Mercedes-Aerodynamiker: Geheimnis gelüftet

Nico Rosberg spricht von einem neuen Aerodynamik-Chef bei Mercedes, dürfte sich damit aber verplappert haben - Mike Elliott kommt von Lotus (Artikel-Update)

(Motorsport-Total.com) - Völlig überraschend ließ Nico Rosberg gestern nach dem Grand Prix von Deutschland in Hockenheim eine Personal-Bombe platzen: "Wir haben nun einen neuen Aerodynamik-Chef bekommen", verriet er nach seinem zehnten Platz, und Teamkollege Michael Schumacher bestätigte: "Richtig, wir haben eine Verstärkung bekommen. Wir befinden uns aber nach wie vor im Aufbau unseres Teams."

Titel-Bild zur News: Bob Bell

Bob Bell hat einen ehemaligen Kollegen von Enstone nach Brackley geholt

In Stuttgart weiß man freilich nichts von einem neuen Aerodynamik-Chef, denn das ist und bleibt das Aufgabengebiet von Geoff Willis, aber Mercedes bestätigt auf Anfrage von 'Motorsport-Total.com', dass tatsächlich ein neuer Aerodynamiker an Bord gekommen ist. Um wen es sich dabei handelt, wollen die Silberpfeile - zumindest noch - nicht verraten. Es handle sich aber um einen Neuzugang unterhalb der Abteilungsleiter-Ebene.

Nachforschungen von 'Motorsport-Total.com' haben ergeben: Der Neuzugang ist Mike Elliott, der Lotus im vergangenen November verlassen hat. Elliott ist ein langjähriger Vertrauter von Bob Bell, seit 1. April Technischer Direktor bei Mercedes und zuvor ebenfalls beim damals noch unter dem Namen Renault bekannten Lotus-Team unter Vertrag. Offenbar hat sich Bell für die Verpflichtung seines Ex-Kollegen stark gemacht.

Elliott kommt statt Bigois

Elliott soll jenen Posten einnehmen, der nach dem Engagement von Willis als Aerodynamik-Chef für dessen entmachteten Vorgänger Loic Bigois vorgesehen gewesen wäre. Mercedes hat dies zwar am 15. Mai auf Anfrage von 'Motorsport-Total.com' noch dementiert, dieser Tage wird die Personalrochade aber vollzogen. Bigois ist schon länger vom Dienst freigestellt. "Loic wollte die neue Rolle nicht, die wir ihm vorgeschlagen hatten", bestätigt Teamchef Ross Brawn.

Rosberg schöpft jedenfalls große Hoffnung: "In der vergangenen Woche hatte ich ein Meeting mit ihm (Elliott; Anm. d. Red.). Seine Ideen haben sich echt super angehört und auch, wie er sich das erhofft. Deshalb bin ich ganz zuversichtlich", sagt er, während Schumacher zu geplanten personellen Änderungen meint: "Das werden jetzt natürlich nicht mehr die großen Eckpunkte sein, aber hier und da werden sicherlich noch ein paar Leute kommen, die uns hoffentlich nach vorne bringen."

Das hat Mercedes auch nötig, denn in den vergangenen Wochen zeigte die Formkurve - von Schumachers glücklichem Podium in Valencia einmal abgesehen - zumindest nicht nach oben. "Insgesamt als Team müssen wir auch zusehen, wieder nach vorne zu gelangen", weiß Rosberg. "Wir haben zu Beginn des Jahres wirklich gut entwickelt. Jetzt haben wir eine eher nicht so starke Phase. Andere haben mehr Fortschritte gemacht."

Rosberg hofft auf eine Steigerung

"Bis vor ein paar Wochen war es noch sehr gut, die letzten paar Wochen waren aber etwas ernüchternd. Es hat einfach nicht so zusammengepasst, wie ich mir das erhofft habe", gibt der Schanghai-Sieger zu Protokoll, schreibt die Saison aber keineswegs ab: "Wir kommen halt erst etwas später mit neuen Teilen. Das ist halt so, es gibt solche Phasen. Wir müssen schauen, dass wir da wieder rauskommen."

Immerhin: Mercedes hat nach zehn Rennen 105 Punkte auf dem Konto, also mehr als 2011 (78) und etwas weniger als 2010 (126). Allerdings könnte speziell Schumacher schon viel mehr Zähler eingeheimst haben, wenn ihm nicht eine Pleiten-, Pech- und Pannenserie auf den Fersen geklebt wäre. "Wenn man meinen Punktestand bedenkt, ist die Bilanz nicht so positiv", seufzt er. "Aber wenn wir die Erfolge sehen, die wir dieses Jahr schon einfahren konnten, dann dürfen wir zufrieden sein."


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Deutschland, Sonntag


Auch Rosberg sieht nicht die im Vergleich zur Premierensaison schlechtere Punktebilanz, sondern vor allem die Performance-Fortschritte: "Im Vergleich zum vergangenen Jahr haben wir einen guten Sprung nach vorne gemacht. Das war uns wichtig", unterstreicht er. "Das war unser Ziel für dieses Jahr, mit Sieg und zweiten Plätzen und dergleichen. Echt okay. Jetzt wollen wir natürlich mehr - jetzt muss der nächste Schritt erfolgen!"