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Letztes Vertragsjahr: Wie geht es mit Schumacher weiter?

Wann die Entscheidung über Michael Schumachers Zukunft fallen wird, ob ein Wechsel in Frage kommt und wieso er sich keine Testfreigabe wünscht

(Motorsport-Total.com) - Michael Schumacher geht am kommenden Grand-Prix-Wochenende in sein drittes und vorerst letztes Vertragsjahr mit Mercedes. Der Rekord-Weltmeister hat bisher nicht die erhofften Erfolge für das deutsche Hersteller-Team eingefahren und musste vergeblich auf seinen ersten Podestplatz warten (Formel-1-Datenbank: Schumachers Mercedes-Bilanz). Ursprünglich war es das Ziel gewesen, mit dem Team im abgegrenzten Zeitraum Weltmeister zu werden, doch wider erwarten war das Team nach der Mercedes-Übernahme nicht mehr so konkurrenzfähig wie im Jahr davor als Brawn-Rennstall.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher gibt sich bezüglich seiner Zukunft gelassen

Die Mehrzahl der User von 'Motorsport-Total.com' glauben übrigens auch 2012 nicht, dass "Schumi" seinen 92. Grand-Prix-Sieg einfahren wird. Nur 15,4 Prozent stimmen bei der Umfrage für den 43-Jährigen, 32,6 Prozent trauen ihm keinen Sieg zu. Doch wie geht es 2013 mit Schumacher weiter? Wird der Kerpener seinen Vertrag bei Mercedes verlängern, den Helm an den Nagel hängen oder gar zu einem anderen Rennstall wechseln?

Schumacher schließt Wechsel aus

"Sagen wir so: die Wahrscheinlichkeit, dass ich meine Karriere bei einem anderen Team als Mercedes beende, ist so verschwindend gering, dass ich mir nicht einmal im Ansatz darüber Gedanken machen muss", stellt er gegenüber 'Bild' klar. Und auch ein möglicher Zeitpunkt der Entscheidung ist ungewiss, wie er bei einer Pressekonferenz in Melbourne sagt: "Es gibt keinen fixierten Zeitpunkt, wann ich diese Entscheidung gemeinsam mit dem Team treffen werde."

Auch auf die ausschlaggebenden Faktoren will er derzeit nicht näher eingehen: "Das ist etwas, was ich vielleicht erst dann sagen kann." Der siebenfache Weltmeister geht 2012 in seine 19. Formel-1-Saison - angesichts der unklaren Zukunft und der enttäuschenden Ergebnisse seiner Mercedes-Ära eine seiner wichtigsten?

"Ich würde sagen, dass diese Saison genau gleich wichtig ist wie all die anderen Jahre." Michael Schumacher

"Ich würde sagen, dass sie genau gleich wichtig ist wie all die anderen Jahre", sieht Schumacher die Lage entspannt. "Ich hatte einen harten Winter - man arbeitet hart daran, seine Ziele zu erreichen und vorwärts zu kommen. Beim ersten Rennen zeigt sich, was diese Arbeit wert war. Daher bin ich sehr gespannt und möchte mich beweisen. Das ist gleich wichtig wie jedes Jahr - in jeder Situation. Das ändert sich auch nicht, wie auch immer meine Zukunft aussehen wird."

Warum Brawn eine Verlängerung freuen würde

Auch Teamchef Ross Brawn hat in Hinblick auf eine Vertragsverlängerung keine Eile. Er möchte zunächst "das erste Drittel oder die Hälfte der Saison" abwarten, wie sein Team und Schumacher in die Saison starten. "Was Michael angeht, sind wir ganz offen, und wir werden sehen, wie es diese Saison läuft. Wir haben uns da keinen Zeitplan gemacht. Der Zeitplan wird sich automatisch ergeben, denn irgendwann müssen wir uns entscheiden, ob wir weitermachen oder etwas ändern."


