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  • 27.06.2011 13:45

Mercedes: Haug bittet weiter um Geduld

Michael Schumachers zweite Karriere wird ohne WM-Titel enden. Dieses Fazit muss man nach allen Aussagen zum Leistungsstand des Silberpfeils ziehen.

(Motorsport-Total.com/SID) - Dass er als 17. das schlechteste Zielergebnis seiner großen Karriere hinnehmen musste, wird Michael Schumacher aufgrund der Umstände verkraften können. Schwerer als die Gegenwart werden am Rekordweltmeister die Zukunftsaussichten nagen. Denn die sind alles andere als rosig: Seine zweite Karriere wird der größte Formel-1-Fahrer aller Zeiten mit ziemlicher Sicherheit ohne den achten WM-Titel beenden.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher, Nico Rosberg

Die beiden Mercedes haben aktuell nach vorne und hinten reichlich Abstand

Mercedes-Sportchef Norbert Haug sprach nach dem erneut ernüchternden Wochenende in Valencia jedenfalls Klartext. In diesem Jahr, so muss man Haug interpretieren, wird der Silberpfeil nicht siegfähig sein. Und im nächsten, dem dann wohl letzten von Michael Schumacher in der Formel 1, ziemlich sicher auch nicht titelfähig.

Budget ist nicht das Problem

"Fakt ist, dass es in dem Geschäft drei Top-Teams gibt, wir haben uns als Viertes festgesetzt", sagt Haug zur gegenwärtigen Situation und ergänzt mit Blick auf 2012: "Ich glaube nicht, dass man so ohne Weiteres von vier auf eins springen kann. Von sechs auf vier ist auch schwierig, aber von vier auf drei, auf zwei und eins, das sind die schwierigsten Schritte."

Daran sind, da ist man sich bei Mercedes sicher, nicht die Fahrer Nico Rosberg und Schumacher schuld. Und Haug lässt auch das kleinere Budget im Vergleich zum Weltmeister-Team Red Bull um Sebastian Vettel nicht als Ausrede gelten: "Wir dürfen uns nicht hinter dem Budget verstecken, denn ich glaube nicht, dass das der limitierende Faktor ist", erklärt er: "Wir haben sicher nicht das höchste Budget, aber ein sehr ordentliches. Damit müssten wir weiter sein."

Michael Schumacher

Schumacher gelingt es nicht, mehr aus dem Mercedes herauszuholen Zoom

Doch die Silberpfeile leiden immer noch unter dem fatalen Rückstand, den sie zum Saisonbeginn offenbart hatten. Schumacher zeigte sich schon vor dem Valencia-Rennen, das er durch eine Karambolage mit Witali Petrow frühzeitig zerstörte, ernüchtert: "Wir haben im Grunde dasselbe Auto, das wir schon seit längerem haben. Deshalb sehe ich keinen Grund, warum der Rückstand weniger werden sollte", so der Rekordweltmeister.

Kapazitäten reichen nicht aus

"Seine aktuelle Welt liegt zwischen Maldonado und Kobayashi - wo keine Sonne strahlt", lästert der 'Corriere dello Sport'. Das Schlimmste: Aus diesem Schatten wird der laut jüngster Wahl größte deutsche Sportler aller Zeiten wohl auch 2012 nicht heraustreten können. Eigentlich wollte man bei Mercedes schon kräftig am Auto für die nächste Saison basteln, "aber wenn wir Nacharbeiten machen müssen an Dingen, die eigentlich erledigt sein müssten, haben wir nicht die Kapazitäten, andere Dinge voranzubringen", erklärt Haug.

Insgesamt brauche so ein Neuaufbau wie nach der Team-Übernahme 2010 Zeit, betont der Mercedes-Sportchef immer wieder. Doch die läuft einem 42-Jährigen wie Schumacher davon. Spekulationen über das Ende seiner Karriere schießen mit schöner Regelmäßigkeit ins Kraut. Mal wird ein baldiger Rücktritt vermutet, mal eine Vertragsverlängerung, um die Ziele später erreichen zu können.

Wie lange fährt Schumacher noch?

Aussagen von Mercedes-Teamchef Ross Brawn wurden am Wochenende so interpretiert, als sei Schumachers Dreijahresvertrag seit Beginn der letzten Saison eigentlich ein Zweijahreskontrakt mit Option. Wenn überhaupt ist es wohl ein Dreijahresvertrag mit einseitiger Ausstiegsklausel des Fahrers, die der aber trotz des Frusts wohl nicht ziehen wird.

"Michael sagt selbst, er hat einen Dreijahres-Vertrag. Da denken wir nach nicht einmal der Hälfte nicht nach, was danach passiert", betont Haug. Aber er wird dem siebenmaligen Weltmeister wohl auch im nächsten Jahr kein titelfähiges Auto anbieten können. Dass die Änderungen zur neuen Saison "eher eine Evolution sind als eine Revolution wie in den vergangenen beiden Jahren", ist für Mercedes eher ein Nachteil. So muss der Rückstand wirklich aufgeholt werden, dabei würde man am liebsten bei Null starten können.

Witali Petrow, Michael Schumacher

Wie in Montreal kämpfte Schumacher auch in Valencia zu jeder Zeit hart Zoom

"Wir haben eine gute Strategie und gute Boxenstopps. Wie wir das Auto einsetzen, das ist Top-Niveau", beteuert Haug: "Aber das Rüstzeug des Fahrzeugs muss besser werden." Ob dies - unabhängig von der Vertragslänge - rechtzeitig klappt, um Schumacher den achten Titel zu ermöglichen, ist mehr als fraglich.