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  • 13.11.2016 02:49

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Mexiko-Strafe: Ferraris endlose Proteste ärgern Ricciardo

Der Australier hält sich für "einen der wenigen, die noch hartes Racing mögen" und will Proteste abschaffen - Vettel hätte sich bei der FIA um Kopf und Kragen geredet

(Motorsport-Total.com) - Die fast zwei Wochen andauernde Farce um die Zehn-Sekunden-Strafe für Sebastian Vettel beim Mexiko-Grand-Prix hat bei vielen Beobachtern für Kopfkratzen gesorgt und ist auf Unverständnis gestoßen. Ganz ähnlich erging es Daniel Ricciardo, der dem Ferrari-Star und Ex-Teamkollegen die Sanktion mit seinem Überholversuch überhaupt erst eingebrockt hatte. "Es ist nicht schön, wenn man Dinge nach dem Fallen der Zielflagge ausfechten will", ärgert er sich über Proteste der Roten.

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo

Daniel Ricciardo hat keine Lust auf endlose Juristerei: Er will lieber hartes Racing Zoom

Als am Donnerstag bekannt wurde, dass Ferrari auch noch eine Revision erzwingen wollte, blickte Ricciardo gar nicht mehr durch: "Das war nicht das, was ich mir wünsche. Ich hielt die Sache für abgehakt." Vor allem aber findet der Australier, dass das Vorgehen so gar nicht zu seinem früheren Stallgefährten passen würde. "Das ist so gar nicht typisch Seb. Er ist normalerweise ein harter, aber ein fairer Fahrer", bricht er eine Lanze für Vettel, den er wegen der endlosen Proteste kritisiert.

Ricciardo findet es nicht gut, dass der Internationale Sportkodex diese Möglichkeiten einräumt und wünscht sich Klarheit am Renntag: "Es sollte am Sonntagabend erledigt sein. Egal, was los ist. Ich hätte es einfach gut sein lassen." Während Ferrari einen Präzedenzfall für künftige Aktionen und das Verlangen nach Klarheit der Regelauslegung als Grund vorgegeben hatte, wittert der Red-Bull-Pilot egoistische Interessen, obwohl sich in Brasilien nicht mehr an der Strafe für Vettel rütteln ließ: "Für die Konstrukteurs-WM zählt jeder Punkt, deshalb haben sie es getan", vermutet Ricciardo.

Auch Teamkollege Max Verstappen ärgert Ferraris jüngster juristischer Vorstoß ohne die Aussicht auf eine Anpassung des Resultates: "Die Regel schreibt klar vor, dass es nicht mehr geht - und daran sollten sie sich halten." Über die eigentliche Sache, den Spurwechsel beim Bremsen, wird im Paddock hingegen deutlich weniger gesprochen als den Berufungsmarathon der Scuderia.

Gut für Vettel, meint Ricciardo, der davon überzeugt ist, dass sich der Ferrari-Pilot schon bei der ersten Anhörung in Mexiko um Kopf und Kragen geredet hätte: "Er hat den Fehler gemacht, zumal er ja gesagt hat, dass er mit mir gerechnet hätte", lässt er die Szene Revue passieren, als Vettel die Tür zuwarf. "Ich habe bei den Stewards so argumentiert, dass er meinen aggressiven Überholstil kennt. Ich bin ja nicht blöd und fahre auf den Grünstreifen, wenn er innen zumacht. Ich wäre instinktiv nach außen gegangen." Was Ricciardo meint: Dann hätte er Vettel sowieso bekommen.

Beklagen will er sich über andere nicht, wie er klarstellt: "Ich habe das Gefühl, dass ich einer der wenigen bin, die noch hartes Racing mögen. Mir macht es nichts aus, ob es ein bisschen Kontakt gibt oder nicht. Aber es muss auch ein wenig Respekt geben." Macht ein Pilot einen Fehler und lässt die Tür offen, wünscht sich Ricciardo, dass er nicht versucht, ihn im Harakiri-Stil zu korrigieren und dem Konkurrenten den Weg abschneidet. Das Ganze mit einer Regel sicherzustellen, schmeckt ihm aber auch nicht: "Sonst wird ja nur noch protestiert", überlegt er und schmunzelt dabei.