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Australien


Insgeheim hofft er aber auf eine Verlängerung des Vertrags: "Wenn Michael mit dem Team weitermacht, dann wäre das positiv, denn es würde bedeuten, dass wir mit dem erfolgreich wären, was wir vorhaben. Wenn Michael im Team bleiben würde, hieße das, dass wir näher an unsere Ziele herangekommen wären."

Parallelen zur Ferrari-Durststrecke Ende der 1990er-Jahre?

Für Brawn und Schumacher ist die aktuelle Situation nicht unbekannt. Nach den großen Erfolgen bei Benetton wechselte das Duo Mitte der 1990er-Jahre zu Ferrari, um sich dort einer neuen Herausforderung zu stellen. Doch es dauerte fünf Jahre, ehe man das Ziel WM-Titel endlich erreichte.

Doch Schumacher findet nicht, dass man die aktuelle Lage bei Mercedes mit der anfänglichen Ferrari-Durststrecke vergleichen kann. "Die Teams sind sehr unterschiedlich, die Zeit schreitet voran und die Situation ist unterschiedlich", sagt der Mercedes-Superstar. "Vielleicht gibt es ein paar Dinge, die ähnlich aussehen, ob das aber wirklich der Fall ist, weiß ich nicht."

"Das Ziel ist es definitiv, Mercedes in der Zukunft zum Weltmeister zu machen." Michael Schumacher

"Aber was sagt uns das?", fragt Schumacher. "Der Punkt ist, dass wir unsere Ziele haben. Das Ziel ist es definitiv, Mercedes in der Zukunft zum Weltmeister zu machen. Dafür arbeiten wir sehr hart, und das wollen wir erreichen. Deswegen bin ich hierher gekommen und ich würde das gerne erreichen."

Schumacher wünscht sich keine Testfreigabe

In der Ferrari-Ära war es im Gegensatz zu heute noch möglich, ausufernde Testfahrten zu nutzen, um Fortschritte zu erzielen. Vor allem Schumacher galt als Pilot, der bis in die späten Abendstunden testete und entwickelte und weder sich noch seine Mannschaft schonte, um zum Erfolg zu gelangen. Durch das aktuelle Testverbot kann Schumacher diese Tugenden nicht mehr nutzen.

Doch wie würde Schumachers Bilanz aussehen, wären die Versuchsfahrten freigegeben? Er wäre laut eigenen Angaben nie aus der Frührente zurückgehrt. "Als ich wieder mit der Formel 1 anfing, war einer der Gründe der, dass die jetzige Formel 1 viel weniger zeitintensiv ist wie die in meiner ersten Karriere", verrät er. "Damals hatten wir nach jedem Rennen Testfahrten, heute während der Saison gar nicht mehr. Ich habe also genügend Zeit für meine Familie. Sonst, ganz klar, hätte es kein Comeback für mich gegeben."

Keine Gedanken an ein Leben nach der Formel 1

Doch ist Schumacher in Anbetracht seiner 43 Jahre noch in der Lage, mit der jungen Generation, die vom 24-jährigen Weltmeister Sebastian Vettel angeführt wird, mitzuhalten? "Vielleicht bin ich nicht mehr ganz der gleiche wie mit Mitte 20 oder 30, aber ich bin ganz klar noch gut genug für das Spitzenfeld der heutigen Formel 1", hat er daran überhaupt keinen Zweifel.

Und auch Mercedes-Motorsportchef Haug sieht keine Veranlassung, einen anderen Job für Schumacher im Konzern zu finden - beispielsweise als Nachwuchs-Förderer, schließlich entstammt "Schumi" dem sehr erfolgreichen Mercedes-Juniorenprogramm, das vor 25 Jahren ins Leben gerufen wurde. "Michael fährt ja immer noch", argumentiert Haug. "Er hat seine professionelle Rennkarriere 1988 angefangen. Die Kombination aus Ross und Mercedes ist der Grund, warum er für uns fährt. Ich denke, dass es gut ist, wie es ist."

"Ich bin ganz klar noch gut genug für das Spitzenfeld der heutigen Formel 1." Michael Schumacher