Nürburgring zahlt nicht für Formel-1-Rennen

Ein Grand Prix auf dem Nürburgring rückt in weite Ferne, weil kein Geld für Bernie Ecclestone vorhanden ist - Marc Surer plädiert für Aufteilung des Gesamtobjekts

(Motorsport-Total.com) - Angesichts der Insolvenz der Nürburgring GmbH gilt es als unwahrscheinlich, dass die Formel 1 2013 in die Eifel zurückkehren wird. Derzeit gibt es keinen zuständigen Veranstalter und auch dem Insolvenzverwalter sind die Hände gebunden. Denn die übliche Grand-Prix-Gebühr an Bernie Ecclestone zu überweisen, ist aufgrund der finanziellen Sanierung derzeit undenkbar.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Dass Bernie Ecclestone freiwillig auf Geld verzichtet, gilt als unwahrscheinlich

Man könne "sicherlich in der jetzigen Situation kein Antrittsgeld" zahlen, stellt Insolvenzverwalter Thomas Schmidt gegenüber der 'dpa' klar. Sollte Ecclestone jedoch einlenken und darauf verzichten, werde man "die Formel 1 sicherlich behalten". Das ist unwahrscheinlich. Zwar gilt ein Jahr ohne Deutschland-Grand-Prix bestenfalls als Notlösung, aber der Formel-1-Geschäftsführer hat bereits signalisiert, dass er notfalls wieder jährlich auf Hockenheim zurückgreifen würde.

25 Millionen Euro Kosten undenkbar

Laut Branchenmonitor 'Formula Money' betrug die Grand-Prix-Gebühr für den Nürburgring im Jahr 2009 26 Millionen US-Dollar. Rechnet man die in der Formel 1 übliche Preisgleitklausel in der Höhe von zehn Prozent ein, würde dies für 2013 hochgerechnet knapp 31,5 Millionen Dollar oder umgerechnet gut 25 Millionen Euro an Fixkosten bedeuten. 2011 sollen am Land Rheinland-Pfalz 13 Millionen Euro hängen geblieben sein. Das wäre politisch jetzt nicht mehr vertretbar.

Aufgrund der Insolvenz der Rennstrecke sei eine Grand-Prix-Gebühr völlig indiskutabel: "Dann ist das etwas, was wir in der jetzigen Phase nicht zusagen können. Das Geld haben wir schlicht und einfach nicht", sagt Schmidt. Unklar ist auch, wie weit fortgeschritten die Gespräche zwischen den Streckenbetreibern Jörg Lindner beziehungsweise Kai Richter und Ecclestone sind. Die beiden hatten zuletzt behauptet, dass ihnen bereits eine günstige Offerte vorliegt.

"Das Geld haben wir schlicht und einfach nicht." Thomas Schmidt

Indes schlägt 'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer vor, dass man im Zuge des Insolvenzverfahrens die Rennstrecke "von dem anderen Schrott" trennen sollte. Sein Vorschlag: "Alles abreißen! Da hat jemand etwas verbrochen und reißt jetzt alles mit in die Tiefe. Ich finde, man muss das trennen, denn die Rennstrecke bringt Geld und muss man so laufen lassen. Aber sie bringt nicht genug Geld, um den anderen Schrott zu bezahlen."

Wer kauft den Nürburgring vom Insolvenzverwalter?

Dass ausgerechnet Lindner/Richter, die bei diversen Nürburgring-Urgesteinen in der Eifel nicht das beste Ansehen genießen, als Käufer auftreten könnten und damit die 2009 fertiggestellte Anlage schuldenfrei übernehmen würden, erscheint auf den ersten Blick absurd. Aber: "Es sind leider übliche Gebaren, dass man sagt, man lässt etwas in Konkurs gehen und dann übernimmt man es. Dann sind die Schulden weg", sagt Surer, der ein solches Vorgehen "fragwürdig" finden würde.

"Es sind leider übliche Gebaren, dass man sagt, man lässt etwas in Konkurs gehen." Marc Surer

Dass Ecclestone selbst die Strecke kaufen könnte, glaubt er nicht: "Das hat man erfunden, um zu zeigen, dass die Möglichkeit besteht, vielleicht auch um andere zu motivieren. Ich kann's mir aber nicht vorstellen", so der ehemalige Formel-1-Pilot. "Die Auffanggesellschaft, die die Strecke jetzt übernimmt, sollte ein Automobilklub sein, etwa der AvD oder der ADAC. Das würde Sinn machen. Alle anderen, die nur damit spekulieren wollen, sind für den Motorsport höchst gefährlich."