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  • 06.02.2012 12:55

Perez: Mexikanischer Sunnyboy mit Kämpferherz

Sergio Perez musste in seiner Karriere schon einige Hürden überwinden, doch der Mexikaner hat sich durchgekämpft - Sein Motto: "Ich gebe niemals auf"

(Motorsport-Total.com) - Seine Rookie-Saison hatte es in sich: Als Sergio Perez der erste mexikanische Formel- 1-Pilot nach 30 Jahren wurde, stand die Nation auf und applaudierte. Zu Formel-1-Demofahrten Ende Februar 2011 in seiner Heimatstadt Guadalajara kamen über 150.000 Menschen. Der Erwartungsdruck in Mexiko war riesig. Der inzwischen 22-Jährige hielt ihm dennoch stand. Er fand sich zurecht in dem, was er "eine komplett neue Welt" nennt. Und er überwand Rückschläge.

Titel-Bild zur News: Sergio Perez

Sergio Perez war eine der Entdeckungen der Saiso 2011

In seinem allerersten Formel-1-Rennen, am 27. März 2011 in Melbourne, brachte er seinen Sauber-Ferrari C30 dank einer guten Teamstrategie und reifenschonender Fahrweise als Siebter ins Ziel. Doch wie gewonnen, so zerronnen: Beide Autos des Teams wurden aus der Wertung genommen, weil der Radius eines Heckflügelprofils nicht stimmte.

In Monaco folgte der nächste Rückschlag: Zum ersten Mal hatte er den Sprung ins Top-Ten-Qualifying geschafft, als er ausgangs der schnellen Tunnelpassage die Kontrolle über das Auto verlor und brutal in die Leitplanken einschlug. Eine schwere Gehirnerschütterung, zwei Rennen Pause und drei weitere Grands Prix, in denen er sich noch nicht wieder "zu hundert Prozent fit fühlte" waren die Folgen.

Man sah es ihm nicht an. "Checo", wie man als Sergio in Mexiko zwangsläufig genannt wird, zeigte sein strahlendes Lächeln und weiterhin auch Zähne auf der Rennstrecke. Er biss sich durch seine turbulente Debütsaison. Noch zwei weitere Male (Budapest und Spa) drang er im Qualifying zu den schnellsten Zehn vor. In den 17 Rennen, zu denen er startete, holte er fünf Mal Punkte. Seine beste Platzierung wurde Rang sieben in Silverstone. Als sein bestes Rennen 2011 empfindet er indes seinen Einsatz in Japan. Zu diesem Zeitpunkt in der Saison war der C30 technisch unterlegen. Perez fuhr trotzdem die zweitschnellste Rennrunde und kam als Achter ins Ziel.

Sergio Perez

In Monaco überstand Perez seinen ersten schweren Unfall in der Formel 1 Zoom

Anfänge

Perez' Geburtsort Guadalajara ist eine Millionenmetropole im Nordwesten Mexikos, zweitgrößte Stadt des riesigen Landes, berühmt für Musik und Tequila, genährt durch eine prosperierende Industrie. Vilsbiburg hingegen ist ein Ort mit 11.500 Einwohnern in der Nähe von Landshut in Bayern. Eine Umsiedlung von A nach B wäre für jeden eine gewaltige Umstellung. Für einen allein auf sich gestellten 15-jährigen Mexikaner ist sie ein Schock. Perez hat ihn hinter sich. Er kämpfte sich durch: Der Junge war entschlossen, Formel-1-Rennfahrer zu werden.

Perez wuchs mit dem Thema Rennsport auf. Sein Vater Antonio war selbst Rennen gefahren und kümmerte sich um die Karriere des mexikanischen Fahrers Adrian Fernandez. Der erstgeborene Sohn, Sergios Bruder Antonio, ist NASCAR-Pilot. Sergio war sechs Jahre alt, als er erstmals mit seinem Vater und seinem Bruder zur Kartbahn durfte. "Und ab dann wollte ich in die Formel 1." Sein Vater erinnert sich stolz: "Es war oft nass, und Regenrennen wurden Sergios Leidenschaft."

Der Junior gewann Kartmeisterschaften in Mexiko und in den USA, stieg in die Monoposto-Serie Skip Barber auf. Längst war ihm bewusst, dass er den Weg in die Formel 1 in Europa würde weiterverfolgen müssen. Er erinnert sich: "Als ich 14 Jahre alt war und noch in Mexiko lebte, bin ich wegen der Zeitverschiebung oft nachts um zwei aufgestanden, um Teams in Europa anzurufen. Ich log und behauptete, ich hätte Sponsorengelder."

Carlos Slim nahm Perez unter seine Fittiche, und so landete dieser in Deutschland und wurde 2005 als 15-Jähriger jüngster Starter in der Formel-BMW. Sein damaliger Teamchef, Günther Unterreitmeier bei 4speed, besass ein Restaurant in Vilsbiburg, wo Sergio ein kleines Zimmer bewohnen durfte. Der Nachwuchsfahrer vermisste seine Heimat, war der Sprache nicht mächtig, und am allermeisten fehlte ihm die Familie. "Manchmal war ich verzweifelt und hätte fast den Kopf verloren", gibt er zu. In dieser schwierigen Zeit wurde Slim ein enger Vertrauter. "Er hat mich oft angerufen und mich beraten. Seine Empfehlungen haben mir sehr geholfen, mein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Ich bin ihm sehr dankbar."

In seiner zweiten Saison in der Formel-BMW trat Perez für den ADAC Berlin Brandenburg an und bezog in der Hauptstadt Quartier. Die nächste Station wurde England. Dort gewann er 2007 die nationale Formel-3-Meisterschaft mit der Rekordbilanz von 14 Siegen, 14 Polepositions und neun schnellsten Rennrunden.


Fotos: Präsentation des Sauber-Ferrari C31


International

Nachdem Sergio Perez 2008 die britische Formel-3-Meisterschaft bestritten hatte - vier Siege, Gesamtvierter - war es Zeit für die nächsthöhere Liga. Erst startete er in der GP2 Asia, dann in der Hauptserie. Dort traf er 2009 auch auf Kamui Kobayashi, allerdings nicht als Teamkollegen, deshalb hatten die beiden wenig persönliche Berührungspunkte. 2010 beschloss Perez seine zweite GP2-Saison als Zweiter des Championats. Er hatte fünf Siege erzielt - und noch vor dem Finale seinen Formel-1-Vertrag bei Sauber unterschrieben.

Sergio Perez

2010 gewann Perez fünf Rennen in der GP2 Zoom

Von Anfang an siedelte er seine Ziele ganz oben an: "Ich bin nicht in der Formel 1, um mitzufahren. Ich will eines Tages Weltmeister werden." Dass es viel braucht, damit das gelingen kann, hat er in seiner Rookie-Saison erfahren. "Wenn du in die Formel 1 kommst, ist alles neu", sagt er. "Man arbeitet mit viel mehr Leuten und auf einem viel höheren Niveau zusammen. Und man arbeitet insgesamt viel mehr. Jedes Detail ist wichtig - sowohl im als auch ausserhalb des Autos. Das Medieninteresse ist gross, und all das zusammen hat auch Einfluss auf das Privatleben. Man muss einfach alles bewältigen, wenn man erfolgreich sein will." Gefragt nach seiner persönlichen Stärke, sagt er: "Ich gebe niemals auf." Seine bisherige Laufbahn spricht dafür.