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Manor-Rennleiter: "Haben einen der vier besten Ingenieure"

Manor-Rennleiter Dave Ryan erklärt, wie er Ex-Ferrari-Mann Pat Fry zu seinem Team lotste, wie er selbst an Bord kam, und er klärt den kurzfristigen Abgang Bob Bells auf

(Motorsport-Total.com) - Das Manor-Team, wo Mercedes-DTM-Ass Pascal Wehrlein dieses Jahr sein Formel-1-Debüt feiert, befindet sich im Umbruch: Nachdem sich Investor Stephen Fitzpatrick im Vorjahr mit Teamchef John Booth und Geschäftsführer Graeme Lowdon überworfen hatte, holte er den langjährigen McLaren-Sportdirektor Dave Ryan als Rennleiter an Bord. Der Neuseeländer fackelte nicht lange herum und engagierte zwei große Namen, die bei Ferrari in Ungnade gefallen waren: Ex-Technikchef Pat Fry und Ex-Chefdesigner Nikolas Tombazis.

Titel-Bild zur News: Pat Fry

Ex-Ferrari-Technikchef Pat Fry fungiert neuerdings als Manor-Berater

"Ich halte Fry für einen der besten drei oder vier Ingenieure im Fahrerlager", streut Ryan dem Briten Rosen, der bei Manor als technischer Berater fungiert und den er aus vielen gemeinsamen Jahren bei McLaren bestens kennt. Nach seinem Rauswurf bei Ferrari habe Fry derzeit viel Freizeit. "Und als ich ihn angerufen habe, da hatte ich großes Glück, denn er sagte: 'Okay, ich komme zu euch und werde mich euch für einen gewissen Zeitraum widmen'."

Obwohl Fry nicht die Rolle des Technikchefs bekleidet, sondern als Berater fungiert, ist Ryan mit seinem Fang absolut glücklich: "Alleine, ihn in unserem Umfeld zu haben, ist schon ein Vorteil, denn er hat Erfahrung, hat alles gesehen. Ihn an Bord zu haben, hat einen enormen Wert."

Comeback nach Lügenaffäre: Wie Ryan zu Manor kam

Ryan selbst verfügt über 35 Jahre McLaren-Erfahrung, doch dann stolperte er über die Lügenaffäre in Melbourne 2009 und wurde als Lewis Hamiltons damaliger Renningenieur ausrangiert. Über sechs Jahre lang baute er sein eigenes Langstreckenteam auf, ehe ihn ein Anruf des ehemaligen Manor-Beraters Bob Bell, den er ebenfalls von McLaren kannte, ereilte.

Stephen Fitzpatrick, Dave Ryan

Manor-Besitzer Steven Fitzpatrick mit Ex-McLaren-Mann und Rennleiter Dave Ryan Zoom

"Ehrlich gesagt war ich mit meinen eigenen Angelegenheiten ziemlich beschäftigt, aber er rief mich wiederholt an", erinnert sich Ryan, der sich daraufhin die Manor-Fabrik ansah. "Verglichen mit dem, wo ich vorher war, war das andere Extrem", vergleicht der 61-Jährige sein Team mit McLaren. "Zuerst musste ich einen großen Atemzug nehmen, aber je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr wurde mir bewusst, dass das Spaß machen könnte, weil es eine wirklich großartige Geschichte ist."

Ryan: Ex-Technikchef Bell hat uns nicht im Stich gelassen

Bell, der vor der Manor-Herausforderung bei Mercedes als Technikchef fungierte, hat inzwischen schon wieder das Handtuch geworfen und agiert nun als Technikchef des neuen Renault-Werksteams. Ist Manor also nur ein Durchlaufposten?

"Jeder missversteht die Situation mit Bob", wehrt sich Ryan gegen diesen Eindruck. Der Brite war laut dem Neuseeländer "nur für eine bestimmte Zeit, also für sechs Monate, als Berater engagiert". Dass er das Team wieder verlassen würde, sei "von Vornherein klar gewesen, aber Bob ist sehr professionell, und er leitete in diesem Zeitraum die bestmögliche Arbeit."

Pascal Wehrlein

Neuer Fahrer, neuer Motor: Mit Wehrlein und Mercedes soll es aufwärts gehen Zoom

Auch sein eigener Ruf in der Formel 1 ist nach der Lügenaffäre im Jahr 2009 angekratzt, doch Ryan hat mit der Vergangenheit abgeschossen: "Was passiert ist, ist passiert. Es ist lange her. Mir ist absolut bewusst, was vorgefallen ist, aber ich habe keine Sekunde daran gedacht, weil es diesbezüglich nichts gibt, worüber ich nachdenken muss."

Lügenaffäre kein Thema mehr

Damals behauptete Hamilton vor der FIA, dass ihn Toyota-Pilot Jarno Trulli nach einem Ausrutscher in der Safety-Car-Phase unerlaubterweise zurücküberholte, dabei hatte ihn der Brite freiwillig vorbeigelassen. Ein Rennen später gestand er seine Lüge ein, was Renningenieur Ryan den Job kostete.

Auch bei McLaren hat sich inzwischen viel geändert: Das ehemalige Top-Team verfügt mit dem Honda-Motor über schlechteres Material als das mit Mercedes-Antriebseinheiten motorisierte Manor-Team. "McLaren ist derzeit ein schlafender Riese", sagt Ryan über sein Ex-Team. "Sie hatten ein paar schwache Jahre, aber sie haben das Potenzial es hinzubekommen. Und wenn das geschieht, dann werden sei wieder ganz vorne mit dabei sein, weil sie viele sehr clevere Leute haben."