powered by Motorsport.com

Max Verstappen vs. Daniel Ricciardo: Ein Joint hat's geregelt ...

Daniel Ricciardo und Max Verstappen haben sich nach der Kollision in Ungarn ausgesprochen - allerdings nicht so, wie der Australier scherzhaft meint

(Motorsport-Total.com) - Vier Wochen Sommerpause liegen hinter der Formel 1, beim Grand Prix von Belgien melden sich die Fahrer an diesem Wochenende entspannt im Alltag an der Rennstrecke zurück. Das gilt auch für Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo. "Ich bin deutlich erholter als im vergangenen Jahr", sagt der Australier. "Im vergangenen Jahr war ich in der Sommerpause mit fünf Freuenden zusammen und habe so ziemlich die ganze Zeit lang Party gemacht. In diesem Jahr waren es fünf Familienmitglieder, das war deutlich zahmer!"

Titel-Bild zur News: Max Verstappen, Daniel Ricciardo

Max Verstappen und Daniel Ricciardo haben ihre Differenzen ausgeräumt Zoom

Die Erholung hatte Ricciardo auch dringend nötig, denn in die Sommerpause hatte er sich mit denkbar schlechter Laune verabschiedet. Nachdem er in der Startrunde des Grand Prix von Ungarn von seinem Teamkollegen Max Verstappen abgeräumt worden war, hatte Ricciardo vor Wut geschäumt. Doch mittlerweile haben die beiden Red-Bull-Piloten ihre Differenzen ausgeräumt. Und womit?

"Marihuana", antwortet Ricciardo wie aus der Pistole geschossen. "Max hat in der Pressemitteilung zwar gesagt, dass er mir ein Bier ausgeben will, aber letztlich war es ein Joint. Da kommt man in Holland sehr leicht dran", scherzt der Australier. "Max und ich haben uns unter vier Augen unterhalten", setzt Ricciardo ernsthaft fort. "Das ist alles, was ich verlangen konnte. Meine Punkte kann er mir zwar nicht zurückgeben, aber vielleicht bekomme ich etwas von seinem Preisgeld ab", witzelt er. "Mehr konnte er nicht tun. Er war aufrichtig und wir haben uns die Hände geschüttelt. Damit bin ich zufrieden."

Riccarido: Junge Fahrer wollen oft zu viel

Damit ist für Ricciardo die Welt wieder in Ordnung. Seinen emotionalen Ausbruch nach dem Unfall in Ungarn, bei dem Riccardo seinen Teamkollegen unter anderem als "schlechten Verlierer" bezeichnet hatte, bereut der sonst eigentlich immer gut gelaunte Australier nicht. "Direkt danach ist man noch aufgeheizt und will sich alles von der Seele reden. Wäre es besser ein wenig zu warten?", fragt sich der Red-Bull-Pilot zwar. "Vielleicht, aber gleichzeitig ist es auch gut, wenn die Leute deine Emotionen sehen. Jeder, der in seinem Herzen auch nur ein bisschen Sportler ist, kann verstehen wie frustriert man dann ist."

An der Aussage "schlechter Verlierer" würde Ricciardo sogar jetzt in gewisser Weise noch festhalten, denn damit kritisierte er nicht Verstappens Persönlichkeit, sondern vielmehr eine Eigenart seines Fahrstils. "Wenn er zurückfällt, versucht er gleich wieder nach vorne zu kommen", analysiert Ricciardo. "Ich weiß nicht, ob das eine Schwäche ist, die der Jugend geschuldet ist. Ich will auch nicht den Lehrmeister spielen, aber es war nicht das erste Mal, dass er in der ersten Runde solch ein Manöver gemacht hat."


Fotostrecke: GP Ungarn, Highlights 2017

Ricciardo philosophiert über die Ursachen dafür und glaubt im Jugendwahn der Formel 1 eine Antwort zu finden. "Heute fangen sie mit 17 oder 18 an, während ich 22 war. Das sind zwar nur ein paar Jahren, die aber den Unterschied ausmachen können", sagt er und macht das an seinen eigenen Erfahrungen zu Beginn seiner Formel-1-Karriere fest. "Ich bin es anders angegangen, war vielleicht etwas zu konservativ, wollte mir Respekt verschaffen und mit niemandem aneinander geraten", sagt er. "Die jüngeren Fahrer scheinen ihre Einstellung geändert zu haben und wollen sich direkt einen Namen machen."

Verstappen menschlich reifer geworden

Daher fehle es ihnen mitunter an der notwendigen Geduld und der Einsicht, was mit einem Auto möglich ist und was nicht. "Es ist schwierig, einen Fahrstil als zu hart zu kritisieren. Man macht vielleicht ein paar Fehler, aber der Ansatz, immer das Meiste aus allem herauszuholen, ist grundsätzlich richtig", bescheinigt Ricciardo seinem Teamkollegen prinzipiell die richtige Einstellung. Allerdings mit einer Einschränkung.

"Man muss aber auch realistisch sein. So wie bei mir 2015. Zuerst dachte ich, wir könnten die Meisterschaft gewinnen, und plötzlich dachte ich: 'Was geht denn jetzt ab?' Es hat ein paar Rennen gedauert, bis ich realisiert habe, dass das nicht klappen wird", erinnert sich Ricciardo. "Manchmal will man nicht einsehen, dass man kein Auto hat, mit dem man nicht gewinnen kann, und das wirkt sich auch auf den Fahrstil aus."


Max Verstappen: Hinter den Kulissen von Red Bull

In Milton Keynes läuft der Teenager auch heute noch Kollegen über den Weg, die schon mit seinem Vater gearbeitet haben Weitere Formel-1-Videos

Bei allem jugendlichen Übereifer attestiert Ricciardo Teamkollegen Verstappen dennoch eine gute Entwicklung in der Formel 1, vor allem auf menschlicher Seite. "Im vergangenen Jahr wirkte er auf mich noch eher wie ein großes Kind, jetzt sehe ich ihn als jungen Erwachsenen. Daher ist er auf jeden Fall reifer geworden", sagt er.