auf meiner letzten fliegenden Runde teamintern ein kleines Problem, weil mein Teamkollege mich anscheinend auf seiner Abkühlrunde nicht gesehen hat", ärgert sich der Deutsche ein wenig. "Aber das ist eben Monaco. Das kann passieren."

Nico Hülkenberg

Alles gegeben, trotzdem nicht in Q3: Force-India-Pilot Nico Hülkenberg Zoom

Einen Favoriten für das morgige Formel-1-Roulette in Monaco auszumachen, ist angesichts der jüngsten Reifenschlachten schier unmöglich. Allerdings scheinen die Pirellis in Monaco konstanter zu sein als zuletzt beim Grand Prix von Spanien. Im Qualifying war meistens die zweite oder dritte Runde am schnellsten, nicht wie sonst üblich die erste. Und Sportchef Paul Hembery glaubt, dass morgen sogar eine Einstoppstrategie möglich sein wird.

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