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  • 12.05.2012 19:05

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

McLaren droht Strafe: Hamilton-Pole nicht sicher

Die FIA-Rennkommissare prüfen die Sachlage: Rollte Lewis Hamilton wegen Benzinmangel auf der Auslaufrunde aus? Teamchef: "1,3 Liter waren noch drin"

(Motorsport-Total.com) - Bei McLaren bejubelte man am Samstagnachmittag in Barcelona eine ganz besondere Pole-Position. Lewis Hamilton hatte sich in der Qualifikation um eine halbe Sekunden vom Rest des Feldes abgesetzt und somit die 150. Pole der Teamgeschichte gesichert. "Mir war das gar nicht bewusst, als ich zur Pressekonferenz ging, aber es ist toll. Als Kind habe ich immer davon geträumt, mal für dieses Team zu fahren. 150 Pole-Positions ist eine starke Bilanz - ein Meilenstein für uns", sagt der Champion von 2008.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton rollte nach seiner letzten schnellen Runde am Streckenrand aus

Die große Frage ist allerdings, wie lange die Freude andauern wird. Zur Stunde prüfen die Rennkommissare die Vorgänge, die direkt nach der Polerunde zum Ausrollen von Hamilton führten. Das Regelwerk besagt, dass jeder Pilot seine Auslaufrunde beenden und sein Fahrzeug in der Boxengasse abstellen muss. "Die Regel besagt, dass man die Auslaufrunde beenden muss. Es sei denn, höhere Gewalt verhindert dies. Darüber diskutiert man gerade", sagt Teamchef Martin Whitmarsh.

Genug Benzin für eine Probe

"Es war noch genug Benzin drin, um eine Probe zu entnehmen. Wir haben das Auto gestoppt und ich habe mit den Kommissaren gesprochen. Sie haben noch 1,3 Liter Treibstoff aus dem Auto holen können", schildert Whitmarsh. "Wenn es höhere Gewalt war, dann ist alles okay", sagt er und fügt an: "Ich kann nicht in die Deatils gehen, aber es gab ein Problem, das diese Situation herbeigeführt hat. Aus meiner Sicht handelt es sich um höhere Gewalt, aber es liegt an den Kommissaren, darüber zu entscheiden."

"Ich kann nicht über etwas ganz offen sprechen, über das die Kommissare nun noch entscheiden müssen. Das ist doch ganz normal, oder? Es war ein technisches Problem, das die Leistung des Autos nicht minderte", umschreibt der Teamchef. Hamilton wäre nach Aussage von Whitmarsh mit dem restlichen Treibstoff noch bis in die Box gekommen - aber es war wohl knapp. Womöglich hat die Tankanlage nicht funktioniert. Man könne aber auch menschliches Versagen nicht ausschließen, so Whitmarsh.

"Am Funk haben wir Lewis gesagt, er solle das Auto abstellen, weil es ein Problem gibt. Er hat alles richtig gemacht. Er hat das getan, was das Team ihm gesagt hat", so der Brite. "Mein Auto fühlte sich richtig gut an, ich habe nichts gemerkt", sagt Hamilton. "Dann sagten meine Jungs, ich solle wegen eines technischen Problems anhalten. Mich hat das nicht sonderlich beschäftigt, weil ich wegen meiner guten Runde noch so aufgeregt war. Ich habe nicht nachgedacht, sondern angehalten und darauf gewartet, dass ich aussteigen kann."


Fotos: McLaren, Großer Preis von Spanien


Strafversetzung steht im Raum

Die Rennkommissare müssen nun über eine etwaige Bestrafung entscheiden. Möglicherweise wird Hamilton seine Pole verlieren und um fünf oder zehn Startränge nach hinten versetzt. "Ich habe mir noch keine konkreten Gedanken darüber gemacht. Unser Rennspeed war ganz in Ordnung, allerdings sah ich gestern auf den weichen Reifen nicht allzu gut aus. Wir haben aber ein paar Änderungen vorgenommen, sodass es nun besser sein sollte. Mein Longrun auf der härteren Mischung war ziemlich gut", sagt er.

"Es wäre schön, wenn man hier gut überholen könnte, aber ich habe so meine Zweifel. Ich würde natürlich versuchen, mich nach vorne zu schieben. Die drei Piloten an der Spitze hätten aber dann sicherlich einen leichteren Job. Ich würde alles geben", so die Ansage von Hamilton für den Fall der Fälle. "Dank KERS und DRS kann man überholen", macht Jenson Button Mut. "Im vergangenen Jahr habe ich hier Alonso und Webber innerhalb einer Runde überholt. Auch für mich von Startplatz elf ist noch einiges möglich. Nehmt mal Kimi in Bahrain. Der kam dort von Startplatz elf und hätte fast gewonnen. Es ist also noch etwas drin."

Bisher herrscht trotz der großartigen Leistung von Hamilton im Qualifying noch die große Ungewissheit: Wie werden die FIA-Kommissare entscheiden? "Es wäre nicht schön, wenn wir bis morgen auf eine Entscheidung warten müssten", sagt Whitmarsh. "Lewis hat im Qualifying eine erstklassige Leistung abgeliefert. Wir alle wissen, wie schwierig es im Moment ist, konstant gute Runden auf den Punkt hinzubekommen. Lewis und sein Team von Technikern und Ingenieuren haben das toll gemacht. Der Abstand war nach aktuellen Formel-1-Maßstäben riesig. Er verdient seinen Platz dort vorne also definitiv."