Motorenpreise: Haug glaubt an Kompromiss

Norbert Haug weiß um die Entwicklungskosten für die neuen V6-Motoren, glaubt aber, dass der Preis auf fünf Jahre gesehen gehalten werden kann

(Motorsport-Total.com) - Derzeit müssen Teams wie Force India oder Sauber acht Millionen Euro pro Jahr für das Leasing der Mercedes- beziehungsweise Ferrari-Motoren bezahlen. Ein kompletter Antriebsstrang inklusive Getriebe und KERS ist noch ein wenig teurer, doch im Vergleich zum Anfang dieses Jahrtausends, als Alain Prost noch 32 Millionen US-Dollar an Ferrari überweisen musste, sind die Preise enorm zurückgegangen.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug und Martin Whitmarsh

Norbert Haug (links) im Gespräch mit McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh

Mit der Einführung des neuen Motorenformats ab 2014 (V6-Turbos mit verstärkter Energierückgewinnung) könnte der von der Teamvereinigung FOTA mit den Herstellern vereinbarte Maximalpreis aber fallen, weil durch die Regeländerung einmalig hohe Entwicklungskosten entstehen. Daher befürchten die kleinen Teams, dass die Preise für die Motoren ab 2014 erheblich steigen werden, damit die Entwicklungskosten refinanziert werden können.

Schwierigkeiten für Cosworth und PURE

Während die großen Hersteller Ferrari, Mercedes und Renault durchaus dazu bereit sind, im Interesse des Sports einen Teil der Entwicklungskosten selbst zu finanzieren, sind unabhängige Hersteller wie Cosworth oder Craig Pollocks PURE-Projekt darauf angewiesen, profitabel zu operieren. Bei einem maximalen Leasingpreis von acht Millionen Euro pro Jahr ist das aber ein Ding der Unmöglichkeit.

Hinter den Kulissen wird nun um einen Kompromiss gerungen. Ein Ergebnis ist noch nicht in Stein gemeißelt, aber Norbert Haug ist optimistisch, dass man eine verträgliche Einigung erzielen wird: "Es wäre nicht richtig, eine Zahl zu nennen", meint der Mercedes-Sportchef, "aber uns muss klar sein, wo wir herkommen. Die Motoren haben vor zehn Jahren noch doppelt so viel gekostet wie jetzt. Das liegt zuallererst an der harten Arbeit der Hersteller."

"Es ist ganz klar, dass es am Anfang vielleicht mehr kostet, wenn man einen neuen Motor einführt, aber wir sollten in einer Fünfjahres-Periode denken", findet er. "Ich glaube, wir können auf fünf Jahre gesehen vergleichbare Ausgaben erzielen. Das muss das Ziel sein. Uns muss aber klar sein, wo wir stehen. Dies ist eine neue Technik, 30 Prozent weniger Benzinverbrauch. Das wurde von der FIA sehr entschlossen entschieden."

Wer trägt die Entwicklungskosten und wann?

Die Entwicklungskosten für den 2014er-Motor liegen - je nach Hersteller - bei mindestens 50 bis weit über 100 Millionen Euro. Denkbar wäre, diesen Betrag auf eine Fünfjahres-Periode aufzurechnen. Sprich: Wenn etwa Renault wie bisher vier Teams beliefert, würden sich 100 Millionen Euro auf fünf Millionen Euro zusätzlich pro Team und Jahr verteilen. Nur: Für einen Hersteller wie PURE würde das bedeuten, dass millionenschwer in Vorleistung gegangen werden muss - schwierig bis unmöglich.

Zuletzt kamen daher Stimmen auf, die vorschlugen, man solle das neue Motorenformat um ein weiteres Jahr verschieben, um Zeit zu gewinnen. Das scheint aber kein Thema zu sein: "Eines ist klar: Ein Projekt zu verschieben, kostet mehr Geld", unterstreicht Haug. Außerdem wünscht sich der Deutsche, dass die Hersteller in der Diskussion nicht als Melkkuh betrachtet werden, deren Interessen einfach übergangen werden können.

Mercedes-Logo

Mercedes beliefert derzeit zwei Kundenteams: McLaren und Force India Zoom

Denn: "Es waren die Hersteller, die die Preise gesenkt und sehr hart gearbeitet haben, um fantastische Motoren zu liefern", so Haug. "Es gibt keine großen Unterschiede zwischen den Motoren, die Spielwiese ist recht ausgeglichen. Wenn wir hier vielleicht von drei Zehntelsekunden Unterschied sprechen, dann erinnere ich mich an Zeiten, wo der Motor alleine eine halbe Sekunde ausgemacht hat. Das muss der Ausgangspunkt der Diskussion sein."