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Niki Lauda: "Auch Alonso hat viele Fehler gemacht"

Trotz der Seuchenjahre bei McLaren beschwichtigt Fernando Alonso: "Habe die Entscheidung nie bereut" - Niki Lauda hält Wechsel in Top-Team für unwahrscheinlich

(Motorsport-Total.com) - Es war ein Sinnbild für Fernando Alonsos derzeitige Lage bei McLaren: Noch vor der Startaufstellung zum Großen Preis von Russland musste der Spanier seinen Boliden abstellen. Gerade einmal die Aufwärmrunde hatte er hinter sich gebracht, weiter kam Alonso in Sotschi nicht. Bisher konnte der 35-Jährige kein einziges Rennen beenden, diesmal reichte es nun nicht mal mehr für den Start. Wer dachte, schlimmer als im Vorjahr könne es nicht werden, wurde eines Besseren belehrt.

Titel-Bild zur News: Niki Lauda

Niki Lauda glaubt nicht, dass Ferrari oder Mercedes auf Fernando Alonso warten Zoom

Für viel Verwunderung sorgt Alonsos Stippvisite beim Indy 500 daher nicht. "Er ist gelangweilt", bringt es Branchenkenner und Mercedes-Vorstand Niki Lauda im spanischen Fernsehen auf den Punkt. "Er braucht eine Herausforderung. Als Fahrer verstehe ich das, aber für McLaren muss es eine schwere Entscheidung gewesen sein, ihn am wichtigsten Rennwochenende des Jahres mit den besten Chancen auf ein gutes Ergebnis gehen zu lassen."

Für Alonso sei sein Start beim legendären 500-Meilen-Rennen in Indianapolis eine willkommene Abwechslung, "denn dort kann er das genießen, was er hier nicht hat". Darauf, was er dort zu leisten im Stande ist, sind viele Kollegen, Beobachter und Fans mindestens genauso gespannt wie darauf, wie es für den Spanier in der Formel 1 weitergehen wird. Nach Sotschi heizte er selbst die Gerüchteküche an.

Lauda sicher: Ferrari und Mercedes warten nicht auf Alonso

Lauda glaubt jedoch, dass die Karten für den 35-Jährigen bei den beiden Top-Teams Mercedes und Ferrari eher schlecht stehen, denn bei beiden habe Alonso verbrannte Erde hinterlassen. "Ich glaube nicht, dass Ferrari ihn wiederhaben will. Er ist gegangen, obwohl er einen Vertrag hatte. Dasselbe ist mit uns (McLaren-Mercedes; Anm. d. R.) passiert", blickt Lauda zurück. Zudem halte Mercedes nach jetzigem Stand nach keinem Ersatzkandidaten Ausschau.

"Wir haben Fahrer, die ihren Job machen. Wenn wir mit Hamilton und Bottas gewinnen, brauchen wir niemanden", stellt der Österreicher klar. Nichtsdestotrotz weiß auch er um Alonsos Talent: "Er ist schnell, aggressiv, in Bezug darauf ist er der Beste. Aber unglücklicherweise können Fahrer ihr Bestes manchmal nicht unter Beweis stellen, weil sie die falschen Entscheidungen treffen. Und Alonso hat einige Fehler gemacht."

So habe der Spanier Ferrari früh verlassen, um bei McLaren anzudocken. Zu diesem Zeitpunkt sei das Motorenproblem des Teams aber schon bekannt gewesen. "Jetzt ist er enttäuscht, aber zu McLaren zu gehen, war seine Entscheidung", so Lauda. Und hinter der steht Alonso aller Probleme zum Trotz auch weiterhin. Am Rande des Russland-Grand-Prix jedenfalls betonte der Spanier, den Wechsel nicht bereut zu haben.


Fotostrecke: Die Karriere von Fernando Alonso

Alonso: "Lebensqualität in den letzten zwei Jahren gebessert"

"Wir wären hier gerne konkurrenzfähiger, so viel ist sicher", gibt der McLaren-Pilot zu. "Aber zumindest für die Jahre meines Vertrages, die hinter mir liegen, 2015 und 2016, kann ich sagen, dass es eine gute Entscheidung war, zu McLaren zu kommen. Ich habe viel gelernt und mit einem der besten Ingenieure zusammengearbeitet, mit denen ich hier bei McLaren arbeiten durfte und der aktuell unser Team verstärkt."

Im Vergleich zu dazu sei bei Ferrari irgendwann die Zeit gekommen, "in der es zu stressig war, immer knapp am Sieg vorbeizufahren". Fünf Jahre war Alonso Teil der Scuderia, 2010 und 2012 verpasste er den WM-Titel knapp. Eine strapaziöse Zeit, wie er im Nachhinein zugibt: "Wenn man im ersten, zweiten, dritten Jahr ist, ist das okay. Aber im siebten oder achten Jahr wird es schwierig. Meine Lebensqualität hat sich in den letzten zwei Jahren verbessert."

Und das trotz der Ergebnisse, fügt Alonso hinzu. Dass sein Ex-Rennstall aktuell wieder Siege einfährt, ändere daran nichts. "Sie konnten in den letzten zwei Jahren ein paar Siege einfahren. Derzeit siegen sie wieder und sie werden auch in Zukunft Rennen und die Weltmeisterschaft gewinnen", glaubt der 35-Jährige und ergänzt: "Es geht also nicht immer darum, ob Fernando gut abschneidet oder nicht."

Fernando Alonso

Fernando Alonso zieht trotz der Flaute bei McLaren ein positives Fazit Zoom

Damit spielt der McLaren-Pilot auf Schlagzeilen an, die ihm unterstellen, er verschwende sein Talent. Doch er selbst sei mit sich im Reinen: "Ich bin super glücklich mit meiner Karriere. Ich saß immer in einem konkurrenzfähigen Auto, zum Glück, und ich hatte die Gelegenheit, Großes zu erreichen. Es gibt viele talentierte Fahrer, die noch nicht auf dem Podium standen. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt."