Mercedes-Fahrersuche: Berger spricht sich für Wehrlein aus

Valtteri Bottas oder Pascal Wehrlein? Ex-Formel-1-Pilot Gerhard Berger hätte den Deutschen als Lewis Hamiltons Teamkollege vorgezogen - Bottas "weniger Risiko"

(Motorsport-Total.com) - Das Duell um das Cockpit von Nico Rosberg bei Mercedes spielte sich in den vergangenen Wochen in Fachkreisen nur noch zwischen Williams-Pilot Valtteri Bottas und Mercedes-Sprössling Pascal Wehrlein ab. Der Deutsche schien dabei die risikoreichere Variante zu sein, hat er doch bisher nur eine Formel-1-Saison absolviert. Bottas kann hingegen auf vier Jahre Entwicklung bei Williams blicken, neun Podestplätze holte er in dieser Zeit. Daher scheint er auch die logische Neubesetzung zu sein, Verhandlungen mit Mercedes wurden zuletzt sogar von Mika Häkkinen bestätigt. Trotzdem hätte Rosbergs Chefverhandler Gerhard Berger auf die Karte Wehrlein gesetzt.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton, Gerhard Berger

Geht es nach Berger, dann soll schon bald Wehrlein an Hamiltons Seite stehen Zoom

"Ich hätte Wehrlein genommen. Weil ich damit mein Nachwuchsprogramm unterstreiche", argumentiert er im Interview bei 'auto motor und sport'. Der Österreicher ist davon überzeugt, dass sich Wehrlein in seinem Debütjahr mit Manor ausreichend bewährt hat. Sein volles Potenzial könne der 22-Jährige allerdings erst in einem Topteam unter Beweis stellen, glaubt der Ex-Pilot.

Bereits Bergers Landsmann Helmut Marko stichelte, dass Mercedes - im Gegenteil zu Red Bull - nicht auf sein Nachwuchsprogramm vertrauen würde. Wehrlein würde demnach auch laut den Bullen nicht zum Zug kommen. "No risk, no fun", merkte der Grazer an.

Teamkollege muss Hamilton antreiben, damit "er nicht einschläft"

Berger muss sich aber auch eingestehen, dass Bottas die Sicherheitsvariante für Mercedes wäre. "Er ist schnell, ein guter Teamplayer, ein netter Kerl und hat die Chance verdient, sich zu beweisen." Allerdings merkt er auch an, dass sich der Finne nicht ausreichend von dessen Teamkollegen Felipe Massa abheben konnte. Hingegen ganz klar für Bottas spricht zum Beispiel das Qualifyingduell: 17:4. Auch in der WM-Wertung holte der 27-Jährige 2016 deutlich mehr Punkte als sein älterer Garagennachbar: 85:53 Zähler.

Bottas könnte jedoch ein tragischer Held im Personalpoker der Formel 1 werden, denn mit Ende 2017 laufen gleich mehrere Verträge von Toppiloten, wie etwa Sebastian Vettels bei Ferrari oder Fernando Alonsos bei McLaren, aus. Mercedes suche laut Berger also nach einer "Zwischenlösung", die sie für 2018 in eine gute Position bringt. Für Williams wäre die Rückkehr von Massa, also dessen aufgeschobener Rücktritt, ebenfalls nur eine Übergangslösung, sollte Bottas' Abgang eintreten.


Fotostrecke: Pascal Wehrlein: Sein Weg in die Formel 1

Für Berger stellt sich in der gesamten Debatte rund um den vakanten Silberpfeil-Sitz nur eine Grundfrage: Wer kann Lewis Hamilton genügend fordern? Der unerfahrene Wehrlein oder der unauffällige Bottas? Hamilton muss sich angespornt fühlen, "damit er nicht einschläft", glaubt der 57-Jährige. Allerdings könnte Hamilton durch den fehlenden ewigen Rivalen Rosberg auch wieder neue Kraft schöpfen, wodurch er weniger fehleranfällig wäre, vermutet der Tiroler. Grundsätzlich tippt er auch 2017 auf Mercedes als das Maß aller Dinge - unabhängig von der Fahrerpaarung.

Gerhard Berger

Drei Jahre waren Ayrton Senna und Gerhard Berger bei McLaren Teamkollegen Zoom

Aus eigener Erfahrung weiß Berger außerdem, wie es ist, gegen einen absoluten Überflieger im eigenen Stall zu fahren: Von 1990 bis 1992 bildete er gemeinsam mit Ayrton Senna die Fahrerpaarung bei McLaren, zuvor trat er schon gegen Nigel Mansell bei Ferrari an. Doch niemand war "schlimmer" als Senna, blickt der zehnfache Grand-Prix-Sieger zurück. "Das war Hamilton im Quadrat."