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Kimi Räikkönen: Taktik-Poker ging nicht auf

Kimi Räikkönen hat sich mit Glück den dritten Platz beim China-Grand-Prix retten können - Eine ausgefallene Strategie-Variante ließ ihn ins Hintertreffen geraten

(Motorsport-Total.com) - Es war der Rennsonntag der kreativen Strategien mit denen einige positiv überraschen konnte, andere aber aufs falsche Pferd setzten. Kimi Räikkönen gehörte beim Grand Prix von China zu Letzteren. Ferrari ließ ihn einen langen ersten Stint fahren, der ihn zunächst weit zurück spülte. Der gewünschte Effekt blieb am Ende aus. Nut das durch eine Safety-Car-Phase ausgelöste Chaos bescherte ihm nach einem starken Wochenende noch das eigentlich verdiente Podium mit Platz drei.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen hatte sich das Rennen in Schanghai anders ausgerechnet Zoom

Räikkönen hatte bereits am Start das Nachsehen, als ihn ausgerechnet Vettel in eine prekäre Situation brachte. "Wir hatten eigentlich einen guten Start, aber ich wurde leider ein wenig geblockt und dann in der ersten Kurve überholt", erklärt er. "Danach hatte ich Probleme, den anderen Autos zu folgen. Da war zum Beginn des Rennens natürlich alles andere als ideal. Und dann sind wir sehr lange draußen geblieben ..."

In der Strategie-Schlacht von Schanghai hatte Ferrari den Kürzeren gezogen. Red Bull initiierte mit frühen Stopps den Undercut auch bei Mercedes und die Scuderia reagierte etwas zu spät mit dem führenden Sebastian Vettel. Während dieser bereits hinter Valtteri Bottas zurückfiel, drehte Räikkönen weitere Runden auf den weichen Reifen, mit denen er ins Rennen gegangen war.

Ferrari setzte dabei wohl auf den sogenannten "Overcut", um Räikkönen in der Endphase des Rennens auf den frischeren Reifen angreifen zu lassen. Ob das von vorneherein der Plan war, wurde nicht aufgeklärt. Als Letzter der Spitzengruppe wurde er erst in Runde 27 (9 Runden nach Mercedes) an die Box geholt, nachdem er zuvor schon von Bottas und Vettel kassiert worden war. Er kam als Sechster wieder heraus.


Fotos: Kimi Räikkönen, Grand Prix von China


Hat sich Räikkönen dabei für Vettel opfern müssen, um Mercedes noch in Schach zu halten? Diese These drängt sich den Zuschauern bei Ferrari immer schnell auf. Ex-Pilot und TV-Experte Nico Rosberg gibt der Verschwörungstheorie Futter und posten in einer Twitter-Fragerunde unter anderem: "Das sah heute sehr danach aus. Aber so machen sie das eben. Zu Michale Schumachers Zeiten hat das ja auch immer gut funktioniert, also bleiben sie dabei."

Aber der "Iceman" sollte in diesem Rennen auch noch das Glück des Tüchtigen ereilen. Denn kurz nach seinem eignen Stopp kam es zu einer Safety-Car-Phase. Die nutze Red Bull für einen aggressiven Strategiewechsel auf die ultraweichen Reifen, was für Chaos in der Spitzengruppe sorgte. Für Ferrari und Mercedes kam das Safety-Car zu spät auf die Strecke, um es für einen Boxenstopp auszunutzen.

Nach Kollisionen von Verstappen mit Hamilton und Vettel fand sich Räikkönen in der Schlussphase hinter Bottas wieder - beide waren bereits von Daniel Ricciardo geschnupft worden, der das Rennen gewann. Auf frischeren Medium-Reifen wagte Räikkönen sogar noch einen Angriff auf Bottas.

"Ich hatte eine gute Pace auf den Medium, aber es hätte am Ende vielleicht die Soft gebraucht, um richtig anzugreifen", erklärt er. "Es sah schon nicht schlecht aus. Wir waren auch viel schneller als Valtteri. Aber wenn man nahe an ein voranfahrendes Auto herankommt, wird es so schwierig. Da hat man nur eine Chance, wenn man einen viel besseren Reifen hat."

Valtteri Bottas, Daniel Ricciardo, Kimi Räikkönen

Mit Ricciardos Begeisterung konnte Räikkönen nicht mithalten Zoom

Nach dem Ausfall in Bahrain konnte Räikkönen in China jedenfalls wieder 15 Punkte mitnehmen und in der Gesamtwertung auf Platz fünf aufschließen. Ferrari kann aus den ersten drei Rennen der Saison mit dem Selbstvertrauen nach Aserbaidschan ((29. April) reisen, einen äußerst starkes Paket zu haben. Doch auch Räikkönen ist mittlerweile aufgefallen, dass die Siege in diesem Jahr über Strategie und Reifenbehandlung entscheiden werden.

"Das heutige Ergebnis ist auch nur dadurch zustande gekommen, wie mit den reifen umgegangen wurde", sagt er. "Da kann man sich auch ins eigene Fleisch schneiden. Es ist schwer zu sagen, wer bei reinem Speed die Nase vorne hat. Ich denke aber auch, dass da keine schlechte Unterhaltung ist", betont er. "Denn jeder ist heiß drauf, herauszufinden, wer der Beste ist, aber keiner kann es vorhersagen, weil es sich von Rennen zu Rennen ändert. Der kleinste Unterschied kann schon eine große Wirkung haben."

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