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  • 22.11.2016 19:38

  • von Roman Wittemeier

Michelin bleibt interessiert: Formel-1-Comeback im Fokus

Michelin-Motorsportchef Pascal Couasnon widerspricht Formel-1-Boss Bernie Ecclestone: Die Franzosen stehen jederzeit als Alternative für Pirelli bereit

(Motorsport-Total.com) - Die Unmutsäußerungen über die Formel-1-Reifen von Pirelli nehmen kaum ein Ende. Die Italiener, die als exklusiver Ausrüster in der Grand-Prix-Szene engagiert sind, standen aufgrund ihrer fragilen und wenig haltbaren Pneus schon oft im Zentrum der Kritik. Nach dem vergangenen Rennen in Brasilien gab es einen weiteren Ansatz für Kopfschütteln. Die Regenreifen wurden auf dem nassen Asphalt in Interlagos zum Stolperstein, beim Geradeausfahren schaffte der Pneu nicht die notwendige Wasserverdrängung.

Titel-Bild zur News: Michelin

Michelin würde gern zurück in die Formel 1 kommen: Veränderungen sind erwünscht Zoom

Die Fahrer wünschen sich stabilere und bessere Produkte von Pirelli. Aber dies ist nicht von allen Seiten gewünscht. Die Reifen, die schwierig über die Distanz und in das richtige Betriebsfenster zu bekommen sind, gehören zu den Showelementen in der Szene. Die Tatsache, dass es unter anderem Reifenschäden (Silverstone, Spa) gibt, nimmt man in Kauf. Michelin konnte sich 2015 in den Verhandlungen über ein Formel-1-Comeback nicht durchsetzen, weil man diese "Show" nicht mitspielen wollte.

"Wir haben immer noch großes Interesse an einer Rückkehr in die Formel 1. Aber nur dann, wenn es umfassende Veränderungen gibt", sagt Michelin-Motorsportchef Pascal Couasnon im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Wir waren vor zwei Jahren sehr nahe an einem Comeback. Die Teams waren mit unseren Vorschlägen nicht nur einverstanden, sondern die meisten waren regelrecht begeistert. Man war sich einig. Es ist das letztlich trotzdem nicht zustande gekommen."

Ecclestones Grätsche: So knapp scheiterte das Michelin-Comeback

Michelin hatte die Teams nicht nur mit einem schlüssigen Konzept und erfolgversprechenden Produkten überzeugt, sondern mit vielen Mannschaften hatte man auch die kommerziellen Punkte geklärt. Doch dann grätschte im Oktober 2015 Bernie Ecclestone dazwischen. "Ja, so würde ich das sehen", sagt Couasnon auf die Frage, ob es allein Ecclestone war, der das Michelin-Comeback verhinderte. "Es wurde halt eine Entscheidung getroffen. Welche Person das letztlich zu verantworten hat, ist eigentlich egal."

"Wir wollen jederzeit an unserer Philosophie festhalten. Wenn ich das umsetzen sollte, was man sich offenbar in der Formel 1 wünscht - und was dort seit Jahren gelebt wird -, dann müsste ich von unserem Weg abweichen. Das werde ich nicht tun", stellt der Michelin-Verantwortliche noch einmal klar. Schnell abbauende Pneus, die zu schonender Fahrweise bis hin zum Cruisen zwingen, wird es mit den Franzosen nicht geben. "Grinsende Fahrer, die erschöpft aus dem Auto steigen" seien das Ziel, so Couasnon.

Pascal Couasnon Michelin

Michelin-Motorsportchef Pascal Couasnon will Fahrer erschöpft aussteigen sehen Zoom

"Vielleicht kommen wir eines Tages zurück. Wenn wir das tun, dann kann ich garantieren, dass die Piloten volle Pulle fahren können. Aus unserer Sicht muss das im Motorsport so sein", sagt er. "Und genau das war es, was Mark Webber gesagt hat, als er in der LMP1 seine ersten Erfahrungen auf unseren Reifen sammeln durfte. 'Endlich wieder echte Rennreifen', so lautete seine Aussage. Wir haben ihm kein Geld dafür geboten, so etwas zu sagen", so der Franzose. Ein umfassendes Interview mit dem Michelin-Motorsportchef lesen Sie am Mittwoch in der WEC-Rubrik von 'Motorsport-Total.com'.