Kovalainen klammert sich an den Strohhalm Caterham

Heikki Kovalainen hat die Hoffnung auf einen Verbleib bei Caterham noch nicht aufgegeben, weiß aber, dass ihm langsam die Zeit davonläuft

(Motorsport-Total.com) - Dreieinhalb Wochen vor dem Start der ersten Testfahrten wartet der zweite Caterham immer noch auf seinen neuen Chauffeur. Bewerber für den Platz neben Charles Pic gibt es mehr als genügend. Gute Chancen dürfen sich Bruno Senna und Witali Petrow ausrechnen. Dessen bisheriger Teamkollege Heikki Kovalainen spekuliert ebenfalls noch auf einen Verbleib im Team. Auch Caterham würde die Zusammenarbeit mit dem Finnen prinzipiell gerne fortsetzen, allerdings fehlt ihm, was Senna und Petrow haben: Sponsorengelder.

Titel-Bild zur News: Heikki Kovalainen

Heikki Kovalainen blickt einer ungewissen Zukunft entgegen Zoom

"Sie würden mich gerne behalten und haben bei einigen der aktuellen Sponsoren angefragt, ob sie die Lücke zwischen mir und einigen Bezahlfahrern auffüllen können. Auf diese Antwort warten wir noch", wird Kovalainen von 'Autosport' zitiert. Der Finne betonte, dass es ihm bei den Verhandlungen mit Caterham nicht um sein Gehalt gehe. Allerdings könne er im Gegensatz zu anderen Fahrern auch keine Sponsorengelder ins Team bringen. "Dieser Unterschied ist das Problem", erklärt Kovalainen. "Das ist die große Frage."

Lange Zeit sah es für ihn nach einer Vertragsverlängerung aus, doch das Rennen in Singapur brachte eine Trendwende: "Seitdem wurde es mit Caterham etwas komplizierter", sagt Kovalainen. Beim Nachtrennen in der asiatischen Metropole war Timo Glock im Marussia auf Platz zwölf gefahren und hatte damit Caterham vom wichtigen zehnten Platz in der Konstrukteurswertung verdrängt. Dadurch gerieten laut Kovalainen seine bis dahin gut verlaufenden Verhandlungen mit Caterham ins Stocken.

"Sie würden mich gerne behalten." Heikki Kovalainen

Lob und Anerkennung reicht nicht aus

"Ich hatte den Vertrag fast schon auf dem Tisch liegen, aber die Tatsache, dass wir durch den Verlust des zehnten Platzes Geld zu verlieren drohten, war ein großer Faktor", sagt Kovalainen. Zwar gewann das Team diesen zehnten Platz und die damit verbundenen TV-Gelder durch den elften Platz von Witali Petrow beim Saisonfinale in Brasilien wieder zurück, doch diese Wendung kam für Kovalainen möglicherweise zu spät, und spielte vielmehr seinem bisherigen Teamkollegen in die Karten, der nach seiner "Rettungstat" bei Caterham wieder höher im Kurs steht.

Jean-Eric Vergne, Heikki Kovalainen

Trotz guter Leistungen bei Caterham droht Kovalainen das Aus in der Formel 1 Zoom

Somit steht Kovalainen stand heute vor dem Aus in der Formel 1 und damit vor den Trümmern seiner Karriere. "Diese Situation müssen wir akzeptieren", sagt er. "Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung, aber die Resultate in den vergangenen zwei oder drei Jahren waren nicht gut genug für ein top Auto", gibt der Finne unumwunden zu. "Und die Durchschnitts-Teams sind gezwungen, Bezahlfahrer zu nehmen. So sind die Regeln im hintern Teil des Feldes."

Da nützt es dem 31-Jährigen auch nur wenig, dass er mit seinen Leistungen bei Caterham (und vormals Lotus) in den vergangenen drei Saisons die Anerkennung vieler Beobachter gewonnen hat. "Auch wenn die Leute sagen, dass ich einen guten Job gemacht habe, ist Platz 15, 16 oder 17 auf dem Papier natürlich nicht so gut wie Sechster, Siebter oder Achter." Dennoch hätte sich Kovalainen, der 2012 zeitweise mit Sauber in Verbindung gebracht wurde. bessere Chancen auf dem Transfermarkt ausgerechnet. "Ich war ein wenig überrascht. Nach der vergangenen Saison hätte ich gedacht, dass ich in einer besseren Position wäre."

"Ich hätte gedacht, dass ich in einer besseren Position wäre." Heikki Kovalainen

Letzte Hoffnung Caterham

So ist der Verbleib bei Caterham Kovalainens letzte Hoffnung. Sollte ihm eine Einigung mit seinem bisherigen Rennstall nicht gelingen, sieht der Finne schwere Zeiten auf sich zukommen. "Dann müsste ich mich nach etwas anderem umsehen, aber das wäre ziemlich katastrophal für mich, denn es ist schon ziemlich spät, und jeder hat seine Saison geplant das entsprechende Paket schon geschnürt", schätzt Kovalainen die Situation ein. "Aber damit muss ich leben."

Die Alternative, sich einem Team als Ersatzfahrer anzuschließen, ist für den 31-Jährigen wenig reizvoll. "Ich weiß nicht, ob das das Richtige wäre. Sollte ich nicht an Rennen teilnehmen, würde ich gerne ein gutes Auto fahren, aber dazu kommen die Ersatzfahrer kaum. Es ist eine schwierige Situation." Sich um zusätzliche Sponsoren zu bemühen und sich damit einen Platz in der Formel 1 zu sichern, kommt für ihn ebenfalls kaum in Frage.

"Wenn es richtig viel Geld wäre und ich mir damit zwei oder drei Jahre lang ein Auto sichern könnte, mit dem ich gute Resultate einfahren kann, dann wäre es vielleicht sinnvoll", meint Kovalainen. "Aber Geld zu besorgen, nur um ein Jahr lang in einem kleinen Team zu fahren, bringt nichts. Ich bin kein Rookie mehr und muss daher Ergebnisse bringen. Außerdem würde mich das nicht zufriedenstellen."


Fotos: Caterham-Weihnachtsfeier in Leafield


Kein Plan B

Konkrete Vorstellung von einem Engagement außerhalb der Formel 1 hat er jedoch nicht: "Im Moment bin ich mit meinem Herzen nur bei der Formel 1, alles andere interessiert mich nicht. Über einen Plan B habe ich noch nicht nachgedacht." Diese Situation ist für Kovalainen jedoch nicht neu. "Nach meinen Jahr bei Renault war es bis zum Dezember ähnlich. Da wusste ich auch nicht, was passieren wird. Doch dann rief mich Martin Whitmarsh (McLaren-Teamchef, Anm. d. Red.) und alles änderte sich!"

"Im Moment bin ich mit meinem Herzen nur bei der Formel 1." Heikki Kovalainen

Derzeit kann Kovalainen jedoch nur abwarten und sich körperlich in Schuss halten. "Ich bereite mich so vor, als würde ich Rennen fahren. Ich war etwas länger in Finnland und habe viel an meiner Fitness gearbeitet." Für ihn kommt es darauf an, sich bereitzuhalten, falls der erlösende Anruf von Caterham kommen sollte. Allerdings weiß der Finna auch, dass dieser nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen sollte: "Die Saison hat im Grunde schon angefangen. Ich sollte mich jetzt schon mit dem Team und den Ingenieuren vorbereiten, daher wird es recht schwierig."

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