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Newey: Ein Sieg der Strategie

Red-Bull-Technikchef Adrian Newey erklärt, wie die Strategie zum Sieg in Silverstone geführt hat - Renningenieur Ciaron Pilbeam lobt Mark Webber

(Motorsport-Total.com) - In Valencia war Sebastian Vettel der schnellste Mann auf der Strecke, doch wegen einer defekten Lichtmaschine blieb Red Bull beim Grand Prix von Europa der Sieg verwehrt. Den holte dafür Mark Webber heute nach: Der Australier lag zwar 47 von 52 Runden hinter Fernando Alonso, sicherte sich aber dank einer starken Schlussphase den britischen Grand Prix.

Titel-Bild zur News: Adrian Newey

Adrian Neweys Team tüftelte heute die siegreiche Strategie aus

Es war ein Sieg der Strategie, denn zwar blieb Silverstone heute vor den befürchteten Gewitterstürmen verschont, doch auf trockener Fahrbahn hatten die Teams an diesem Wochenende noch kaum Erfahrungswerte gesammelt. Dementsprechend tappten vor dem Start alle ein wenig im Dunkeln: "Das dritte Training war trocken, also hatten wir eine ungefähre Vorstellung. Sonst wäre es wirklich schwierig gewesen", analysiert Red-Bull-Technikchef Adrian Newey.

Langsamer Start ins Wochenende

"Wir hatten einen schwierigen Freitag, denn bei dem Wetter bekamen wir die Reifen nicht zum Arbeiten", bilanziert er. "In der Nacht auf Samstag haben wir einige Änderungen vorgenommen. Das war besser. Samstag war auch noch nass und es war schwierig abzusehen, wo wir stehen würden. Aber wie man heute gesehen hat, scheinen wir im Trockenen konkurrenzfähiger zu sein als im Nassen. Ich bin froh, dass sich das in Silverstone bestätigt hat."

Die erste Frage, die es zu klären galt: "Die Schlüsselentscheidung war, auf welchen Reifen man starten soll", erklärt Newey. "Auf Options, um sie aus dem Weg zu haben? Das kann dich aber auch zu einem frühen Stopp zwingen, nach dem du dann im Verkehr steckst. Oder umgekehrt." Red Bull schickte beide Fahrer mit den weicheren Options ins Rennen, Alonso (und auch Lewis Hamilton) vertrauten lieber den härteren Primes.

"Es war nicht klar, was besser funktionieren würde, aber wir hatten ein gutes Gefühl, dass es so kommen würde, wie es gekommen ist, nämlich dass der Option anfangs schneller ist, dann aber im Laufe des Stints der Prime schneller wird", schildert Newey. Von da an war es für Webber ein Kinderspiel: "Als er die Reifen und das Tempo hatte, machte er gerade genug Druck, um überholen und problemlos ins Ziel fahren zu können", lobt Renningenieur Ciaron Pilbeam.


Fotos: Mark Webber, Großer Preis von Großbritannien, Sonntag


Wende ab der 43. Runde

Webber kam in der 33., Alonso in der 37. Runde zum zweiten Boxenstopp. Abstand davor: 3,3 Sekunden. Abstand danach: 3,9 Sekunden. Aber in der 43. Runde holte Webber 1,1, in der 44. 0,9 und in der 45. weitere 0,8 Sekunden auf. Ein Spiel nicht ohne Risiko: "Man muss auf die Reifen aufpassen", sagt Pilbeam, "denn wenn sie nachlassen, sind sie weg. Du musst sicherstellen, dass sie die letzte Runde auch noch schaffen, sonst bringen dir die 15 Runden davor nichts."

Aber Webber löste sich gleich nach dem entscheidenden Überholmanöver, machte also alles richtig. Das bringt ihm für die abgeklärte Vorstellung Sonderlob von Newey ein: "Im Rennen hat Mark den Druck gut aufrechterhalten - und das war genau das, was er tun musste. Er musste in Reichweite sein, um profitieren zu können, falls Fernando am Ende auf den Options in Schwierigkeiten geraten würde. Genau das ist ihm gelungen."

Mark Webber und Ciaron Pilbeam

Ciaron Pilbeam (rechts) ist bei Red Bull Mark Webbers Renningenieur Zoom

Red Bull hat für die letzten beiden Rennen vor der Sommerpause, Hockenheim und Budapest, "ein paar Kleinigkeiten geplant", kündigt der Stardesigner an, schränkt aber ein: "Wie alle anderen Teams." Daher sei "unmöglich vorherzusagen", ob Red Bull jetzt tonangebend ist: "Diese Saison ist so schwierig zu lesen. Wir waren zum Beispiel in Bahrain sehr konkurrenzfähig, aber beim nächsten Rennen in Spanien taten wir uns schwer."