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  • 17.12.2010 19:37

  • von Markus Miksch

Moss: "Neue Regeln werden Schumacher einschränken"

Stirling Moss glaubt, dass Schumacher der neue FIA-Strafenkatalog nicht entgegenkommen wird - Moss outet sich als Fan von Teamorder und KERS

(Motorsport-Total.com) - Die Aktion Schumacher gegen Barrichello, als der Rekordweltmeister den ehemaligen Teamkollegen gefährlich nah an die ungarische Boxenmauer drängte, hat für die kommende Saison Konsequenzen. Die FIA will den Rennkommissaren mit neuen Regeln mehr Möglichkeiten geben, gefährliches Fahren schneller zu sanktionieren. Stirling Moss kann der Entscheidung des Weltverbandes nur beipflichten, auch er sieht nach dem Vorfall am Hungaroring Handlungsbedarf.

Titel-Bild zur News: Stirling Moss

Stirling Moss befürwortet Stallorder und hat kein Verständnis für KERS-Kritiker

Der vierfache Vizeweltmeister äußerte gegenüber 'ESPNF1' seine klare Meinung: "Was Schumacher in Ungarn gemacht hat war schändlich. Die Formel 1 ist jetzt eine der sichersten Sportarten, aber es hätte in einer Katastrophe enden können, wenn gerade jemand aus der Box gekommen wäre." Moss fügte hinzu: "Ich habe schon gehört, dass die FIA etwas gegen schmutzige Fahrweise unternehmen wird. Das wird wahrscheinlich die Möglichkeiten für Schumacher beschränken."

Ein anderer Aufreger. für den der Deutsche und der Brasilianer gesorgt haben, war das Rennen in Spielberg 2002 ("Let Michael pass for the championship"). Die FIA verbot daraufhin Stallorder, vor kurzem wurde diese Regel wieder gestrichen. Moss gibt offen zu, dass er nie ein Fan des Verbots war: "Dass sie diese Regel gemacht haben, war dumm. Stallorder hat es und wird es immer geben. Ich bin dafür, dass es sie auch weiterhin gibt."

Der 81-Jährige vertritt außerdem moderne Ansichten, was KERS betrifft. Das Energierückgewinnungssystem feiert in der kommenden Saison sein Comeback. "Ich bin absolut für KERS, denn ich glaube, dass es in zehn bis 15 Jahren in jedem Straßenauto eingebaut sein wird. Rennsport ist die beste Umgebung, um Dinge auszuprobieren, bevor sie in die Serie gehen", meint Moss, der von der Funktionsweise - Bremsenergie wird in Elektrizität umgewandelt - begeistert ist: "Man bekommt etwas umsonst und das ist immer gut."

"Die Teams haben es so weit kommen lassen"

Dass Motorsport schon viel Positives für die Entwicklung von Serienfahrzeugen beigetragen hat, beweist folgende Anekdote des Briten: "Es ist wie zu meiner aktiven Zeit, als Scheibenbremsen aufkamen. Es besteht also für mich kein Zweifel daran, dass sie Teams noch enorm viel über diese Technologie herausfinden werden, wenn sie im Einsatz ist." KERS-Kritiker in den Rennställen kritisieren die hohen Entwicklungskosten.

Doch für diese Personen zeigt Moss kein Verständnis: "Es ist teuer, aber es ist schwer Mitleid für die Teams zu empfinden, denn sie investieren jetzt schon sehr viel Geld. Diese Leute haben es so weit kommen lassen. Wären sie schon vor zehn oder zwanzig Jahren auf die Bremse gestiegen, wären die Kosten nicht so schnell gestiegen. Ich will aber nicht die Formel 1 kritisieren, denn die sollte meiner Meinung nach das Beste von allem sein."

Geringe Zeitabstände "irreal"

2011 sollen zudem einige Neuerungen wie der verstellbare Heckflügel für spannendere Rennen sorgen. Nach einer Saison wie der abgelaufenen ist es auch für Moss kaum vorstellbar, wie es noch aufregender werden könnte: "Ich hoffe natürlich, dass es im kommenden Jahr noch besser wird, obwohl ich denke, dass die vergangene Saison eine der besten seit langer Zeit war." Der vierfache Vizeweltmeister glaubt aber auch, dass es durch die Beschränkungen bei den Fahrhilfen wieder größere Abstände im Feld geben wird.

"Für mich macht es den Anschein, dass der Einfluss des Fahrers durch all die Änderungen wieder größer geworden ist. Das ist gut, weil die Piloten in ihrem Handeln so beschränkt waren, dass der Unterschied im gesamten Feld maximal zwei Sekunden betrug, sieht man von den neuen Teams ab", so Moss, der diese geringen Zeitunterschiede nicht befürwortet. "Das ist irgendwie irreal", erklärte der 81-Jährige, weil das Fahrertalent seiner Meinung zu wenig zur Geltung kommt.