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  • 13.05.2012 20:02

Maldonado: "Alles unter Kontrolle"

Williams-Fahrer Pastor Maldonado spricht über seinen Überraschungscoup in Barcelona und was er sich für die kommenden Rennen erhofft

(Motorsport-Total.com) - Selbst nach dem zweiten Platz im Qualifying hatten die meisten Beobachter andere Namen auf dem Zettel, doch Pastor Maldonado (Williams) erwies sich beim Großen Preis von Spanien prompt als Favoritenschreck. Der venezolanische Rennfahrer setzte sich nach 66 Runden gegen Fernando Alonso (Ferrari) durch und bescherte Williams den ersten Grand-Prix-Sieg seit 2004. In der Pressekonferenz spricht Maldonado über den für ihn historischen ersten Formel-1-Erfolg.

Titel-Bild zur News: Pastor Maldonado

Pastor Maldonado genoss die Feier auf dem Podest von Barcelona sichtlich

Frage: "Pastor, dein erster Sieg - brillant. Beschreibe uns deine Emotionen ..."
Pastor Maldonado: "Ich denke, es ist ein wundervoller Tag. Nicht nur für mich, sondern für das gesamte Team. Seit dem vergangenen Jahr haben wir wirklich viel Druck gemacht, um uns Rennen für Rennen zu verbessern. Hier sind wir nun. Schon am Samstag fanden wir uns nach einem tollen Qualifying in der Pressekonferenz wieder. Jetzt sind wir erneut hier dabei. Es war ein hartes Rennen, auch aufgrund der Strategie."

"Die Reifen machten es zu einer Herausforderung. Schon nach ein paar Runden hatte ich mit ihnen zu kämpfen. Ich muss aber sagen, dass ich sehr zufrieden bin, denn das Auto war von der ersten Runde an sehr konkurrenzfähig. Fernando hatte den besseren Start erwischt, doch ich ging sein Tempo mit. Das war klasse. Es ist mein erstes Podestergebnis und zugleich mein erster Sieg. Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie ich mich fühle."

Frage: "Es ist der erste Williams-Sieg seit 2004. Beim zweiten Boxenstopp bist du an Fernando vorbeigelangt. Zum Schluss setzte er dich aber ziemlich unter Druck, nicht wahr?"
Maldonado: "Ja, es war sehr eng. Wir versuchten, die abbauenden Reifen in den Griff zu kriegen. Ich machte also nicht allzu viel Druck. Ich hielt meine Pneus einfach nur am Leben, um am Ende des Rennens noch Gummi zu haben."

"Fernando rückte mir dann zu nahe auf die Pelle. Es gab ein paar Augenblicke, in denen es eng war - vor allem am Ende der Geraden. Ich kontrollierte aber den Abstand und hatte alles unter Kontrolle. Ich denke, wir hatten heute ein gutes Tempo. Das Auto scheint fantastisch zu sein. Auch das Team war klasse. Beim letzten Boxenstopp gab es einen kleinen Fehler, doch das hatte keine Auswirkung auf unsere Leistung."

Der Sieg war stets in Reichweite

Frage: "Wann dachtest du, du könntest dieses Rennen gewinnen?"
Maldonado: "Nach dem Qualifying. Du musst wissen, es war klasse, von vorn zu starten. Das Team leistete klasse Arbeit darin, mir ein tolles Auto hinzustellen. Im Qualifying tat ich meinen Teil. Wenn du dann von der Pole-Position aus losfahren kannst, ist alles viel einfacher."

Frage: "Du wurdest dann allerdings gleich überholt ..."
Maldonado: "Ja. Unser Start war nicht so toll. Fernando kam viel besser weg als wir, doch nach der ersten Runde hatten wir ein gutes und konkurrenzfähiges Tempo. Das Auto war klasse und unsere Strategie passte. Das war's."

"Unser Start war nicht so toll."

Frage: "Nach dem Start hattest du ein schönes Duell mit Fernando Alonso ..."
Maldonado: "Es war nicht gerade unser bester Start aller Zeiten. Ich denke, die Kupplung schliff ziemlich. Fernando überholte uns sofort. Es war sehr eng. Ich versuchte noch, unsere Position zu verteidigen, doch er war schon auf der besseren Linie. Deshalb entschied ich mich dazu, nachzugeben. Ich folgte ihm einfach. Beim zweiten Stopp lief es ziemlich gut für uns. Ich denke, wir überraschten sie damit, dass wir so früh hereinkamen."

Frage: "Sprechen wir über die Reifen: Am Ende schien es, dass du etwas weniger Geschwindigkeit hattest, und Fernando Alonso holte auf ..."
Maldonado: "Als Fernando so nahe an mich herankam, schonte ich gerade meine Reifen. Ich machte nicht allzu viel Druck, weil die Reifen so sehr abbauten."


Fotos: Pastor Maldonado, Großer Preis von Spanien


"Strategisch waren wir am Sonntag extrem gut aufgestellt. Wir hatten alles unter Kontrolle. Selbst in den Augenblicken, in denen Fernando sehr nahe dran war, hatten wir noch die bessere Traktion, indem wir KERS und dergleichen zum Einsatz brachten. Es ging also nur darum, das Rennen zu meistern, die richtigen Lücken zu suchen und das Tempo zu wahren."

