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  • 13.07.2017 16:07

  • von Dominik Sharaf

Mansour Ojjeh: McLaren-Sportwagen nicht Ron Dennis' Idee!

Wie es dazu kam, dass in Woking und nicht bei Williams millionenteure Sportwagen vom Band liefen - TAG-Urgestein steht zur Philosophie: "Mehr als ein Rennteam"

(Motorsport-Total.com) - Was angesichts des großen Motorsport-Erbes der McLaren-Mannschaft häufig in Vergessenheit gerät: Das Unternehmen aus Woking ist auch im Bau von Straßenautos ein Global Player und könnte seine Automotive-Sparte sowie das Formel-1-Geschäft demnächst wieder näher zusammenführen - was im Sinne des neuen Firmenbosses Zak Brown wäre. Vater der Idee, Luxus-Sportwagen zu bauen, ist ein anderer: Mansour Ojjeh brachte Ex-Patron Ron Dennis einst auf die unglaubliche Idee.

Titel-Bild zur News: Stoffel Vandoorne

McLaren ist nicht nur für Formel-1-Autos, sondern auch für Luxusschlitten bekannt Zoom

Im Gespräch mit 'Autosport' meint der saudi-arabische Geschäftsmann, der als Teilhaber der TAG-Gruppe und Finanzier der gleichnamigen Porsche-Formel-1-Motoren bekannt wurde: "Den McLaren für die Straße zu bauen war meine Idee", erinnert sich Ojjeh. Er hätte Jahre zuvor bereits versucht, Frank Williams von der Vision zu überzeugen, biss aber auf Granit: "Er wollte einfach nicht."

Auch Dennis hatte anfangs Bedenken: "Als ich ein bedeutender Teilhaber bei McLaren geworden bin, wollte ich Ron überzeugen. Es dauerte vier oder fünf Jahre, bis er eingewilligt hatte", erzählt Ojjeh, dessen Philosophie weiter reicht als bis zu den Grenzen der Formel 1: "Wir sind eben nicht nur ein Rennteam", weiß das Urgestein. In der Tat arbeitet McLarens profitträchtiger Technologiezweig in vielen Geschäftsfeldern und hilft unter anderem bei der Entwicklung von Zahnpasta.

McLaren entschied sich im Jahr 1989 für den Bau des ersten Supersportwagens, dem McLaren F1. Er lief von 1993 bis 1997 in extrem kleiner Stückzahl vom Band, war eines der teuersten Autos der Welt und gewann die 24 Stunden von Le Mans. Der V12-Motor stammte von BMW. Als die Briten in der Formel 1 eine Ehe mit Mercedes eingingen, arbeitete man gemeinsam am SLR, einem Luxusschlitten mit deutlich mehr Kompromissen. Seit 2011 baut McLaren wieder komplett eigene Autos.


McLaren 540C

Ojjeh deutet Missstimmungen an, wenn es um das Ende des SLR-Projektes geht: "Mercedes hatte nicht an uns geglaubt und sich zurückgezogen. Viele Leute hielten uns für verrückt, aber wir sind sehr stolz auf die Firma, die wir aufgebaut haben." Jedoch machten in der Vergangenheit Bilanzen die Runde, die auswiesen, dass der Sportwagen-Bau für McLaren chronisches Minusgeschäft ist.

Der mittlerweile ausgelaufene MP4-12C - ein Konkurrent der beliebtesten Ferrari-Modelle - markierte den Beginn der Wiedergeburt der Automotive-Sparte. Es folgte der erste Hybrid-Sportwagen namens P1, der 1,1 Millionen Euro kostete und auf 375 Exemplare limitiert war. Heute ist McLaren mit dem 540C, dem 570S und dem 720S breiter aufgestellt, aber ausschließlich im exklusiven Supersportwagen-Segment vertreten. Auf der ganzen Welt bestehen nur 37 Verkaufsstützpunkte.