Maldonado wünscht sich weitere Erfolge

Frage: "Angesichts von KERS und dem verstellbaren Heckflügel hast du sicherlich stets mit einem Angriff gerechnet, doch der kam nicht ..."
Maldonado: "Es war sicherlich schwierig, denn die Topteams liegen derzeit sehr eng beisammen. Als ich bemerkte, dass ich als Zweiter in die erste Kurve einbiegen würde, dachte ich nur: 'Okay, das Rennen ist lang. Wir müssen einfach weiter Druck ausüben und uns gegebenenfalls auf eine Taktikänderung einstellen, um Ferrari zu attackieren.' So kam es auch. Alles lief prima, bis auf den letzten Boxenstopp. Das war eine haarige Szene, die aber keine Auswirkung auf unser Endergebnis hatte."

Frage: "Fünf Rennen, fünf unterschiedliche Sieger. Die Spitze scheint sehr eng beisammen zu liegen. Siehst du Williams und dich selbst als potenzielle WM-Kandidaten?"
Maldonado: "Im Vergleich zu den Führenden wie Fernando und Vettel liegen wir sicherlich ein bisschen zurück. Wir müssen einfach weiterarbeiten. Im Augenblick sind wir nicht das beste Team. Das Auto machte am Sonntag eine gute Figur, doch wir bei Williams müssen noch ein paar bestimmte Fortschritte machen. Das betrifft vor allem das Fahrzeug, doch alles ist möglich. Die Abstände sind im Augenblick sehr gering."

"Im Augenblick sind wir nicht das beste Team." Pastor Maldonado

"Ich fahre gut und habe ein gutes Gefühl im Team und mit dem Auto. Wie gesagt: Alles ist möglich. Wir haben es natürlich darauf abgesehen, unser Bestes zu tun. Wir freuen uns darauf, noch mehr Rennen zu gewinnen, ein paar Podestränge zu erobern. Ich freue mich wirklich sehr, denn das Team hat so viele Jahre lang kein Rennen gewonnen. Das ist ein großartiger Moment für uns. Hoffentlich geht es so weiter."

Frage: "Im vergangenen Jahr warst du mit Williams gerade mal vor den drei neuen Teams, jetzt stehst du vor allen anderen. Was ist seither passiert?"
Maldonado: "Wir haben große Veränderungen in der Fabrik umgesetzt. Wir haben neue Mitarbeiter in einigen Abteilungen und haben auch unsere Designphilosophie beim Auto komplett verändert. Das diesjährige Fahrzeug erbringt eine klasse Leistung. Das Potenzial ist da, um sogar noch stärker zu werden. Das ist eine tolle Motivation für das Team, um weiter Druck zu machen. Das ist der richtige Weg. Wir sind motiviert und geben weiter Vollgas."


Feuer in der Williams-Box

... und Venezuela steht Kopf

Frage: "Jetzt bist du ein Nationalheld. Bist du bereit dafür?"
Maldonado: "Natürlich freuen sich jetzt alle in meinem Heimatland. Ich darf mich glücklich schätzen, ein ganzes Land hinter mir zu wissen, das mich in der Formel 1 beobachtet und mich nun zwischen den Jungs hier (in der Pressekonferenz mit Fernando Alonso und Kimi Räikkönen; Anm. d. Red.) sieht. Ich freue mich sehr für Venezuela, und natürlich auch für Williams. Sie haben klasse Arbeit geleistet, indem sie mir ein großartiges Auto hingestellt haben. Wir werden immer besser, von Rennen zu Rennen."

Frage: "Hast du eine Ahnung davon, was gerade in Venezuela los ist?"
Maldonado: "Ich könnte mir denken, dass da eine große Party im Gange ist, doch derzeit weiß ich nichts Bestimmtes. Ich muss erst einmal ein paar Fans und meine Familie treffen. Wer das Rennen gesehen hat, freut sich im Augenblick bestimmt sehr. Es ist toll für Venezuela, wo wir doch schon seit fast 30 Jahren keinen Formel-1-Fahrer mehr hatten. Ich denke, es ist ein großer Augenblick für unser Land."

"Ich könnte mir denken, dass da eine große Party im Gange ist ..." Pastor Maldonado

Frage: "Hast du schon einen Anruf vom venezolanischen Präsidenten erhalten?"
Maldonado: "Nein, noch nicht. Ich war ja bis eben auf dem Treppchen und hatte noch nicht einmal die Zeit, meine Familie und meine Freunde zu sehen. Vielleicht ruft er noch an. Ich weiß es nicht."

Frage: "Als nächstes steht Monaco auf dem Programm. Ein Kurs, der zu deinen Lieblingsstrecken zählt. Wie stehen die Chancen, dass wir dort erneut einen Sieg von dir erleben?"
Maldonado: "Das dürfte eine gute Gelegenheit für uns sein, um wieder stark aufzutreten. Ich werde auf fahrerischer Seite sicherlich mein Bestes geben. Das Team kümmert sich prima um das Auto. Damit müssen wir fortfahren. Wir müssen bei der Entwicklung viel Druck machen, um das Fahrzeug so rasch wie möglich zu entwickeln. Konstanz ist in dieser Meisterschaft der Schlüssel zum Erfolg."